Von: APA/dpa
Dänemark hat bald einen neuen Monarchen: Am Sonntag übernimmt der bisherige Kronprinz Frederik unter dem Namen Frederik X. das Zepter von seiner Mutter, der langjährigen Königin Margrethe II. Die Monarchin hatte in ihrer Silvesteransprache überraschend angekündigt, an Tag ihres 52. Thronjubiläums abtreten zu wollen. Die Amtsübergabe erfolgt, indem die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen Frederik zum König proklamiert. Königskrönungen finden in Dänemark nicht statt.
Frederik wurde am 26. Mai 1968 in Kopenhagen als ältester Sohn des damaligen Kronprinzenpaares Margrethe und Prinz Henrik (Henri de Laborde de Monpezat) geboren. Wie seine Mutter ist der künftige König bei seinen Landsleuten beliebt. Bekannt ist vor allem sein sportlicher Eifer: Frederik lief diverse Marathons, absolvierte einen Ironman und rief zu seinem 50. Geburtstag die Laufveranstaltung Royal Run ins Leben. Beim Militär durchlief er mit Mitte 20 die harte Ausbildung zum Kampfschwimmer der Marine. Seine Gemahlin, die aus Australien stammende Kronprinzessin Mary, und er gelten als eingespieltes Team. Das seit 2004 verheiratete Paar hat vier Kinder: Christian (18), Isabella (16) sowie die Zwillinge Vincent und Josephine (12).
Vor allem der älteste Sohn wird nun eine bedeutende Veränderung erleben: Prinz Christian übernimmt mit der Thronbesteigung seines Vaters die Aufgaben eines Kronprinzen. Er werde damit auch zum ständigen Mitglied im Staatsrat, einem Beratungsgremium des dänischen Monarchen, sagte der Monarchieexperte Lars Hovbakke Sørensen der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau. Das bedeute, er werde zum Stellvertreter seines Vaters und nehme die Rolle des Staatsoberhaupts ein, wenn sein Vater im Ausland sei. Bisher war nur vorgesehen, dass Christian in Ausnahmefällen Pflichten seiner Großmutter wahrnehmen sollte.
Der neue König Frederik gilt als jemand, der das Rampenlicht eher scheut. Nicht auffallen in der Menge, den Menschen auf Augenhöhe begegnen – das liegt Frederik. Ein großer Redner war er trotz seiner vielen öffentlichen Auftritte noch nie. Dafür musste er von dänischen Medien in seinen jungen Jahren viel Kritik einstecken.
Als junger Mann hatte der künftige Monarch zudem den Ruf eines Partyprinzen. Skandälchen, Flirts und ein Hang zu schnellen Autos waren in vergangenen Jahrzehnten immer wieder Thema für die Tratschspalten. Doch seit Mitte der 90er-Jahre wurde es ruhiger.
Als er vor einigen Wochen beim abendlichen Ausgehen mit der mexikanischen Prominenten Genoveva Casanova in Madrid gesichtet wurde, überschlugen sich zwar die Boulevardblätter mit Spekulationen – doch Frederik und Mary ließen es stoisch über sich ergehen. Die beiden gelten längst als Dream-Team, das sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt.
Für die Bevölkerung Dänemarks ist der Wechsel an der Staatsspitze freilich ein großer Schritt. Denn die populäre, kunst- und literaturliebende Monarchin Margrethe II. war immerhin mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Thron des Landes gesessen. Ihre eigensinnige, extravagante und unkonventionelle Art machte sie seit Jahrzehnten bei den Dänen beliebt. Ähnlich wie ihre entfernte Verwandte, die im September 2022 nach 70 Jahren im Amt verstorbene britische Königin Elizabeth II., weigerte sie sich lange, die Krone weiterzureichen. Mit dem Tod der Queen wurde Margrethe gar zur am längsten amtierenden Monarchin der Welt. Eine Rücken-Operation im vergangenen Februar und die darauffolgende Rehabilitation dürften jedoch letztlich zum Umdenken beigetragen haben.
Margrethe Alexandrine Thórhildur Ingrid wurde am 16. April 1940 geboren – allerdings nicht als Kronprinzessin. Ihr Vater König Frederik IX. ließ die Thronfolgeregelung erst 1953 ändern, als klar wurde, dass er keine männlichen Nachkommen haben würde. Zuvor konnten Frauen den dänischen Thron nur erben, wenn es keine männlichen Erbberechtigten gab. Mit der Gesetzesänderung gelangte statt Frederiks Bruder Knud seine damals 13-jährige älteste Tochter Margrethe an die Spitze der Thronfolge. Nach dem Tod ihres Vaters bestieg sie am 14. Jänner 1972 den Thron. Ihr Wahlspruch lautete: “Gottes Hilfe, des Volkes Liebe, Dänemarks Stärke.”