Johannes Eder (mitte) und seine Kollegen liefern wieder ab

Leidenschaftliche Vergänglichkeit von Catastrophe & Cure

Mittwoch, 23. April 2025 | 05:00 Uhr

Von: apa

Die Zeit der Metamorphosen ist vorerst vorbei: Die heimische Indieband Catastrophe & Cure hat sich mit ihrem neuen Album “In The Wind” ganz dem Forschen nach großen Gitarrensounds hingegeben. Waren vor zehn Jahren vermehrt elektronische Einsprengsel zu vernehmen, setzt das Quintett den zuletzt eingeschlagenen Weg fort. “Es hat sich natürlich ergeben und war eine konsequente Weiterentwicklung”, erklärt Sänger Johannes Eder die rockige Stoßrichtung.

Mehr als die Summe seiner Teile

Damit spielte er nicht nur auf das Vorgängeralbum “Somewhere Down The Line” (2020), sondern auch jene zwei seitdem veröffentlichten Songs an, die Catastrophe & Cure in den Kosmos von Shoegaze, Grunge und Alternative katapultiert haben. “Cracks in the Pavement” und “Not Me Not Now” finden sich nun als Bonustracks auf der neuen Platte. “Sie sind eine gute Brücke”, so Eder im APA-Gespräch. “Uns war wichtig, dass sie einen Platz auf einem physischen Tonträger finden.” Das Album selbst sollte aber gut durchhörbar sein und im positiven Sinne homogen klingen. “Im besten Fall ist es ja mehr als die Summe der einzelnen Songs, sondern ein schönes, großes Ganzes.”

Stringent ist “In The Wind” in jedem Fall. Schon der titelgebende Opener, aber auch folgende Stücke wie das elegische “Worn Out and Faded” oder der Kracher “Stuck” verschmelzen Eders entrückten Gesang mit breit gefächerten Klängen, werden die Gitarren doch wieder und wieder übereinandergetürmt, um das ganze Bild auszufüllen. “Ist das jetzt unser Sound?”, fragt Eder schmunzelnd zurück, als er auf die Fortschreibung der musikalischen Identität angesprochen wird. “Ich glaube nicht, dass unsere Musik bis in alle Ewigkeit so klingen wird wie auf diesem Album. Aber es hat sich für uns gut angefühlt. Es war schon ein Anknüpfen an die erste eigene Erfahrung und den ersten Zugang zur Musik. Aber keine Ahnung, wo es hingeht. Man will ja auch nicht stehen bleiben und entwickelt sich weiter.”

Vergänglichkeit als inhaltliche Klammer

Welche Reise man bereits absolviert hat, macht zwischendurch “Different Possibilities” deutlich: Eine nur 40 Sekunden lange Fingerübung, bei der über einen an Herzklopfen erinnernden Beat flirrende Synthiesounds gesetzt werden. “Und ‘Stuck’ direkt im Anschluss stellt dann die Frage, wie man mit diesen Möglichkeiten überhaupt umgeht”, so Eder. Ganz generell habe er retrospektiv erkannt, dass sich die Texte um Flüchtigkeit und Vergänglichkeit drehen. “Der thematische rote Faden stellt sich oft erst im Nachhinein betrachtet heraus. Dann erkenne ich, was mich zu dieser Zeit umgetrieben hat.”

Für den Sänger geht es dabei auch um eine gewisse Form der Akzeptanz, was diese Themen betrifft. “Man findet sich mit der Vergänglichkeit ab. Die ist einfach Teil des Lebens. Das Rennen gegen die Zeit gewinnt man nicht.” Oder wie “Stuck” eben aufwirft: “Die ganzen Möglichkeiten, egal ob es darum geht, eine neue Serie zu schauen, oder die große Lebensentscheidung, die ansteht, können eben auch mal überfordern. Man steht da und weiß nicht genau, wohin mit sich. Das ist vielleicht aber auch okay. Manchmal muss man den Sachen Zeit geben.”

Leidenschaft und Flexibilität unter einen Hut bringen

Stichwort Zeit: Deren Verfügbarkeit hat sich im Laufe der Bandkarriere natürlich gewandelt. “Ganz lange sind wir jeden Sonntag im Proberaum gestanden und haben gemeinsam an Songs getüftelt”, erinnert sich Eder. “Jetzt sind wir schön langsam alle Mitte 30 und haben genug andere Baustellen im Leben.” Da sei es auch okay, wenn sich mal jemand etwas zurücknehme. “Man muss schauen, wie man es schafft, die Band trotzdem am Laufen zu halten. Es ist ja ein Bedürfnis und eine Leidenschaft da, aber gleichzeitig braucht man eine gewisse Flexibilität.” An den neuen Songs wurde von Lukas Kargl, Maximilian Atteneder, Dominik Pandelidis, Raphael Rameis und Eder deswegen teils auch remote gearbeitet.

Bei Eder ist ungeachtet all dieser Herausforderungen eine Dankbarkeit und Zufriedenheit erkennbar. “Jeder Albumprozess ist auch irgendwie anstrengend. Manchmal gibt es da Phasen, in denen du denkst: Keine Ahnung, ob ich mir das noch mal antue”, lacht er. “Aber das habe ich beim zweiten Album schon gedacht, und jetzt sitzen wir da. Die Erwartungshaltung ist mittlerweile eine andere, der Zugang entspannter. Und es ist einfach schön, dass wir auf eine lange Bandkarriere zurückblicken können. Wir können noch Konzerte spielen und es finden sich Leute, die dort gern hinwollen. Das ist doch toll.” Wer gern dabei sein möchte, hat ab 30. April bei sieben Auftritten in Österreich Gelegenheit dazu.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E – Catastrophe & Cure auf Tour: 30.4. Röda Steyr, 1.5. Kulturfabrik Kufstein, 2.5. Spielboden Dornbirn, 3.5. Freiraum Übersee, 22.5. Arena Wien, 23.5. Stadtwerkstatt Linz, 24.5. ARGEKultur Salzburg; https://linktr.ee/catastropheandcure)

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