Von: apa
Mit Musik von Taylor Swift dem Burnout entrinnen und mit jener von Bob Dylan aus der Depression finden? Das klingt vielleicht überzeichnet und ist auch kein Patentrezept, aber die Wirkung von Musik auf menschliche Emotionen ist erwiesen. Dies zeichnet Michael Behrendt in seinem jüngst im Reclam-Verlag erschienenen Buch “Playlist zum Glück” nach – und das ganz ohne die Expertise etwa von Psychologen oder Soziologen.
Denn eines steht für den freien Journalisten, Sachbuchautor und Lektor Behrendt fest: Musik ist nicht nur Sinn- und Gemeinschafts-stiftend (wenn etwa eine Konzert-Crowd durch das gemeinsame Erlebnis bei toller Stimmung zu einer Einheit von Gleichgesinnten wird), Musik passt aufgrund der Emotionen, die sie transportiert fast zu jeder Lebenslage. Naturgemäß üben dabei auch die Texte einen großen Einfluss aus.
“99 1/2 Songs” tatsächlich als Playlist abrufbar
Über rund 250 Seiten erstreckt sich Behrendts Analyse der Bedeutung und Wirkung von mehr als 100 Songs aus Genres wie Pop, Rock, Blues und Soul – auf dem Cover verspricht er “99 1/2 Songs für ein erfülltes Leben”, die auch dem Buchtitel entsprechend tatsächlich als Playlist abrufbar sind: diese ist auf Spotify hinterlegt und mit den Stichworten “Reclam” und “Playlist zum Glück” auffindbar (im Buch ist auch ein Code für den Link abgedruckt).
Was Behrendt, der u.a. bereits das Buch “Mein Herz hat Sonnenbrand” über schiefe bis irrwitzige Songtexte der deutschsprachigen Popmusik herausgebracht hat, fasziniert, ist, dass Musik eine starke emotionale Kraft hat, mit der sie Menschen auch jenseits von Rationalität und Logik erreichen und somit deren Leben bereichern kann. So enthalten Poplyrics oft Tipps zur Lebensführung oder zum Umgang mit bestimmten Situationen, sei es nun Herzschmerz, das Gefühl absoluter Sinnlosigkeit oder gar Ausweglosigkeit, oder etwa die Frage, was man in seinem Leben noch alles erreichen oder wie man mit seinen Mitmenschen umgehen will.
Trost, Motivation und Therapie
“Musik kann trösten, motivieren und therapeutisch wirken”, heißt es auf dem Klappentext. Auf welche Art und Weise sie das tun kann, wird zwischen den Buchdeckeln in sechs Kapiteln anhand der vom Autor nach subjektiven Kriterien ausgewählten Songs analysiert. Nachdenken über die menschliche Existenz, der Umgang mit Mitmenschen, Liebe und Partnerschaft, oder aber die eigene Zufriedenheit und Resilienz sind einige der Leitthemen, zu welchen der Autor jeweils zahlreiche Songs aus dem Pop- und Rockuniversum gesammelt hat.
So erfahren wir etwa, dass das Hören von “Dust in the Wind” der Gruppe Kansas “wie Entspannungstee” wirkt, oder dass man anhand von John Lennons “Imagine” die Macht der eigenen Vorstellungskraft begreifen und nutzen kann. Wir lernen mit Herbert Grönemeyers “Der Weg”, dass man auch bei der Verarbeitung der schlimmsten Trauerfälle nach vorne blicken und das eigene Leben weiterleben soll.
Die Rolling Stones lehren uns mit “You Can’t Always Get What You Want”, dass zwar nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen können, man jedoch in den meisten Fällen zumindest das bekommt, was man braucht – womit man ja auch zufrieden sein kann. Nicht vorbei konnte Behrendt auch an Louis Armstrongs Klassiker “What a Wonderful World”, der laut ihm “eine positive Grundhaltung, die man sich immer wieder erarbeiten muss”, vermittelt. Und es muss eine wundervolle Welt sein, wenn sie die Musik mit all ihren wohltuenden Nebenwirkungen anzubieten hat!
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