Die Hawelkas und viele andere Originale werden porträtiert

Michael Horowitz beschreibt in neuem Buch “Wiener Originale”

Dienstag, 28. November 2023 | 06:05 Uhr

Von: apa

Was ist ein Wiener Original? Will man diese Frage mit Namen beantworten, so sind auf jeden Fall Heinz Conrads, die Hawelkas, Friedensreich Hundertwasser, Maxi Böhm, Ernst Happel und Wili Resetarits zu nennen. Sie und rund 40 weitere Persönlichkeiten, die der Bundeshauptstadt ihren Stempel aufgedrückt haben, werden im neuen Buch “Wiener Originale” (ueberreuter-Verlag) porträtiert. Für den Autor Michael Horowitz gehört es zu einem Wiener Original, sich vom Mittelmaß abzuheben.

Eines fällt gleich einmal auf, wenn man sich die Lebensgeschichten der auf mehr als 200 Seiten gewürdigten Menschen ansieht: Man muss nicht unbedingt in Wien geboren und auch nicht in der schönen Donaumetropole aufgewachsen sein, um zu einem Original dieser an Kultur, Tradition, aber auch einer ganz eigenen Art von Schmäh so reichen Stadt zu werden. Egal, woher man kam oder kommt, hat man den Großteil seines Wirkens hier vollbracht und dabei das, was Wien ausmacht, repräsentiert, so gehört man zu diesem erlauchten Kreis.

Die so berühmt gewordenen Kaffeesieder des Hauses Hawelka etwa kommen aus zwei verschiedenen Bundesländern: Josefine Hawelka etwa verbrachte ihre ersten 16 Lebensjahre in Oberösterreich, ihr Gatte Leopold wuchs im niederösterreichischen Weinviertel auf. Die ursprüngliche Herkunft von Willi Resetarits, dem späteren Ostbahn Kurti, ist bekanntlich das burgenländische Stinatz. Ergo: Sogenannte “Rucksackl-Wiener” haben durchaus Chancen, einmal echte Wiener zu werden. Andere wiederum, zum Beispiel Hedy Lamarr, sind in Wien geboren und haben große Teile ihres Lebens anderswo verbracht – auch sie gehören aber zu den prägenden Persönlichkeiten dieser Stadt.

Ein Großteil der in diesem Buch vom Schriftsteller, Journalisten, Fotografen und Verleger Horowitz porträtierten Menschen entstammt naturgemäß der Kulturszene. Neben Resetarits sind die Geschichten von Musikern wie Hermann Leopoldi oder den zeitgemäßeren Ernst Molden und – als jüngstem “Original” des Bandes – und Nino aus Wien zu lesen, die Literatur ist u.a. mit Friederike Mayröcker, H. C. Artmann und Christine Nöstlinger vertreten.

Wien war aber auch immer eine Hochburg des runden Leders, was durch Porträts von Happel, Matthias Sindelar und Ernst Ocwirk zum Ausdruck kommt. Doch auch die frühere Opernball-Organisatorin Gräfin Christl Schönfeldt, Life-Ball-Pionier Gery Keszler, “I bin’s, dei Präsident” Josef Holaubek haben den Weg in Horowitz’ informativen und unterhaltsamen Schmöker gefunden. Darüber hinaus wird an Personen erinnert, die zwar nicht sangen, schauspielerten, kickten oder Bälle organisierten, jedoch mit ihrem Wirken und Auftreten zum Stadtbild gehört haben. Dazu gehören etwa der Friedens- und Umweltaktivist Waluliso und der “Sandlerkönig” Baron Karl.

Eines macht das Buch deutlich: Die Mischung macht’s aus! Es handelt sich um Menschen völlig unterschiedlicher Charaktere mit unterschiedlichen Biografien und Wirkungsbereichen, die aber eines gemeinsam haben: Sie gehören zu dieser Stadt und haben in ihrem Leben das Wesen der Metropole mitgeprägt. Und naturgemäß fallen einem viele Namen ein, die hier keine Berücksichtigung gefunden haben. Falco etwa, der es von Wien aus zu Weltruhm brachte und dabei “Ganz Wien” und das “Wiener Blut” besang. Doch einerseits können Werke wie dieses prinzipiell keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, andererseits klärt der Autor selbst im Vorwort auf, dass man neben dem “Falken” auch Romy Schneider, Niki Lauda und Hans Krankl vermissen könnte – und dass er diese bereits im 2022 erschienenen Buch “”Legenden. Menschen, die Österreich bewegten” beschrieben hat.

(S E R V I C E – Michael Horowitz: “Wiener Originale. Prägende Persönlichkeiten einer Stadt”, ueberreuter, 210 Seiten, 34,00 Euro)