Von: apa
In der neuen Comedyserie “Viktor Bringt’s” spielt Moritz Bleibtreu unter der Regie von Ed Herzog (bekannt für die Eberhofer-Verfilmungen) den ruppigen Technikervater von Enzo Brumm. Im Gespräch mit der APA spricht der Deutsche mit österreichischen Schauspielereltern (Monica Bleibtreu und Hans Brenner) über Wiener und Berliner Humor, seine Liebe zu Comedy und seine ersten Worte. Er wechselt dabei auch mühelos ins Wienerische.
Vielen Menschen ist Moritz Bleibtreu vielleicht mehr als dramatischer Schauspieler bekannt, aber der 52-Jährige kann auch ungemein lustig sein, zählen zu seinen Helden schließlich Komiker wie Louis de Funès und Hans Moser. In jeder von acht kurzweiligen Folgen von “Viktor Bringt’s” verhandelt die deutsche Amazon-Serie von Marcus Pfeiffer jedenfalls Klischees über Männer, Generationen, Künstliche Intelligenz und mehr. Ein Krokodil spielt auch mit.
APA: Herr Bleibtreu, wie sollte sich die Serie denn anfühlen?
Moritz Bleibtreu: Es hat sofort Klick gemacht, als mir die Serie zum ersten Mal gepitcht wurde. Ich mag es, wenn man eine unmittelbare Identifikation hat. Jeder hat schon einmal einen Handwerker im Haus gehabt. Gleichzeitig wird es oft übersehen – als Thema. Das hat mich sofort interessiert. Das ist doch volksnah, finde ich. Ganz nah an dem dran, was jeder kennt.
APA: Ed Herzog hat Sie als “Dialektgenie” bezeichnet. Sie sind in München geboren und leben in Hamburg. Jetzt haben Sie eine Berliner Schnauze. Ist Ihnen das so leicht gefallen wie es aussieht?
Bleibtreu: Ich hatte beim Lesen sofort die Berliner Schnauze im Ohr. Ich hab’ mit Dialekten schon immer gerne gespielt. Das mog a bissal daran liegen, dass meine Mutter ja aus Österreich kommt (wechselt ins Wienerische). Meine Mutter hat ja erst mal lernen müssen, Hochdeutsch zu sprechen. Meine ersten Worte waren “a ant’n” (lacht). Das ist Bayerisch für Ente.
APA: Sie beherrschen auch das Wienerische wie ich höre…
Bleibtreu: Des is a bissl schwierig. Des dauert a bissl (wechselt wieder ins Wienerische). Es ist nicht so wichtig, dass es perfekt ist. Da geht’s mehr um eine Haltung, die ein Dialekt mit sich bringt. Sprachen bringen Mimik und Körpersprache mit sich. Der Berliner Dialekt bringt auch eine gewisse Art zu denken mit sich.
APA: Berlin ist eine eigene Figur in der Serie. Was macht denn den Berliner Humor aus? Ed Herzog meinte, die Berliner lachen nicht so gerne über sich selbst.
Bleibtreu: (wechselt ins Berlinerische) Ne, det stimmt, lieber über andere. Die Berliner sind halt die Berliner. Eher schroff, aber trotzdem herzlich. Nie übertrieben freundlich. Und haben das, was Russen auch ganz stark haben, so eine Hassliebe zur eigenen Kultur. Auf der einen Seite ist Berlin das “Allergeilste” und auf der anderen Seite ist es eine “Drecksstadt” (lacht).
APA: Das kennt man auch aus Wien.
Bleibtreu: Wien hat das ganz extrem (lacht). Die Wiener sind ja bekanntlich sehr stolz darauf, dass der Zentralfriedhof zwar nur halb so groß ist wie Zürich, aber doppelt so lustig sein soll. Ich mag den Wiener Humor sehr.
APA: Apropos Humor, ich bin mit Ihren Filmen aufgewachsen. “Lola rennt”, “Das Experiment”, “Elementarteilchen”… Aber ich kenne Sie eher als dramatischen Schauspieler. In letzter Zeit spielen Sie immer mehr Komödie. Zieht es Sie jetzt mehr zu dem Genre hin?
Bleibtreu: In meiner Kindheit wollte ich eigentlich Komiker werden. Meine größten Helden waren immer Buster Keaton, Adriano Celentano, Louis de Funès und natürlich Hans Moser. Ich habe später erst gelernt, dass Drama auch großartig sein kann. Man wird ja auch oft gefragt: Wonach wählen Sie Ihre Rollen aus? Ich habe irgendwann gelernt, dass es eine Reaktion darauf ist, was einen selbst gerade beschäftigt. Mir macht Comedy gerade einfach unheimlich viel Spaß.
APA: Rollen spiegeln wider, was einen gerade im Leben umtreibt. Sie haben selbst zwei Söhne…
Bleibtreu: Der Große ist jetzt genau in dem Alter, wo all diese Dinge beginnen, eine Rolle zu spielen. Was ich an “Viktor Bringt’s” so schön finde, ist, dass die generationsbedingten Konflikte, die da entstehen, neu beantwortet werden müssen. Was wir eigentlich hier erzählen, ist: dass alle von allen lernen können. Ich bin grundsätzlich ja ein idealistischer Mensch.
APA: In einer Szene sagt Ihr Serienvater zum Sohn: “Es gibt Träumer und Macher, es gibt Bohrer und Sauger”. Welcher von beiden sind denn Sie?
Bleibtreu: Weder noch! Wie so oft im Leben hoffentlich ein gesundes Mittelmaß. Ich bin hoffentlich nicht jemand, der Sachen kaputt denkt, sondern auch macht.
APA: Sie sind auch jemand, der sich seinen Traum verwirklicht hat, oder? Sie sind seit den 70ern im Geschäft.
Bleibtreu: Das kann man gar nicht so sagen. Eigentlich war es so, dass ich meine Mutter damals ausgetrickst habe, und das hat mir die Möglichkeit geboten, in einem Film mitzumachen. Meine Mutter hat mir danach verboten, weiter Filme zu drehen, obwohl ich Angebote im zarten Alter von neun oder zehn bekommen habe. Sie hat zu mir gesagt: “Wenn du das später im Leben machen willst, dann musst du zuerst eine Ausbildung machen”. Das hab’ ich dann auch auf meine Art und Weise gemacht. Es war auch sehr gut, dass sie das durchgesetzt hat. Ich habe mir nie “einen Traum erfüllt”, weil ich nie einen Traum hatte. Dass ich Schauspieler werde, das war für mich eine Gewissheit. Ich hab’ es gewusst und hab’ dann tierisches Glück gehabt. Ich empfinde es vor allem auch als das: Glück.
APA: Sehr bescheiden …
Bleibtreu: Nein, das ist eine Tatsache. Ich hab’ einfach echt wahnsinniges Glück gehabt. Und hoffe, dass mir nicht irgendwann der Himmel auf den Kopf fällt.