Von: APA/dpa
Zwei Auszeichnungen für Österreich gab es am Freitag bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises in Berlin: Simon Morzé wurde als bester männlicher Hauptdarsteller für seinen Auftritt in dem Historiendrama “Der Fuchs” gewürdigt. Adele Neuhauser erhielt die Auszeichnung der besten Nebendarstellerin für ihre Rolle im Film “15 Jahre”. Der Hauptpreis für den besten Film (“Goldene Lola”) ging an den Streifen “Sterben” des deutschen Regisseurs Matthias Glasner.
Der dreistündige Siegerfilm gewann insgesamt vier Preise: Neben der besten Filmmusik (Lorenz Dangel) wurde Corinna Harfouch als beste Hauptdarstellerin geehrt, Hans-Uwe Bauer für die beste männliche Nebenrolle.Die 69-Jährige Harfouch bedankte sich sichtlich gerührtauf der Bühne bei ihrem Schauspielkollegen Lars Eidinger, Regisseur Glasner und ihrer Familie.
“Sterben” ist ein komplexes und vor allem schonungsloses Drama. Doch anders als der Titel vermuten lässt, ist “Sterben” eigentlich ein Film über das Leben in all seinen Facetten: Liebe, Trauer, Verlust, Tod und Geburt.
Ausgangspunkt ist der Tod des demenzkranken Vaters Gerd (Bauer). Das zwingt die Mitglieder der Familie Lunies, sich wieder miteinander auseinanderzusetzen. Liebe, Zuneigung und Herzenswärme sind Fremdworte für sie. Die Situation eskaliert, als klar wird, dass auch die schwer kranke Mutter (Harfouch) kurz vor dem Ende ihres Lebens steht.
Morzé spielt in “Der Fuchs” einen österreichischen Soldaten namens Franz, der im Zweiten Weltkrieg einen jungen Fuchs aufzieht. “15 Jahre” ist ein deutsch-österreichisch-luxemburgisches Drama von Regisseur Chris Kraus.
Der ORF freute sich am späten Abend in einer Aussendung, dass mit “Der Fuchs”, “15 Jahre” und “Die Theorie von Allem”drei vom ORF im Rahmen des Film/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Kinofilme Preise erhielten.
Die 69-Jährige nahm den Preis für die beste weibliche Hauptrolle entgegen. Sichtlich gerührt bedankte sich Harfouch auf der Bühne bei ihrem Schauspielkollegen Lars Eidinger, “Sterben”-Regisseur Matthias Glasner und ihrer Familie.
“Sterben” ging mit neun Nominierungen als Favorit beim Filmpreis ins Rennen. In dem dreistündigen Film um eine zerrüttete Familie spielt Harfouch die Mutter und Ehefrau Lissy Lunies. 2003 gewann Harfouch bereits den Deutschen Filmpreis für ihre Nebenrolle als Rabia von Katzenstein im Kinderfilm “Bibi Blocksberg”.
Die türkisch-deutsche Regisseurin Ayşe Polat erhielt für ihren Politthriller “Im toten Winkel”den Preis für das beste Drehbuch. Polat nahm widmete den Preis bei der Übergabe “allen Frauen, die mutig für Gerechtigkeit und Freiheit kämpfen.”
“Im toten Winkel” dreht sich um die Schwierigkeiten einer Crew, die im Nordosten der Türkei einen Dokumentarfilm drehen will und dabei beobachtet wird. Es kommt zu sonderbaren Zwischenfällen.
Insgesamt werden bei dem Filmpreis in 17 Kategorien die begehrten Lolas verliehen. Großer Favorit war das gleich in neun Kategorien nominierte Drama “Sterben” von Regisseur Matthias Glasner. Sechs Nominierungen erhielt “Die Theorie von Allem” von Timm Kröger, der Film “Der Fuchs” von Adrian Goiginger folgte mit fünf Nominierungen.
Die seit 1951 jährlich verliehene Lola gilt als die wichtigste deutsche Auszeichnung für Filmschaffende. Neben Spielfilmen werden auch Dokumentar- und Kinderfilme ausgezeichnet. Die Lola ist mit Preisgeldern von insgesamt knapp drei Millionen Euro dotiert, die Entscheidung über die Preisvergabe treffen die Mitglieder der Deutschen Filmakademie.
Die deutsche Holocaust-Überlebende Margot Friedländer wandte sich mit einem dringlichen Appell an die Filmschaffenden. “Als ich vor 14 Jahren zurückgekommen bin, hätte ich es mir nicht träumen lassen, was jetzt in der Öffentlichkeit los ist. So hat es damals auch angefangen”, sagte die 102-Jährige am Freitagabend in Berlin.
Friedländer wurde von Regisseur Wim Wenders und der Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal auf die Bühne begleitet. “In diesem Raum sitzen ganz viele Geschichtenerzähler. Ihr habt die Verantwortung, die Kraft des Films zu nutzen, damit so etwas nie wieder passiert”, sagte sie.
“Ich bitte euch, mich zu unterstützen, dass die Geschichte sich nicht wiederholt.” Es liege nun in der Hand aller, das Leben zu gestalten. “Was war, das können wir nun nicht mehr ändern, aber es darf nie, nie wieder geschehen. Ich bitte euch: Seid Menschen.”
Für ihre Rede gab es im Publikum Standing Ovations und tosenden Applaus. Die 102 Jahre alte Friedländer ist eine der wenigen noch lebenden Zeitzeugen der Verfolgung und Ermordungen von Jüdinnen und Juden während der Nazi-Zeit.