Gedreht wurde auch in Südtirol

ORF-Serie “Schnee” – Brigitte Hobmeier: “Ich mag es gerne unheimlich”

Mittwoch, 08. November 2023 | 11:45 Uhr

Von: apa

Die deutsche Schauspielerin Brigitte Hobmeier ist Hauptdarstellerin der ORF-Mystery-Thriller-Serie “Schnee”, die am 13. und 20. November ab 20.15 Uhr in je drei Folgen auf ORF 1 gezeigt wird. Sie spielt die Ärztin Lucia, die mit ihrer Familie aus der Großstadt in den Heimatort ihres Mannes zieht, da ihre Tochter an Asthma leidet. Im Bergdorf werden sie mit irritierenden Vorgängen konfrontiert. Hobmeier im APA-Interview über Klimakatastrophe, Gruselfilme und die Dreharbeiten.

APA: “Schnee” versucht, die Klimakatastrophe in eine Mystery-Handlung einzubauen. Wie stehen Sie zur Klimaproblematik? Unterstützen Sie die Klimaaktivisten?

Brigitte Hobmeier: Wir leben in einer komplizierten Zeit, und im Augenblick scheint der bevorzugte Weg der zu sein, sich der alles überwältigenden Ohnmacht hinzugeben. Und wenn ich ganz, ganz ehrlich bin, oft fehlt mir der Glaube daran, dass wir es herausschaffen werden aus unserem selbst gemachten Klimawandel. Mir imponieren die jungen Klimaaktivisten, die es wagen, Systeme zu hinterfragen und fragwürdige politische Entscheidungen mit revolutionären Gegenentwürfen zu begegnen.

Wie kann man die Politik dazu bewegen, endlich adäquate Maßnahmen zu ergreifen?

Ich bin davon überzeugt, dass es die Politik alleine mit noch mehr Verboten und Geboten nicht schaffen wird. Wenn wir Privilegierten nicht umdenken und in die Verantwortung gehen, wenn wir, jeder einzelne von uns, “die Dinge laufen lassen, weil es ja noch geht”, dann gehts Berg ab. Aus.

Welche Rolle kommt dabei Kunst und Kultur zu?

Kunst und Kultur haben den Auftrag, sich mit den großen Themen unserer Zeit zu beschäftigen. Und auch da gilt, ein komplexes Betrachten ist mir sympathischer als eine einseitige Schuldzuweiserei. Für mich, was nun unsere Serie ‘Schnee’ betrifft, gilt ganz klar: Das Dorf sind wir. Wir alle. Die Klimakrise ist DAS globale Thema. Aber wir waren wahrscheinlich noch nie so weit davon entfernt, dass sich alle Staatschefs an einen großen Welttisch setzen.

Ihre Figur war Ärztin in der Großstadt und zieht nun aufs Land, in die Berge. Wo fühlen Sie sich wohler? Wie nahe ist Ihnen Ihre Figur?

Als ich das Drehbuch gelesen hatte, war mir klar, ich will zu diesem Casting gehen. Die vernunftgetriebene Frau, der nach und nach alle gewohnten Denkstrukturen wegbrechen, weil die Luft zwischen Vernunft und Aberglaube dünn wird, hat mich sofort gepackt. Und weil Sie nach der Natur gefragt haben: Ich habe mich auch für diese Arbeit entscheiden, weil ich in dieser gewaltigen Natur arbeiten wollte. Diese physischen wie psychischen Extremsituationen bereichern mich, egoistisch fast, als Selbsterfahrung.

Wie war es, in der wunderschönen Landschaft Südtirols zu drehen und gleichzeitig mitzubekommen, wie prekär die Lage in den Alpen geworden ist?

Wir haben hauptsächlich in Norditalien gedreht. Nicht so schick und pittoresk wie Südtirol. Herber, wilder, das hat mir schon sehr gefallen dort. Ich glaube, es war Februar oder schon März, als die ersten Waldbrände kamen. Das hat uns schwer bestürzt. Trockene Wälder im März. Es hat uns die Ascheflocken auf den Kopf geregnet bei den Dreharbeiten.

Welches Verhältnis haben Sie zum Mystery-Genre? Gruseln Sie sich gerne?

Ich mag es gerne unheimlich. Aber für Horror habe ich nicht das Gemüt. Aber wissen Sie was: Ich glaube, es macht bestimmt Spaß, einen Horrorfilm zu drehen. Das würde mich schon wieder reizen. Aber anschauen würde ich ihn mir dann wahrscheinlich nicht.

Übersinnliches – glauben Sie daran?

Nein. Aber frei davon bin ich auch nicht. Kunst, Spiritualität, Mystik, Kreativität, Fantasie, das webt alles ineinander.

Ich finde, “Schnee” hat viele Elemente eines modernen Märchens. Ist da was dran?

Oh ja. Das gefällt mir. Märchen handeln von Menschen und Tieren, Übernatürliches ist dabei, Fabelwesen treten auf … Das geschieht auch alles in unserer Geschichte. Das passt sehr gut sogar.

“Schnee” ist beim Kreativteam von vielen starken Frauen geprägt. War das bei der Arbeit spürbar? War etwas daran “anders”?

Ehrlich gesagt ist mir das erst einmal gar nicht aufgefallen. Ich dachte mir nur: Oh schön, so viele Frauen hier. Lieblich ging es trotzdem nicht zu. Wir hatten in einigen Gewerken große Kämpferinnen. Das hat mir gefallen.

Bezirk: Bozen