Von: APA/dpa
Wenn von den bedeutendsten Gitarristen der Musikgeschichte die Rede ist, dann fallen Namen wie Chuck Berry, Jimi Hendrix, Eric Clapton, Jeff Beck oder Eddie Van Halen – und immer auch Jimmy Page. Der Brite, der am 9. Jänner 80 Jahre alt wird, hat mit Led Zeppelin die Rockmusik nachhaltig geprägt. Sein Gitarrensolo für “Stairway To Heaven” landet in Bestenlisten stets weit vorn, und auch 40 Jahre nach ihrer Auflösung sind Led Zeppelin eine der einflussreichsten Bands der Welt.
“Ich wollte Musik machen, um etwas zu schaffen, was das Leben der Menschen verändert und sie für eine Weile glücklich macht”, sagte Page vor einigen Jahren im “Rolling Stone”-Interview. Beginnend mit “ein paar Akkorden” sei es ihm gelungen, die Musik zum Beruf zu machen und alles, was er von musikalischen Vorbildern wie B.B. King oder Muddy Waters gelernt habe, an jüngere Generationen weiterzugeben. “Das ist also wirklich cool.”
Indem sie Elemente von Blues, Rock’n’Roll, Hard Rock, Folk und sogar orientalischer Musik kombinierten, schufen “Led Zep” in den späten 1960er- und 1970er-Jahren einen neuen, unverkennbaren Sound, der viele nachfolgende Musikgenres und unzählige Musiker prägte. Ob Bon Jovi, Kiss, die Foo Fighters oder die verdächtig nach Zeppelin klingenden Greta Van Fleet – kaum eine Rockband der vergangenen Jahrzehnte wurde nicht irgendwie von Led Zeppelin beeinflusst.
Krachende und epische Lieder wie “Whole Lotta Love”, “Kashmir” oder “Immigrant Song” sind Meilensteine des Genres. Der versierte Page, der im Alter von zwölf Jahren das Gitarrespielen angefangen hatte, kannte keine kreativen Grenzen. Er experimentierte mit dem Sound, verzerrte den Klang der Saiten, spielte sein Instrument mit einem Cello-Bogen und bewegte sich wie selbstverständlich zwischen aggressiven Riffs und harmonischen Melodien.
Als Anfang 1969 das Debütalbum mit einem Bild des brennenden deutschen Zeppelins Hindenburg auf dem LP-Cover veröffentlicht wurde, kam es mit krachenden Songs wie “Good Times Bad Times”, “Communication Breakdown” oder dem psychedelischen “Dazed And Confused” – nicht zuletzt dank Pages markantem Gitarrenspiel – einem musikalischen Erdbeben gleich. Umso erstaunlicher ist aus heutiger Sicht, dass die Kritiken ursprünglich mager bis schlecht ausfielen. Doch dank ihrer Qualitäten als Liveband und durch Mundpropaganda wurden Led Zeppelin trotz schlechter Presse schnell weltweit erfolgreich. Zwischen 1968 und 1979 veröffentlichten sie acht Studioalben. Nach dem Tod von Schlagzeuger John Bonham im Jahr 1980 löste sich die Gruppe auf.
Einen Namen hatte sich der am 9. Jänner 1944 in Heston/Middlesex geborene James Patrick Page schon vor Led Zeppelin als Studiomusiker gemacht. In den 60ern – damals hatte er den Spitznamen “Little Jim” – war er bei Aufnahmen von Marianne Faithfull (“As Tears Go By”), Donovan (“Sunshine Superman”), Petula Clark (“Downtown”), den Kinks (“I’m A Lover Not A Fighter”) und vielen anderen Stars involviert. Bei Shirley Basseys James-Bond-Hymne “Goldfinger” soll er die Akustikgitarre gespielt haben. Der junge Page spielte so viele Sessions, dass er heute selbst nicht mehr sagen kann, wie viele es waren – zumal nicht alle Takes mit ihm genutzt wurden. Sogar von den Rolling Stones und The Who existieren Demos mit ihm.
Als man ihm 1964 anbot, seinen Freund Eric Clapton bei den Yardbirds zu ersetzen, lehnte Page zunächst ab. Als Clapton die Band aus eigenem Antrieb verließ, schlug Page seinen Kumpel Jeff Beck vor. Erst 1966 wurde er selbst Mitglied, anfangs jedoch als Bassist. Der kommerzielle Erfolg der Gruppe, deren Besetzung sich ständig veränderte, war allerdings gering. Nach zwei Jahren war Schluss.
1968 formierte der Gitarrenguru die New Yardbirds und rekrutierte dafür Sänger Robert Plant, Bassist John Paul Jones und Schlagzeuger John Bonham. Kurz darauf änderten sie ihren Namen in Led Zeppelin. “Ich hatte nicht nur eine großartige Band, ich hatte ein richtiges Phänomen auf die Beine gestellt”, sagte Jimmy Page 2014 dem Magazin “Guitarist”. “Jeder träumt davon, in einer solchen Band zu sein.”
Auch nach der Trennung musizierte Page immer wieder mit seinen alten Bandkollegen, etwa beim legendären “Live Aid”-Konzert 1985 – mit Phil Collins und Tony Thompson am Schlagzeug – oder 2007 für ein Benefizkonzert in London letztmals als Led Zeppelin. Während die Show von 2007 als Live-Album und Konzert-Video “Celebration Day” erschienen ist, verhindert Perfektionist Page bis heute eine offizielle Veröffentlichung des “Live Aid”-Auftritts, mit dem die Bandmitglieder nach eigener Aussage nicht zufrieden waren.
Mit Robert Plant spielte Page außerdem in der R&B-Supergroup The Honeydrippers (“Sea Of Love”). Er musizierte mit Graham Nash und Stephen Stills sowie den Black Crowes und gastierte auf der Single “One Hit (To The Body)” der Rolling Stones von 1986. Mit Whitesnake-Sänger David Coverdale nahm er das Album “Coverdale-Page” auf, das unverkennbar nach Led Zeppelin klingt.
Privat ist Jimmy Page, der zweimal geschieden ist, mehrere Kinder und eine Adoptivtochter hat, laut Medienberichten mit der 34 Jahre alten britischen Dichterin und Performerin Scarlett Sabet liiert und lebt in der Nähe von London. Hinter den Kulissen arbeitet er weiter am Vermächtnis von Led Zeppelin, kümmert sich um Neuauflagen und andere Veröffentlichungen. Mehrfach äußerte er sich offen für eine Reunion. Doch damit ist nun nicht mehr zu rechen, denn vor allem Sänger Robert Plant hat nach eigener Aussage kein Interesse daran.
Immerhin trat Jimmy Page bei der jährlichen Aufnahmezeremonie der “Rock And Roll Hall Of Fame” im vergangenen November erstmals seit zwölf Jahren wieder live auf. Zu Ehren des 2005 gestorbenen US-Gitarristen Link Wray, den er als seinen “Helden” bezeichnete, spielte Page dessen Klassiker “Rumble” und brachte dafür auch seine ikonische Gibson-Doubleneck-Gitarre mit.
(S E R V I C E – www.jimmypage.com)