Marianne Faithfull 2016 bei einem Konzert im Pariser Bataclan

Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull gestorben

Donnerstag, 30. Januar 2025 | 22:10 Uhr

Von: APA/mhh

Die britische Sängerin und Sixties-Ikone Marianne Faithfull ist tot. Sie starb im Alter von 78 Jahren in London, wie die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf einen Sprecher meldete. “Mit großer Trauer geben wir den Tod der Sängerin, Songschreiberin und Schauspielerin Marianne Faithfull bekannt”, hieß es in einer Stellungnahme.

Faithfull verdankte ihre Berühmtheit in den Sechzigern vor allem ihrer Beziehung mit dem Sänger der Rolling Stones, Mick Jagger. Er schrieb 1964 zusammen mit Keith Richards “As Tears Go By” für die damals 17-Jährige. Mit dem Album “Broken English” gelang Faithfull 1979 ein Comeback nach langen Krisenjahren. Der Titelsong wurde ebenso ein Hit wie ihre Coverversion von “The Ballad of Lucy Jordan”. Dem “It-Girl” der Sechziger gelang, wie der “Rolling Stone” in einem Nachruf schrieb, “ein erstaunlicher zweiter Akt als Sängerin und Songschreiberin”.

Rock ‘n’ Roll-Lifestyle mit Folgen

Faithfull wurde am 29. Dezember 1946 im Londoner Stadtteil Hampstead geboren. Durch ihre Mutter, eine Großnichte des Verfassers erotischer Erzählungen, Leopold von Sacher-Masoch, hatte sie österreich-ungarische Wurzeln. “Meine Mutter war ja Österreicherin. Ich komme immer wieder gerne hierher”, sagte Faithfull 2013 vor einem Auftritt in Wien.

In den Swinging Sixties wurde Faithfull zu einer Königin der Londoner Kings Road und mit Jagger zum Traumpaar dieser Zeit. Mit “As Tears Go By” begann ihre Gesangskarriere. Doch der Rock ‘n’ Roll-Lifestyle forderte seinen Tribut: Faithfull wurde zum Junkie, saß im Gefängnis und lebte zwei Jahre lang auf der Straße. Auf einer Australienreise habe sie 1969 versucht, sich das Leben zu nehmen, erzählte die Sängerin einmal dem “Wall Street Journal”.

Comeback mit knapp 40

Der Stones-Song “Sister Morphine”, den sie zusammen mit Jagger und Richards schrieb und auch selbst erfolgreich interpretierte, reflektiert diese Zeit. Als sie ihr Comeback-Album “Broken English” (1979) aufnahm, war sie immer noch süchtig. Erst mit knapp 40 schaffte sie den Entzug und entwickelte sich als Künstlerin weiter und veröffentlichte bis 2021 Alben. Musiker, Musikerinnen und Acts wie Billy Corgan, Metallica, Anna Calvi, Dave Stewart, Damon Albarn, Nick Cave und PJ Harvey arbeiteten mit ihr.

Die Britin interessierte sich auch für Theater, Film und Fernsehen. In den Sechzigerjahren begann sie mit der Schauspielerei und übernahm Bühnenrollen. Sie spielte auch in mehreren Filmen mit, etwa in der Tragikomödie “Irina Palm” (2007) und im erotischen Drama “Intimacy” (2001), das auf der Berlinale den Goldenen Bären gewann.

Jagger: Wunderbare Freundin

Zu den Rolling Stones gab es keinen Kontakt mehr. “Nicht weil ich sie nicht mag, ich liebe die Stones. Aber sie sind nicht mehr Teil meines Lebens und ich habe gar keine Zeit”, betonte Faithfull einmal gegenüber der APA. Jagger schrieb am Donnerstag auf Instagram, die Nachricht über Faithfulls Tod habe ihn sehr traurig gemacht. “Sie war ein so großer Teil meines Lebens für lange Zeit. Sie war eine wunderbare Freundin, eine hervorragende Sängerin und eine großartige Schauspielerin.”

In ihrem Leben steckte sie viele gesundheitliche Probleme weg, so erkrankte sie 2006 an Brustkrebs und litt lange Zeit an Hepatitis C. Wegen einer gebrochenen Hüfte musste sie 2013 mehrere Monate liegend verbringen. 2020 wurde sie nach einer Covid-Erkrankung im Krankenhaus behandelt. Nun sei sie umgeben von ihrer geliebten Familie friedlich eingeschlafen, zitierte PA laut dpa aus dem Statement. “Ich habe alles gemacht, was ich im Leben machen wollte, und bereue nichts”, zog Faithfull einst selbst Bilanz.

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