Von: apa
Die österreichische Kammerschauspielerin Johanna Matz ist am Ostermontag im Alter von 92 Jahren im Kreise ihrer Familie verstorben. Das gab das Burgtheater, wo Matz von 1950 bis 1993 Ensemblemitglied war, am Mittwochabend bekannt. “Das Haus trauert um Johanna Matz, die dem Burgtheater über viele Jahre eng verbunden war. In über 40 Jahren als Ensemblemitglied stand sie mehr als dreihundertneunzig Mal auf der Bühne” würdigte Direktor Stefan Bachmann die Schauspielerin.
Matz, am 5. Oktober 1932 in Wien geboren, war stets eine Frühstarterin. Als Vierjährige erhielt sie Ballettunterricht, später besuchte sie als Schülerin von Grete Wiesenthal die Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien und danach das Max-Reinhardt-Seminar, wo sie bei der Abschlussaufführung 1950 von Regisseur Berthold Viertel entdeckt und für das Stück “Frankie und die Hochzeit” ans Burgtheater engagiert wurde.
Dem Haus am Ring blieb sie – mit einer Unterbrechung von 1952 bis 1954 – treu. 1967 wurde sie als bis dahin jüngste Darstellerin zur Kammerschauspielerin ernannt. Matz spielte in Klassikern von Shakespeare, Schnitzler oder Tschechow ebenso wie in Aufführungen zeitgenössischer Autoren wie Peter Handke und Thomas Bernhard. Ab Ende der 70er-Jahre konzentrierte sie sich auf Lesungen in ganz Europa, kehrte aber 1993 in “Geliebter Lügner” von Jerome Kilty noch einmal zum Abschied auf die Bühne zurück.
Der älteren Generation war “Hannerl” Matz als das sprichwörtliche “süße Mädel” in vielen Nachkriegsfilmen ein Begriff. Der spätere “Sissy”-Regisseur Ernst Marischka ließ sie 1951 in “Zwei in einem Auto” erstmals als freches “Wiener Mädel” auftreten. Die Mitwirkung in Filmen wie “Die Försterchristel”, “Hannerl”, “Das Dreimäderlhaus” oder “Der Kongress tanzt” führten schließlich dazu, dass der Darstellerin dieses Image lebenslang haften blieb. Auch “Im weißen Rößl” mit Johannes Heesters wurde zum Publikumsschlager. Regisseur Otto Preminger holte sie für seinen Film “Die Jungfrau auf dem Dach” nach Hollywood.
In den 60er-Jahren distanzierte sich Matz von diesem Bild mit Rollen in klassischen Stücken der Weltliteratur auf der Bühne und im Fernsehen, darunter Schnitzlers “Anatol”, Lessings “Minna von Barnhelm”, oder Goethes “Stella”. Den größten Fernseherfolg hatte die Schauspielerin aber in Erich Neubergs Inszenierung der “Geschichten aus dem Wiener Wald”, wo sie neben Helmut Qualtinger und Hans Moser spielte.
2002 erhielt Matz das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse verliehen, 2004 war sie noch einmal in einer Folge des “Schlosshotel Orth” zu erleben.
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