Von: APA/dpa
Rudolph Moshammer war eine Münchener Ikone. Man sah ihn im Rolls Royce vorbeirauschen oder über den Roten Teppich spazieren. Seine Modeboutique in der noblen Maximilianstraße wurde Treffpunkt der Prominenz. Oft dabei: Schoßhündchen Daisy, die in der Boulevardpresse ebenso Schlagzeilen machte wie Moshammer selbst. Filme, Dokumentationen, ein Musical und sogar eine Oper gibt es über Moshammer, dessen Leben 2005 gewaltsam endete. Nun wagt sich das Residenztheater an den Stoff.
Am Samstag (27. April) wird im Theater am Marstall das Stück “Mosi – The Bavarian Dream” uraufgeführt, inszeniert und geschrieben ausgerechnet von einem Berliner. “Vielleicht auch ganz gut, wenn man das als Berliner macht, mit einer gewissen Draufsicht und nicht als Münchener so voreingenommen”, scherzt Regisseur und Autor Alexander Eisenach, der sich intensiv mit Moshammers Leben beschäftigt hat. “Es ist eine märchenhafte, traumhafte Geschichte. Er trägt eine Sehnsucht in sich und es gibt auch eine gewisse Realitätsflucht, ein Erträumen einer anderen, märchenhaften Welt.”
Eine Biografie soll sein Stück nicht sein, eher eine Annäherung an die Person – oder vielmehr die vielen Persönlichkeiten des Mannes, der sein Innerstes vor der Öffentlichkeit strikt verbarg, ebenso wie seine Homosexualität. Zwei Männer und zwei Frauen werden Facetten darstellen, “den Mann im Rampenlicht”, “den Sohn”, “den jungen Geschäftsmann” und “den Modezaren”. Auf den Roten Teppich geht es ebenso wie in einen Barocksalon samt Leiche, in die Bussi-Bussi-Gesellschaft oder in die Welt der Klatschpresse.
Aus bescheidenen Verhältnissen hatte Mosi sich hochgearbeitet. Doch zwischen all dem Glamour vergaß er seine Herkunft nicht. Jenseits des Rummels kümmerte er sich um Obdachlose, besuchte sie unter den Isar-Brücken und verteilte Weihnachtsgeschenke. In seinem Testament gab es finanzielle Hilfen für Bedürftige – wohl auch im Gedenken an seinen Vater, der Alkoholiker gewesen sein soll und obdachlos starb. “Obwohl er eigentlich sehr exklusiv sein wollte, waren seine Fans interessanterweise eher die einfachen Leute als die High Society”, verweist Eisenach auf einen Widerspruch, der ihn fasziniert.
Gerade das Überladene, Barocke, Kitschige und Schnörkelhafte im Stile des Bayernkönigs Ludwig II., das viele mit Moshammer verbinden, findet der Regisseur spannend – und zeitgemäß. “Das ist eine Ästhetik, die man total feiern kann heute. Diese trashige Variante von High Fashion finde ich superspannend. Und er hat diese Positivität und dieses Bejahende”, sagt Eisenach. “Auch dass er immer sagt: “Ich möchte eigentlich gar keine schönen Menschen einkleiden, sondern am liebsten dicke Menschen und Leute, die es nicht so einfach haben. Die möchte ich erheben und toll machen.” Das finde ich sehr empowernd für seine Zeit, und das entspricht dem Zeitgeist von heute.”
Und heute? Wäre der Modemacher ein Influencer? Oder Opfer von Hasskommentaren? “Mosi wäre heute bestimmt mit einem sehr viel größeren Maß von Häme konfrontiert, und auch von Homophobie”, ist Eisenach überzeugt. “Ich finde ihn auf eine sehr rührende Art und Weise authentisch und sehr ehrlich, und man hat das Gefühl, dass ihm viel Unrecht getan wurde.” Doch wer weiß, schließlich war Moshammer schon damals ein Meister darin, sich auf der Bühne seines Lebens zu inszenieren. Ein Profi, wie Eisenach einräumt: “Er hat die Prinzipien der Selbstvermarktung verstanden, als andere noch der Lohnarbeit nachgegangen sind”.
(S E R V I C E – www.residenztheater.de/stuecke/detail/mosi-the-bavarian-dream)