Von: mk
Zürich/Brixen – Ein Journalist der Nachrichtenplattform 20Minuten wurde vom Zürcher Obergericht am Freitag vom Vorwurf der üblen Nachrede freigesprochen. Die Südtiroler Deutschrock-Band Frei.Wild fühlte sich von ihm in die rechtsextreme Ecke gedrängt.
Mit dem Freispruch wurde ein Urteil des Zürcher Bezirksgerichts vom Oktober 2016 gekippt. Damals war der 44-jährige Journalist noch zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt worden.
Auslöser für den Prozess war eine Bilderstrecke unter dem Titel “Wenn harmlose Kleidung zur Provokation wird”, die 18 Beispiele von Kleidungsstücken zeigte, die gerne von Rechtsextremen getragen werden. Darunter befand sich auch ein T-Shirt von Frei.Wild, berichtet die Online-Ausgabe der Limmattaler Zeitung.
„Eine rechtsextreme Überzeugung lässt sich auch versteckter transportieren, zum Beispiel durch T-Shirts von Bands wie Frei.Wild, Landser oder Skrewdriver”, lautete der Text dazu.
Beim erneuten Prozess am Freitag betonte der Journalist, dass er mit den Bildern Frei.Wild nicht als rechtsextrem bezeichnet habe. Stattdessen habe er geschrieben, dass es Rechtsextreme gebe, die gerne deren Shirts tragen. Das sei nicht dasselbe.
Der Richter kam zwar zum selben Schluss, äußerte allerdings ein gewisses Verständnis für die Südtiroler Band. Frei.Wild mit eindeutig rechtsradikalen Bands wie Landser und Screwdriver im selben Satz aufzuzählen, sei etwas unglücklich. Doch auch das stelle keine Verletzung der Ehre dar.
Der Rechtsanwalt der Band argumentierte, dass die Aufzählung durchaus ehrverletzend sei, da Frei.Wild Rechtsextremismus aufs Schärfste verurteile. “Sie lieben ihre Heimat und sind konservativ. Deswegen sind sie aber noch lange nicht rechtsextrem”, erklärte der Anwalt.
Der Band war bereits in der Vergangenheit mehrfach vorgeworfen worden, rechtsextremes Gedankengut zu bedienen. Im Jahr 2013 wurde Frei.Wild deshalb sogar von der Nominierungsliste für den Musikpreis Echo gestrichen, nachdem andere Musiker mit Boykott drohten. Drei Jahre später erhielt die Gruppe den Preis in der Sparte Rock/Alternative National dann trotzdem.
Die Text von Frei.Wild kreisen um Heimatliebe, Freundschaft und Ehre sowie um einem steten Kampf von “uns” gegen “die”.
Die vier Bandmitglieder von Frei.Wild waren am Freitag im Gerichtssaal auch selbst anwesend. Frontmann Philipp Burger erklärte laut Limmattaler Zeitung, dass man nach über fünfzehn Jahren Bandgeschichte die Nase voll habe, “immer wieder den rechtsextremen Stempel aufgedrückt zu kriegen”.
Laut Burger wäre die Band auch bereit gewesen, sich mit dem Journalisten außergerichtlich zu einigen. Dafür hätten die Vertreter des Online-Mediums aber einräumen müssen, “dass sie sich vertan haben”. Ob die Band und die Staatsanwaltschaft den Freispruch annehmen, ist noch offen. Der Fall kann noch vors Bundesgericht kommen.
Versöhnlichere Töne auf Facebook
Auf Facebook schien sich Philipp Burger, vorerst mit dem Ausgang des Prozesses abzufinden. „Verdammter Frei.Spruch! Nur damit ihr es von uns selber erfahrt und ihr wisst, dass wir auch Niederlagen eingestehen können“, schrieb der Leadsänger am Freitag.
Und: „Wisst ihr was Freunde, Hauptsache gesund, vereint und mit Liebe, Stolz und Leidenschaft dabei, der Rest ist alles Nebenschauplatz!!! Auf euch und das was zählt!!!“