Von: apa
Als Frau auf dem schwer männerlastigen Feld der Kleinkunst gehört sie zweifelsfrei zu den Pionierinnen: Vor 40 Jahren startete Andrea Händler ihre Bühnenkarriere als Mitglied der legendären Truppe “Schlabarett”, um ab den 1990er-Jahren als Solokünstlerin zu reüssieren. Daneben war die gelernte Schauspielerin in Kino- und TV-Hits wie “Hinterholz 8”, “Kaisermühlen Blues” und zuletzt im “MA 2412”-Comeback “Weber & Breitfuß” zu sehen. Am Dienstag wird “die Händler” 60 Jahre alt.
Obwohl am 14. Mai 1964 in Wien geboren, verbrachte Andrea Händler einen Teil ihrer Kindheit in Eisenerz. Sie war gemeinsam mit ihrer Mutter, deren neuer Partner dort eine Drogerie geführt hatte, in die steirische Kleinstadt gezogen.
Während ihrer Ausbildung bei Herwig Seeböck lernte die angehende Schauspielerin Alfred Dorfer kennen. Gemeinsam mit Peter Wustinger gründeten die beiden 1984 die Kabarettgruppe “Schlabarett”, zu der wenig später auch Roland Düringer, Reinhard Nowak und Eva Billisich stießen und die mit Programmen wie “Atompilz von links” oder “Muttertag”, dessen Verfilmung durch Harald Sicheritz 1993 sich zu einem heimischen Kino-Kulthit werden sollte, große Publikumserfolge feierte.
Händler war außerdem Mitglied der von Uli Brée mitbegründeten Kabarettgruppe Statt-Theater. Mit einigen Kolleginnen und Kollegen der Anfangszeit sollte sie später immer wieder kooperieren.
1995 startete Händler mit “Diskret – eine Peepshow” ihre Solokarriere. Hielt sich die Kabarettistin bisher mit Nebenjobs – sie war etwa Souvenirverkäuferin am Flughafen – finanziell über Wasser, konnte sie nun von ihren Auftritten leben. In dichten Abständen folgten Programme wie “Heiß gemacht” (1997), “Auszeit” (1998), “Notstand” (2000) und “Paradies” (2002), wobei für Text und Regie größtenteils ihr Kompagnon aus Statt-Theater-Zeiten, Brée, verantwortlich zeichnete.
Ab 2004 arbeitete Händler verstärkt mit der “profil”-Journalistin Angelika Hager als Mitautorin zusammen. “Einsendeschluss” (2004), “Das Schweigen der Händler” (2008), “Naturtrüb” (2011) und “Ausrasten” (2015) waren die Früchte dieser Kooperation.
Dass es als weibliche Speerspitze der heimischen Kleinkunst nicht immer einfach war, ließ Händler zuweilen anklingen. “Viele können sich nicht vorstellen, dass eine Frau lustig sein kann, ohne männerfeindlich zu sein”, sagte sie etwa 2015 in einem “Presse”-Interview.
Abseits des kabarettistischen Schaffens, wofür die Humoristin 1999 mit dem “Salzburger Stier” prämiert wurde, war Händler regelmäßig auf der Leinwand und im TV zu sehen: Sie spielte etwa – immer wieder an der Seite von Dorfer oder Düringer – in den Kabarettfilmen “Freispiel” (1995), “Hinterholz 8” (1998) und “Poppitz” (2002), im Drama “Zwölfeläuten” (2001) oder in der Tragikomödie “Und ewig schweigen die Männer” (2008) sowie in Fernsehserien wie “Kaisermühlen Blues”, “Die kranken Schwestern” oder “Wischen ist Macht”. Zuletzt war sie im “MA 2412”-Kinocomeback “Weber & Breitfuß” (2022) zu sehen.
Im Theaterfach sorgte Händler gemeinsam mit Dolores Schmidinger 2003 in einer Bühnenfassung von Elisabeth T. Spiras TV-Reihe “Alltagsgeschichten” für (Aus)lacher. Anfang der 2010er-Jahre wirkte sie in “Bezahlt wird nie” von Dario Fo im Kosmos Theater und in “Campiello” von Peter Turrini nach Carlo Goldoni in der Josefstadt mit. Gemeinsam mit Maria Happel, Petra Morzé und Angelika Hager unterhielt sie außerdem mit dem “Amourhatscher” (2017), einer kabarettistischen Bearbeitung der Kolumnen von Hagers Alter Ego Polly Adler.
ORF III gratuliert der Jubilarin mit einem Themenabend am Donnerstag und zeigt unter dem Titel “Andrea Händler – 60 Jahre Königin des Kabaretts” (21.55 Uhr) ein neues Porträt der Künstlerin, die mit einer Pferdekutsche zu den wichtigsten Stationen ihres Lebens fährt. Neben Glückwünschen von Wegbegleiterinnen und -begleitern von Dorfer über Düringer bis Schmidinger sind auch bisher unbekannte Schätze aus dem ORF-Archiv zu sehen. Im Anschluss ist die Kabarettistin und Schauspielerin zu Gast bei Birgit Denks Late-Night-Show “Denk mit Kultur” (23.15 Uhr). Danach zeigt der Sender Auszüge aus Händlers Programmen “Auszeit” (0.05 Uhr) und “Das Schweigen der Händler” (0.50 Uhr).