Von: luk
Bozen – Als Führer der Solidarność -Bewegung zwang er Polens kommunistisches Regime in die Knie und leitete den friedlichen Umbruch in Osteuropa ein. 1983 erhielt er den Friedensnobelpreis, 1990-1995 war er Präsident seines Landes. Nun, wo eine rechtspopulistische Regierung in Polen die Demokratie aushöhlt, steht die Symbolfigur Wałęsa wieder im Rampenlicht und unterstützt die Proteste. Doch nicht nur in seinem Heimatland sieht der ehemalige Revolutionär demokratische Errungenschaften in Gefahr: Europa insgesamt müsse seine fundamentalen Werte stärker verteidigen.
Über diese Fragen wird sich Wałęsa am 28. Mai mit Föderalismus- und Minderheitenforschern von Eurac Research austauschen. Am Abend findet dann eine öffentliche Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Nobelpreisträger im Gespräch“ statt (Auditorium Eurac Research, 18 Uhr). Die Reihe wird von Eurac Research und der Stiftung Sparkasse organisiert.
Er gehört zu den großen politischen Helden des 20. Jahrhunderts: Der schnauzbärtige Elektriker, der in der Danziger Lenin-Werft Streiks organisierte und die Gründung der ersten freien Gewerkschaft des Ostblocks durchsetzte, Solidarność, die er dann führte. Arbeiter und Intellektuelle, Katholiken und Linke arbeiteten in dieser Widerstandsbewegung zusammen, auch deshalb siegte sie schließlich. Wałęsa mag später als Staatspräsident nicht sonderlich erfolgreich gewesen sein – nach nur einer Amtszeit wählten seine Landsleute ihn wieder ab –, doch seine historischen Verdienste sind unbestritten: Mit seinen Mitstreitern von Solidarność brachte er nicht nur die Freiheit nach Polen, er trug wesentlich zum Fall des Eisernen Vorhangs bei. Jetzt sieht er die Freiheit und Demokratie, für die er kämpfte, vielerorts in Europa von Populisten und Demagogen bedroht. In seinem eigenen Land regiert seit 2015 die nationalkonservative Partei „Recht und Gerechtigkeit“ (PiS) mit absoluter Mehrheit; sie verwandle Polen, so fürchten viele Beobachter, nach und nach in einen autoritären Staat. Um den Angriff auf die Freiheit abzuwehren, fordert Wałęsa, müsse die Zivilgesellschaft sich wie damals im Kampf gegen das kommunistische Regime gewaltlos und solidarisch organisieren.
Am 28. Mai findet im Auditorium von Eurac Research ein Diskussionsabend mit dem Nobelpreisträger statt (Beginn 18 Uhr). Der Eintritt ist frei, die Anzahl der Plätze allerdings begrenzt. Eine Simultanübersetzung ins Deutsche und Italienische ist vorgesehen.