Von: mk
Bozen – Seit dem 25. April und an 29 weiteren Tagen in diesem Jahr sind Tagestouristen in Venedig, die zwischen 8.30 und 16.00 Uhr die Stadt besuchen wollen, dazu verpflichtet, dafür fünf Euro zu bezahlen. Obwohl die „Eintrittskarte“ für Diskussionsstoff sorgt, kann Extrembergsteiger Reinhold Messner der Maßnahme einiges abgewinnen. Er lässt nun mit einem Vorschlag aufhorchen, der die Dolomitenpässe betrifft.
Seiner Ansicht nach herrscht dort zu viel Verkehr. Auch andere finden: Mit Nachhaltigkeit hat das nur mehr wenig zu tun.
Dem König der Achttausender zufolge könnte das Ticket in Venedig als Modell für eine ähnliche Regelung in Südtirols Bergwelt dienen. Dadurch soll der Verkehr kontrolliert und eingedämmt werden. „Eine neue Strategie, die leicht umzusetzen ist, um zu verhindern, dass die Dolomitenpässe stets voller Autos sind“, erklärt Messner italienischen Medien gegenüber.
Es sei eine Frage der Logistik, aber man müsse sich etwas einfallen lassen. „Die Dolomitenpässe sind zu bestimmten Zeiten überfüllt. Das Problem liegt auf der Straße, nicht in der Landschaft“, erklärt Messner.
Harsche Kritik übt Messner gleichzeitig an der Bobbahn in Cortina, die anlässlich der olympischen Winterspiele im Jahr 2026 errichtet werden soll. Das Projekt, das bereits im Vorfeld für Kontroversen gesorgt hat, soll insgesamt 122 Millionen Euro verschlingen. Dazu kommen jährliche Wartungskosten von über einer Million Euro für eine recht überschaubare Anzahl an Sportlern, die die Bahn nutzen.
Auch Messner lässt keine Zweifel offen, wie er über die Bahn denkt: „Eine unglaubliche Sache, eine dumme Sache.“ Das Internationale Olympische Komitee hat sich in der Vergangenheit ebenfalls mehrmals dagegen ausgesprochen.
„Warum muss man so viel Geld ausgeben“, fragt sich Messner, der darauf hinweist, dass im nahen Ausland Einrichtungen bereits vorhanden sind. „In Innsbruck ist alles bestens vorbereitet.“ Auch in St. Moritz gibt es eine Anlage, die funktioniert.
„Diese Strukturen nutzt später niemand mehr und sie werden dann sich selbst überlassen“, befürchtet der Bergsteiger in Zusammenhang mit Cortina.
Reinhold Messner ist am Freitag zu Gast beim Filmfestival in Trient. Dort wird nämlich die restaurierte Fassung des Dokumentarfilms „Gasherbrum – Der leuchtende Berg“ von Regisseur Werner Herzog in italienischer Sprache gezeigt.
Der Film, der ursprünglich vor 40 Jahren veröffentlicht worden ist, erzählt vom Sommer 1984, als Reinhold Messner und Hans Kammerlander eine der größten bergsteigerischen Leistungen im Himalaya vollbrachten, die bis dahin unternommen worden waren: die Besteigung der beiden Achttausender Gasherbrum I und Gasherbrum II in rein alpinem Stil ohne Sauerstoff und ohne fremde Hilfe.