Leben und Tod hängen gerade in Wien eng zusammen

“Wien und der Tod” – Ein Buch über eine spezielle Beziehung

Mittwoch, 23. Oktober 2024 | 18:53 Uhr

Von: apa

“Der Tod muss ein Wiener sein” ist ein bekannter Ausspruch. Er untermalt die spezielle Beziehung, die den Wienerinnen und Wienern zum Tod nachgesagt wird und den damit einhergehenden morbiden Charme der Bundeshauptstadt. Dass dem Zentralfriedhof einer der größten Austropop-Hits gewidmet ist und man in Wien nicht nur “den Löffel abgibt” oder “abkratzt”, sondern auch “mit dem 71er rausfährt”, passt da gut ins Bild. Das tut auch Peter Ahorners neues Buch “Wien und der Tod”.

Ahorner, seines Zeichens früher Werbetexter und dann Autor von Liedtexten, Kabarettprogrammen und Büchern, die Dialektausdrücke erklären (“Wiener Wörterbuch”, “Vergessene Wörter” oder das “Handbuch der österreichischen Schimpfwörter”), setzte sich für sein jüngst im Ueberreuter-Verlag erschienenes Werk also mit einem Thema auseinander, das gerade nun rund um Allerheiligen höchst aktuell ist. In mehr als 20 Episoden, Gedichten, Gstanzln (“waun e wiaklech amoi schdiab”), Faktensammlungen – etwa zum Friedhof der Namenlosen – und fiktiven Interviews mit dem Tod versucht der Autor den Nachweis, dass in der Wiener Seele “Leben und Sterben auf einzigartige Weise verschmelzen”.

Nicht fehlen darf da natürlich der schwarze Humor, der schon vor dem ersten Kapitel erstmals mitschwingt, nämlich in einem einleitenden Nestroy-Zitat. Die ganz eigenen Bestattungs-Bräuche der Habsburger werden ebenso erläutert wie viele andere Fakten rund um “den Zentral” und weitere Wiener Friedhöfe. So erfährt man etwa, dass John Lennon und Yoko Ono 1969 von André Heller zu Schuberts Grab am Zentralfriedhof geleitet wurden – aber zuvor ist noch nachzulesen, wann und warum der “Zentral” dort errichtet wurde, wo er nun seit 150 Jahren existiert.

Die letzten drei der insgesamt 120 Seiten sind mit einer Sitzung des Todes in der Ordination von Dr. Sigmund Freud gefüllt (“Der Tod auf der Couch”). Dieses Zwiegespräch enthält neben philosophischen Überlegungen so manches Wortspiel (“Endlich eine Endlichkeit!”) und endet mit einem freundschaftlichen Tipp des Todes, der freilich auch für Nicht-Akademiker gilt: “Außerdem, Herr Doktor – rauchen S’ ned so vü!”

(S E R V I C E – Peter Ahorner: “Wien und der Tod”, Ueberreuter-Verlag, 120 Seiten, Euro 16,00)

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