Von: bba
Alleinstehende Väter gibt es. Wie alleinerziehende Mütter auch, haben sie diese Lebensform meist nicht selbst gewählt. Sie organisieren den Alltag jedoch ganz anders als alleinstehende Mütter: in der Regel arbeiten sie in Vollzeitjobs. Sie brauchen daher ganz andere Unterstützungsnetze.
“Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen”, sagte einst Hillary Clinton und machte damit dieses afrikanische Sprichwort in der westlichen Welt populär. Es macht vor allem eins deutlich: Niemand erzieht allein. Auch wenn alleinstehende Mütter sich gern als alleinerziehend darstellen: Da gibt es die Oma, die Erzieherin, die Kindergärtnerin, die Lehrerin, die Nachbarin, die Tagesmutter, den Pfarrer, den Fußballtrainer, die Gitarrenlehrerin – und nicht zuletzt, wenn auch nicht in allen Fällen, den Vater des Kindes.
“Der Begriff Alleinerziehende”, so Rüdiger Meyer-Spelbrink, Bundesvorsitzender des Vereins Väteraufbruch für Kinder, “hat etwas Ausschließendes, so als würde der andere Elternteil nicht mehr existent sein. Aber gerade in den Köpfen und Herzen der Kinder ist er sehr wohl da und in der Regel wünschen sie sich mehr Kontakt zu ihm, als üblicherweise gewährt wird.”
Ursachen sind meist Trennung und Scheidung
Nur ein Bruchteil der alleinstehenden Eltern sind laut Statistiken Väter. Die Hälfte davon ist geschieden, etwa 20 Prozent sind verheiratet, leben aber getrennt, ungefähr zehn Prozent sind ledig und ebenfalls etwa zehn Prozent sind Witwer. Das Sorgerecht ist hier kein Kriterium; gezählt wird, wer nur mit seinen Kindern in einer Wohnung lebt und die Hauptverantwortung für Erziehung und Betreuung übernimmt.
Dass Väter dies tun ist längst noch nicht alltäglich. Bis in die 60-er Jahre des vorigen Jahrhunderts waren über 90 Prozent sogenannte “vollständige” Familien. Inzwischen steigt die absolute Zahl alleinstehender Väter von Jahr zu Jahr. Großstädte haben vergleichsweise viele alleinstehende Väter.
Hektischer Alltag
Und wie leben sie? “Ziemlich gehetzt”, antwortet Manfred, 42, Netzwerkbetreuer in einem deutschen Großbetrieb, sofort. Er hat eine Vollzeitstelle, noch dazu fast 200 Kilometer vom Wohnort der Familie entfernt. An drei Tagen hat er Anwesenheitspflicht im Betrieb oder reist zu Kunden, an zwei Tagen sitzt er im Home-Office. “Die Kinder gehen in eine Ganztagsschule. Montags kommt deshalb ab 16.00 Uhr die Nanny, die versorgt sie und bringt sie auch ins Bett. Dienstag machen sie sich ihr Frühstück selbst, übernachten bei ihrer Mutter, Mittwochabend bin ich dann wieder da”, erläutert Manfred.
Mit diesen Organisationsproblemen steht er nicht allein: 81 Prozent der allein stehenden Väter sind nach einer Studie berufstätig und arbeiten mehr als 30 Stunden. Entsprechend gering ist die Quote derer, die auf staatliche Unterstützung angewiesen sind.
Berufsleben und Unterhalt
Finanzielle Probleme habe er nicht, berichtet Manfred. Allerdings sei es schon manchmal schwierig, den Ansprüchen des Arbeitgebers zu genügen. “Da soll Mal eben noch dieses oder jenes erledigt werden, noch ein neues Projekt vorbereitet werden – das kann ich aber nicht, wenn die Jungen zuhause warten”, sagt er. Darum sei er schon bei Beförderungen übergangen worden, werde bei den interessanten Projekten kaum mehr berücksichtigt. “Zwar haben alle Kollegen Verständnis, mehr sogar als die Frauen”, ereifert er sich. “Aber wenn es konkret um Vertretung geht, weil die Kinder krank sind oder um Flexibilität in Ferienzeiten – da wird es schon rar mit der Solidarität.” Deshalb glaubt er auch, zu den ersten zu gehören, die gehen müssten, wenn der Betrieb in materielle Schwierigkeiten gerät.
Seine Söhne hätten Anspruch auf Unterhalt seitens der Mutter. “Aber die zahlt nicht”, klagt er. Er scheut sich, vor Gericht zu ziehen. Schließlich sei er auf ihre Betreuungsleistung angewiesen und wolle auch nicht, dass die Kinder in Auseinandersetzungen hineingezogen würden. “Die haben schon genug zu leiden, weil sie ihre beiden liebsten Personen nicht mehr dauernd um sich haben können.”
Wie geht es den alleinerziehenden Männern unter euch?