Marokkanerinnen wehren sich gegen Kampagne für Bikinverbot – VIDEO

Bikinikrieg: „Sei eine Frau, mache, was du für richtig hältst“

Donnerstag, 19. Juli 2018 | 08:13 Uhr

Von: ka

Casablanca – In Marokko ist ein wahrer „Bikinikrieg“ ausgebrochen. Nachdem eine Initiative islamistischer Kleriker über die Facebook-Seite „Sei ein Mann“ die marokkanischen Männer dazu aufgerufen hatte, ihren Frauen und Töchtern Bikinis und alle „anzüglichen“ Kleider zu verbieten, regte sich Widerstand. Unter dem Motto „Sei eine Frau, mache, was du für richtig hältst“ posteten marokkanische Frauen Bikinifotos der heimatlichen Strände der 60er und 70er Jahre und forderten ihre Rechte ein.

APA/SARAH KVECH

Die Kampagne gegen anzügliche weibliche Kleidung, insbesondere Bikinis, begann in Nordafrika im Jahr 2015, als auf einer islamistischer Facebook-Seite unter dem Hashtag „Sei ein Mann“ ein entsprechender Aufruf islamistischer Geistlicher veröffentlicht wurde. Wie seitdem jedes Jahr wurde auch im heurigen Sommer, als sich viele Marokkanerinnen gerne im Bikini auf den heimischen Stränden räkeln würden, der Aufruf neu aufgelegt.

Wie nicht anders zu erwarten, beriefen sich die muslimischen Kleriker unter anderem auf den Koran. „Jede Frau, die außerhalb des Hauses ihres Ehemanns die Kleider abnimmt, ist, als ob sie den Schleier zwischen sich und Gott abnehmen würde“, so ein Zitat der Islamisten. In diesem Sinne wird auch die Sure „O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Übergewänder reichlich über sich ziehen (wenn sie hinausgehen). So ist es am ehesten gewährleistet, dass sie (dann als keusche Gläubige) erkannt und nicht belästigt werden …“ (Quran 33:59) von den Befürwortern und Unterstützern der „Antibikinikampagne“ wiedergegeben.

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Die Wirkung blieb nicht aus. Seit dem Beginn der „Antibikinikampagne“ am 9. Juli wurde die Seite 14.000 Mal geteilt und erhielt nicht weniger als 4.000 Likes. Aber bereits nach wenigen Tagen begann, sich starker Widerstand zu regen. Unter dem Motto „Sei eine Frau, mache, was du für richtig hältst“ posteten marokkanische Frauen Bikinifotos der heimatlichen Strände der 60er und 70er Jahre. Sie bewiesen damit, dass es vor 40 Jahren in Marokko um die Rechte der Frauen besser bestellt war. Auf den mittlerweile Jahrzehnte alten Fotos glichen die Strände von Casablanca europäischen Ferienorten wie Rimini oder Saint Tropez, wo unzählige Frauen im Bikini auf dem Sand lagen und auf der Strandpromenade junge Frauen in Miniröcken spazierten, Bilder, die von einem freieren Land zeugten.

Unter den Fotos, die auf vielen eigens eingerichteten Facebook-Seiten online gestellt wurden, posteten die mutigen Frauen viele Kommentare, in denen sie mit dem sexistischen Zwang der islamistischen Geistlichen hart ins Gericht gingen.

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„In Schritt über 100 Jahr zurück“, „Nur ein Schwachkopf kann sich so einer Kampagne anschließen“ und „Wer bist du, dass du entscheiden willst, was ich anziehen soll?“, so einige Kommentare auf den Seiten der Frauenrechtlerinnen, die im Sommer auf ihren Bikini nicht verzichten wollen.

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Viele Marokkanerinnen wollen für ihre Rechte kämpfen und sich nicht von islamistischen Klerikern und deren männlichen „Followern“ die Kleidung aufzwingen lassen. Ob Marokko eines Tages wieder dorthin gelangen wird, wo es vor vier Jahrzehnten bereits einmal war? Die Zukunft wird es weisen. In jedem Fall ist der Weg der mutigen Frauen weit und steinig.