Mist und Gülle werden restlos verwertet

Bodensee-Fährschiff fährt mit Biogas von Südtiroler Milchkühen

Mittwoch, 24. Juli 2024 | 11:18 Uhr

Von: luk

Sterzing – Seit Anfang Juli fährt das Fährschiff „Richmond“ auf der Strecke zwischen Konstanz und Meeresburg weitgehend treibhausgasneutral mit Bio-LNG (Flüssiggas) von biwi aus Sterzing. Bei biwi wird dieser Treibstoff aus Gülle und Mist von den Milchkühen der Landwirte der Umgebung hergestellt.

Der Geschäftsführer der Stadtwerke Konstanz, Dr. Norbert Reuter sagt dazu: „Wir freuen uns, damit einen weiteren Meilenstein bei der Dekarbonisierung unserer Schifffahrt erreicht zu haben.“ Das Schiff „Richmond“ ist eines der ersten Binnenfahrgastschiffe in Europa, das von reinen Gasmotoren angetrieben wird. Der Betrieb mit Biogas ist praktisch CO2-neutral. Für den Einsatz von Bio-LNG war keinerlei Umrüstung notwendig, da die zwei schnelllaufenden mtu-Gasmotoren von Rolls-Royce-Power-Systems genau darauf ausgerichtet sind, auch mit Bio-LNG zu funktionieren. Bei jeder Ersparnis von 1.000 Litern Dieselkraftstoff bei der Fährflotte der Stadtwerke Konstanz werden so rund drei Tonnen CO2 eingespart. Angeliefert wird das Flüssiggas von biwi aus Sterzing durch einen mit Bio-LNG betriebenen Lastwagen.

Eckdaten des Fährschiffs „Richmond“

Länge: 82,5 Meter
Breite: 13,4 Meter
Gewicht: ca. 840 Tonnen
Fahrgäste: 700 Personen
Fahrzeuge: 64 PKW
Tragfähigkeit: 400 Tonnen
Motoren: zwei 8-Zylinder-Gasmotoren von Rolls-Royce-Power-Systems (mtu)
Leistung pro Motor: 746 Kilowatt

Mehr Infos unter https://www.stadtwerke-konstanz.de/faehre/aktuelles/lng-faehre-richmond/

 

biwi: Bio-LNG für Schiff, Lkw und sogar Raumfahrt

Bei biwi sind es auch Südtiroler Unternehmen aus dem Transportbereich (IVECO Gasser, FERCAM, Transbozen), die wesentlich beteiligt sind und stark an das nachhaltige Konzept glauben. Denn Bio-LNG gilt für den Lkw-Verkehr als Treibstoff der Zukunft. Er liefert alle Vorzüge eines brennbaren Treibstoffes bei höchstem Energiegehalt und fast ohne schädliche Emissionen.

Die Grundlage für die Biogaserzeugung bei biwi ist gesammelter Mist und Gülle der Wipptaler Milchkühe. Daraus wird erst ganz klassisch Biogas produziert und dann hochgradig reines Methan gewonnen, das dann unter Druck verflüssigt und extrem gekühlt wird. Der Reinheitsgrad des Methans ist so hoch, dass sich die Europäische Raumfahrtbehörde dafür interessiert, um ihre Raketenantriebe nachhaltig zu machen.

Mehr als nur Treibstoff

Eine weitere Besonderheit der Anlage in Sterzing: Bei biwi werden alle Bestandteile von Mist und Gülle restlos verwertet. Neben Bio-LNG wird auch Dünger in flüssiger und fester Form sowie CO2 für die Lebensmittelindustrie hergestellt. Dazu wird sauberes Wasser an die Natur zurückgeführt. In der innovativen Anlage von biwi können Mist und Gülle viel Positives bewirken, anstatt Grundwasser und Boden mit Nitraten zu belasten.

Bezirk: Wipptal