Richtig schäbig

Chemnitz: Rechte zeigen Plakat, auf dem alles falsch ist

Donnerstag, 30. August 2018 | 07:01 Uhr

Von: mk

Chemnitz – In Chemnitz haben rechte Demonstranten am Karl-Marx-Platz  ein Plakat in die Höhe gehalten, das Fotos von verprügelten Frauen zeigt. Doch der Schuss ging nach hinten los. Für die schlimmen Taten waren nämlich nicht Migranten in Deutschland verantwortlich, wie bei der Demo suggeriert wurde.

„Wir sind Bunt bis das Blut spritzt“ heißt es wortwörtlich auf dem Plakat, das am Montag bei einer Demonstration aufgetaucht ist. Das Deutsch mutet gebrochen an, die Verfasser rechneten wohl damit, dass die Botschaft trotzdem ankommt. Offenbar wollten die Demonstranten damit unterstreichen, dass die Frauen von Migranten geschlagen wurden und deshalb leiden, weil Deutschland sie aus falscher Toleranz habe einreisen lassen. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um einen klassischen „Fake“.

Das Bild machte in sozialen Netzwerken schnell die Runde, auch das Jüdische Forum veröffentlichte Aufnahmen der Neo-Nazis mit dem Banner. Einer der Männer hebt auf dem Bild die Hand zum Hitler-Gruß.

 

 

Allein das ist schon schandhaft. Doch damit nicht genug. Die Fact-Checking-Webseite “Mimikama.at” hat herausgefunden, dass die gezeigten Bilder auf dem Plakat mit Migrantengewalt in Deutschland nichts zu tun haben.

Der Webseite zufolge, die die Quelle aller auf dem Plakat gezeigten Fotos der Frauen rekonstruiert hat, ist die Frau rechts oben etwa Amy Rae Ferris aus Großbritannien. Sie wurde 2013 von einer anderen Frau geschlagen.

Die leicht an der Nase blutende blonde Frau in der mittleren Reihe soll hingegen kein Opfer von Gewalt sein, sondern ein Make-Up-Model. Die meisten Frauen auf dem Plakat kommen laut den Recherchen aus England. Viele wurden tatsächlich von Männern geschlagen, doch nicht von Migranten in Deutschland.

Besonders skurril ist das Foto in der mittleren Reihe rechts. Dabei handelt es sich nicht einmal eine Frau, sondern um Professor Paul Kohler aus London, der von Einbrechern in seiner Wohnung zusammengeschlagen wurde.

Es stimmt zwar, dass Gewalt gegen Frauen in Deutschland tatsächlich ein großes Problem ist. Bei den Tätern handelt es sich aber meist nicht um Fremde, sondern sie stammen oft aus dem Bekanntenkreis des Opfers.

2016 wurden in Deutschland 149 Frauen sogar von ihrem eigenen Partner ermordet oder totgeschlagen. Die eigenen vier Wände sind demnach viel öfter Tatort, als irgendwelche dunklen Gassen oder die offene Straße.