Von: mk
Bozen/Mals – Mit 10.000 Teilnehmern hat die langfristig angelegte Bevölkerungsstudie CHRIS von Eurac Research und dem Südtiroler Sanitätsbetrieb heute einen Meilenstein erreicht. Die Studie untersucht, welche Umwelteinflüsse und welche genetischen Faktoren für verbreitete Erkrankungen in Südtirol verantwortlich sind, welche Faktoren eine Erkrankung beschleunigen und welche den Krankheitsverlauf verlangsamen. Ziel ist eine fortlaufend verbesserte Gesundheitsvorsorge für die Südtiroler Bevölkerung. Im Vergleich mit ähnlichen Studien weltweit mit hunderttausenden Teilnehmern muten die Zahlen der CHRIS-Studie bescheiden an. Doch fließen die Daten aus Südtirol bereits jetzt auch in internationale biomedizinische Großprojekte ein, weil sie aufgrund besonderer Eigenheiten von großem Wert für die Forscher sind.
Überraschte Jubiläumsteilnehmer
Das Ehepaar Marianna Heinisch und Karl Angerer aus Mals sind die 10.000-ste Teilnehmerin und der 10.001. Teilnehmer der CHRIS-Studie. „Wir haben nicht geahnt, dass uns heute ein solcher Empfang erwarten würde. Unsere Motivation war einfach, einen Beitrag zur Gesundheitsforschung und damit auch für die Gesundheit der nächsten Generationen zu leisten“, erklären die beiden Mittfünfziger. „Wir freuen uns natürlich auch für das CHRIS-Team, für das heute ein großer Tag ist“, bekräftigt das Malser Ehepaar.
Forscher streben nun 13.000 Teilnehmer an
Zu Beginn der Studie – im August 2011 – wollten die Forscher von Eurac Research 10.000 Teilnehmer erreichen, weil diese Anzahl die Voraussetzung für wissenschaftlich aussagekräftige Ergebnisse ist. Heute sind die Termine im CHRIS-Zentrum im Krankenhaus Schlanders im Schnitt einen Monat im Voraus vergeben. Die rege Teilnahme der Vinschger Bevölkerung hat die Studienverantwortlichen nun dazu veranlasst, die Datenerhebungen bis 2018 fortzusetzen und im besten Fall 13.000 Teilnehmer zu erreichen. „Wir würden den wissenschaftlichen Wert der Studie mit weiteren 3.000 Teilnehmern noch erhöhen. Denn damit wären über 40 Prozent der Vinschger Bevölkerung in der Studie repräsentiert, was die Ergebnisse noch stichhaltiger macht. Doch vor allem anderen freuen wir uns jetzt schon über das, was wir gemeinsam mit den Vinschgern erreicht haben“, erklärt Peter P. Pramstaller, der Leiter des Zentrums für Biomedizin von Eurac Research, das die Studie gemeinsam mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb und den Vinschger Hausärzten durchführt. Ab Mai startet die CHRIS-Studie auch in Graun. Alle anderen volljährigen, in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau ansässigen Bürger können weiterhin an der Studie teilnehmen. Ab dem Jahr 2019 folgt dann die „zweite Runde“, bei der alle Teilnehmer zu einer Folgeuntersuchung eingeladen werden.
Eine besonders interessante Studie für die weltweite biomedizinische Forschung
Mit der CHRIS-Studie machen sich die Forscher ein Bild über den Gesundheitszustand der Bevölkerung und beobachten dessen Entwicklung über einen langen Zeitraum. Gleichzeitig untersuchen sie mithilfe der gesammelten Daten, welche Umwelteinflüsse und welche genetischen Faktoren für verbreitete Erkrankungen in Südtirol verantwortlich sind, welche Faktoren eine Erkrankung beschleunigen und welche hingegen den Krankheitsverlauf verlangsamen. Die Daten aus der CHRIS-Studie fließen bereits jetzt in große weltweite Forschungsprojekte ein, da sie von besonderem Wert sind. „Die Teilnehmer der CHRIS-Studie haben im Großen und Ganzen ein ähnliches Lebens- und Arbeitsumfeld, sie sind ähnlichen Umweltfaktoren ausgesetzt, haben ähnliche Essgewohnheiten, ziehen nicht so oft um. Es ist eine eng umgrenzte Bevölkerung, es sind keine Millionen in riesigen Gebieten, sondern Familien. Für die Forschung ist dies eine besondere Ausgangslage. Denn wir haben weniger ‚Störfaktoren‘ als bei ähnlichen Studien in großen Städten“, erklärt Martin Gögele von Eurac Research, er forscht in der CHRIS-Studie als Statistiker. Diese Eigenheiten machen die Studie auch in genetischer Hinsicht so besonders: Die Tatsache, dass jeweils mehrere Mitglieder einer Familie und mehrere Generationen aus einer Familie teilnehmen, macht die Daten zu einer wertvollen Ressource, auch für die weltweite genetische Forschung. Entwicklungen von Krankheiten und genetisch bedingte Schutz- oder Risikofaktoren können mit dieser Datengrundlage deutlich besser als mit großen heterogenen Datensammlungen erforscht werden.