Selbstoptimierung oder Schöhnheitswahn

Das steckt hinter dem Phänomen Looksmaxxing

Samstag, 21. Dezember 2024 | 08:03 Uhr

Von: red

Es ist einer der angesagtesten Trends auf TikTok: Looksmaxxing. Das ist zunächst nichts anderes als ein schicker Name für die Optimierung des eigenen Aussehens. Es geht also darum, so attraktiv wie möglich zu werden. Ein alter Hut, mögt ihr nun denken. Aber die Ausmaße und Praktiken des Looksmaxxing sind zum Teil mehr als bedenklich.

Die Ursprünge

Der Beautytrend richtet sich vor allem an junge Männer und Jungs im Teenageralter. Laut BBC finden sich die Ursprünge des Looksmaxxings in Foren für sogenannte Incels. Die Abkürzung steht für “involuntary celibates“ und ist eine selbstgewählte Bezeichnung bestimmter Gruppen unfreiwillig zölibatär lebender Männer.

Beim Looksmaxxing geht es nicht nur darum, besser auszusehen, sondern auch darum Anerkennung von Mädchen, Frauen und am Ende auch anderen Männern zu bekommen. Als Rolemodel und Vorbild muss ausgerechnet Patrick Bateman herhalten, der Protagonist, Serienkiller und Soziopath aus „American Psycho“.

Der Roman von Bret Easton Ellis ist eine Satire und harsche Gesellschaftskritik am Hedonismus, Materialismus und Narzissmus des Yuppie-Lifestyles der 80er Jahre in New York. „Es ist seltsam, wie dieser Charakter in der Kultur aufgegangen ist, auf eine Art, die er 1991 absolut nicht hatte“, erklärte Ellis gegenüber Publishers Weekly anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Romans. „Patrick Bateman scheint etwas über Männlichkeit zu verkörpern, das an einem bestimmten Punkt in den späten 80er bis frühen 90er Jahren aufblühte.“ Und heute eine Renaissance erlebt.

Die Unterschiede

Beim Looksmaxxing unterscheidet man zwischen Soft- und Hardmaxxing. In Softmaxxing-Videos erklären junge Männer anderen jungen Männern allgemeine Körperhygiene und -pflege: Wie man sich die Zähne richtig putzt, die Haare wäscht, das Gesicht reinigt oder Mitesser und Pickel entfernt. Wir lernen, auch Jungs und Männer können Beautyprodukte verwenden. Und auch wenn hier die Industrie eine neue Zielgruppe, die gemolken werden will, gefunden hat, ist das Ganze irgendwie emanzipatorisch, total fein und auf jeden Fall harmlos.

Die Extreme

Anders beim Hardmaxxing. Hier geht es nicht mehr darum, Körper und Gesicht zu pflegen, sondern radikal zu verändern. Das Ziel ist es „männlicher“ auszusehen. Dazu gehören trainierte Muskeln, ein breiter Nacken, ein absurd spezifischer Neigungswinkel der Augen und allem voran ein breiter Kiefer. Für letztere sind viele junge Männer bereit, die Extrameile zu gehen. Und darüber hinaus, wie man in TikTok-Videos bestaunen kann.

Für dieses spezielle Ziel werden extra harte Kaugummis Tools, die als Kiefertrainer beworben werden, gekaut. Spätestens, wenn empfohlen wird, den Kiefer regelmäßig mit einem Gummihammer zu bearbeiten, damit der Knochen leicht beschädigt wird und durch die ständige Reizung mehr Volumen aufbaut, solltet ihr den Trend hinterfragen. Und vielleicht TikTok löschen.

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