Von: red
Heutzutage hört man viel über Einsamkeit – in Filmen, Artikeln, Podcasts oder beim Psychologen. Und vor allem: in Statistiken. In Großbritannien gaben vier Millionen Menschen an, dauerhaft unter Einsamkeit zu leiden, während drei Millionen ältere Menschen nur den Fernseher als Gesellschaft haben. In den USA leidet einer von drei Menschen an chronischer Einsamkeit, und einer von fünf hat das Gefühl, dass sich, außer den engsten Verwandten, niemand im Geringsten für ihn interessiert. Besonders betroffen sind junge Menschen unter 25, sowie Mütter mit kleinen Kindern.
Körper und Seele in der Einsamkeit
Wir sind uns einig: Einsamkeit bedeutet Traurigkeit, Angst, Unruhe – aber wie und wann wir sie erleben, ist subjektiv. Der Künstler auf der Bühne, kann sich trotz Team und Publikum von 10.000 Menschen einsam fühlen, während ein Eremit in seiner Höhle vor Glück nur so strahlt.
Einsamkeit ist schwer greifbar, aber ihre Folgen sind messbar. Laut Dr. Vivek Murthy – dem Mann, der die Diskussion angestoßen hat – erhöht Einsamkeit das Risiko eines frühen Todes, begünstigt Herzprobleme, Infarkte, Depressionen, Demenz und macht uns anfälliger für Viren und Atemwegserkrankungen. Andere Studien zeigen: Einsamkeit erhöht den Blutdruck, beeinträchtigt kognitive Funktionen und steht mit Typ-2-Diabetes in Verbindung. Die WHO ergänzt: „Es ist, als würde man 15 Zigaretten am Tag rauchen. Wenn sie uns nicht tötet, zerstört sie den sozialen Zusammenhalt.“
Aber Regierungen weltweit versuchen Veränderung anzustoßen: In Japan gibt es Minister für Einsamkeit. In Großbritannien besuchen Postboten ältere Menschen, um „Hallo“ zu sagen und zu schauen, ob alles okay ist. Andere Länder fördern gesellschaftliches Engagement – Sport, Ehrenamt, Nachbarschaftsvereine. In der schwedischen Stadt Luleå, mit nur drei Sonnenstunden im Winter, lief eine Kampagne mit dem Titel „Sag Hallo!“. Die Bewohner berichten, dass sie sich mit jedem „Hallo“ ein bisschen mehr zugehörig fühlen.
Vielleicht verschreiben uns Ärzte bald „einen Kaffee mit Freundinnen“. Warum nicht, wenn es hilft? Die Evolutionsbiologie sagt, dass wir soziale Wesen sind. Murthy sagt: „Soziale Verbundenheit ist Teil des Menschseins – und der Schmerz der Einsamkeit ist wie Hunger oder Durst. Ein Signal unseres Körpers, dass uns etwas zum Überleben fehlt.“
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