Von: luk
Laimburg – Seit 1975 erhebt das Versuchszentrum Laimburg Daten zum Einfluss der Witterung und des Klimas auf die jahreszeitliche Entwicklung (die „Phänologie“) des Apfels. Für dieses Jahr erwarten die Experten des Versuchszentrums die Vollblüte der Sorte Golden Delicious am Standort Laimburg um den 8. April.
Der Vegetationsverlauf des Apfels hängt von Faktoren wie der Sorte und der Unterlage, der Lage (Boden und Standort) und dem jeweiligen klimatischen Verlauf des Jahres ab. Am Versuchszentrum Laimburg (220 m ü. d. M.) werden seit 1975 systematisch Erhebungen zur Phänologie der Südtiroler Hauptsorte Golden Delicious und seit 1997 bei der Apfelsorte Cripps Pink (Pink Lady®) durchgeführt. Die Wissenschaftler des Versuchszentrums Laimburg erheben derzeit die Daten in der laufenden Saison.
Prognose 2020: Vollblüte bei Golden Delicious in der Talsohle zwischen 7. und 9. April
Aktuell befindet sich Golden Delicious (Stand 27.03.20) zwischen dem sog. „Grünknospenstadium“ (Laut internationaler Definition bedeutet dies, dass die noch geschlossenen Einzelblüten sich voneinander zu lösen beginnen) und dem sog. „Rotknospenstadium“ (Blütenstiele strecken sich, Kelchblätter sind leicht geöffnet; Blüttenblätter sind gerade erkennbar). „Die Vollblüte, bei der mindestens 50 Prozent der Blüten geöffnet sind und erste Blütenblätter abfallen, wird dieses Jahr bei der Sorte Golden Delicious am Standort Laimburg wahrscheinlich um den 8. April erreicht werden“, prognostiziert Edmund Ebner von der Arbeitsgruppe Pomologie. „Damit lägen wir etwa neun Tage früher als im langjährigen Mittel der letzten 45 Jahre, wonach die Vollblüte im Schnitt erst am 17. April eintrat.“
Die Prognose des Vollblütedatums hängt dabei wesentlich von der Witterung der nächsten Tage ab. Das früheste bis dato erreichte Vollblütedatum der letzten 45 Jahre wurde am 3. April 2012 und 2017 gemessen. Mit 2020 hatte sich bis vor kurzem ein weiteres, verfrühtes Vollblütedatum angekündigt, doch der Kaltlufteinbruch ab 23. März hat den Vegetationsfortschritt erheblich eingebremst und verlangsamt. Am Versuchsfeld in Latsch auf knapp 700 m Meereshöhe blüht Golden Delicious durchschnittlich zehn Tage später als am Standort Laimburg auf 220 m.
Prognose für Cripps Pink/Pink Lady®
Die frühblühende Sorte Cripps Pink befindet sich den Experten des Versuchszentrums Laimburg zufolge momentan kurz vor dem Aufblühen, d. h. zehn Prozent der Blüten sind geöffnet (vrgl. BBCH-Code F 61). Bei dieser Sorte wird heuer im Vergleich zu Golden Delicious mit einer um vier Tage früheren Vollblüte gerechnet, folglich um den 4. April.
Prognose für historische Sorten
Am Versuchszentrum Laimburg sind u. a. auch 120 alte Lokalsorten gepflanzt. Die historische Sorte „Spätblühender Taffet“ beispielsweise blüht ca. 20 Tage nach Golden Delicious. Die israelische Sorte Anna, welche keinen kommerziellen Marktwert besitzt, weist einen niedrigen Kältebedarf auf und treibt somit früher aus. Am Standort Laimburg hat sie bereits am 27.03.2020 zu blühen begonnen und die Vollblüte ist um den 1. April zu erwarten.
Frostgefahr nicht zu unterschätzen
Eine zeitlich frühe Blüte birgt eine erhöhte Frostgefahr. 1997 wurde die Vollblüte am 7. April verzeichnet, also zu einem ähnlichen Zeitpunkt wie es für 2020 erwartet wird, sofern kein weiterer Kaltlufteinbruch eintritt. Im Frühjahr 1997 musste in über 20 Nächten die Frostberegnung eingeschaltet werden, um die noch jungen Knospen vor der Kälte zu schützen. Glücklicherweise kam es damals nicht zu Ernteeinbußen.
2017 hatte eine einzige Frostnacht am 20.04. genügt, um in großen Apfelanbaugebieten Europas und in höheren Lagen Südtirols Mengen- und Qualitätseinbußen zu verursachen.
2020 waren bereits drei Frostnächte vom 24. bis zum 26. März zu verzeichnen, in denen die Frostberegnung eingeschaltet werden musste. Ob die vor kurzem eingetretenen Frostnächte Qualitäts- oder Mengeneinbußen verursacht haben, wird man spätestens Ende Mai/Anfang Juni abschätzen können. „Je später der Blühbeginn, umso geringer das Risiko, größere Schäden durch Spätfröste zu erleiden“, fasst Edmund Ebner zusammen.
Die Knospe im Eis – So funktioniert der Frostschutz
Um die jungen frostempfindlichen Knospen oder Blüten vor Nachtfrösten zu schützen, wird die Frostschutzberegnung eingeschaltet. Wenn die dabei ausgebrachten Wassertröpfchen aufgrund der tiefen Temperaturen gefrieren, also ihren Aggregatszustand von flüssig zu fest ändern und sich in Form von Eis um die Knospen bzw. Blüten legen, wird Kristallisationswärme frei. Diese Kristallisationswärme hält die Temperatur des Eises bei null Grad Celsius und verhindert dadurch, dass die im Eis eingeschlossenen Pflanzenteile erfrieren.