Von: mk
Pfitsch – Auch die Raumfahrt muss in Zeiten des Klimawandels nach nachhaltigen Alternativen suchen. Raketen sollen wiederverwendet werden und der Treibstoff am besten aus nachhaltigen Quellen stammen. Daher ist die Deutsche Raumfahrtbehörde auf den Wipptaler Biogas-Produzenten biwi aufmerksam geworden.
biwi, vormals Biogas Wipptal ist mit ihren auffälligen gelben Kuppeln eine außergewöhnliche Anlage zur Biogas-Produktion aus Gülle und Mist. Herkömmliche Anlagen nutzen das Biogas lediglich zur Stromgewinnung. In Pfitsch bei Sterzing wird aus dem Biogas aufwändig Bio-LNG, also flüssiges Methangas hergestellt. Zusätzlich wird hier CO2 für die Lebensmittelindustrie produziert und Dünger in verschiedenen Ausführungen bis hin zu geruchlosen Dünger-Pellets. Die Wipptaler Milchkühe produzieren fleißig das Grundmaterial, von dem am Ende nur sauberes Wasser übrigbleibt, das in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden kann. Diese restlose Verwertung von Mist und Gülle hat in der Fachwelt für viel Aufsehen gesorgt.
Der exzellente Ruf von biwi ist bis zur Deutschen Raumfahrtbehörde vorgedrungen. Die betreibt in Baden-Württemberg ein Institut für Raumfahrtsantriebe und mehrere Raketenprüfstände. Damit die europäischen Ariane-Raketen einen entscheidenden Schritt hin zur Nachhaltigkeit machen können, sollen sie mit dem Treibstoff Bio-LNG ins All fliegen. Dieser muss für diese komplexe Aufgabe von besonders hohem Reinheitsgrad sein. Nur wenige Biogas-Hersteller können das bieten, unter ihnen auch biwi.
Auf dem Testgelände in Lampoldshausen wurde die Delegation von biwi sehr freundlich empfangen. Es fand eine Führung und ein erster Austausch statt, die Gespräche werden weitergehen. Bis eines fernen Tages vielleicht tatsächlich eine nachhaltige europäische Ariane Rakete auf der Startrampe steht, der Countdown läuft und etwas, was sonst auf dem Misthaufen und den Wipptaler Wiesen landet, eine Rakete ins All befördert.