Von: luk
Innsbruck/Bozen – Die Frage nach einem eigenen Familienwappen ist trotz schwer durchschaubarer gesetzlicher Regelungen aktuell. Wappenkunde stößt, vor allem im Zusammenhang mit Familienforschung, auf reges Interesse – eine Herausforderung für verschiedene Archive und museale Sammlungen. Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum hat die Auseinandersetzung mit der Wappenkunde eine lange Geschichte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts legte Konrad Fischnaler, damals Kustos des Ferdinandeum in Innsbruck, eine Wappenkartei an. Diese sollte als Informationsquelle für alle dienen, die sich mit Familienwappen in Tirol beschäftigen. Die rund 30.000 nach phonetischen Kriterien eingeordneten Zettel, die teilweise mit kolorierten Wappenskizzen illustriert sind, werden bis heute in der Bibliothek des Landesmuseum Ferdinandeum aufbewahrt und häufig von Interessierten konsultiert.
„Es ist wesentlich von Bedeutung, dass Museen ihre Bestände digitalisieren und der Öffentlichkeit und Forschung zugänglich machen. Daher war es uns wichtig, diese Wappenkartei online zur Verfügung zu stellen“ erklärt der Direktor der Tiroler Landesmuseen, PD Dr. Wolfgang Meighörner. Projektleiter Raphael Einetter führt weiter aus, dass „ein bestandschonender Zugang zur Sammlung wichtig war. Ebenso standen wir vor der Herausforderung, die nach Wortklang sortierten Karten einer computerunterstützen Suche zugänglich zu machen.“ Hierfür wurde eine phonetische Suche implementiert und alle Karteikarten händisch in einen durchsuchbaren Text umgewandelt. Die entsprechende Aufarbeitung erfolgte zwischen 2015 und 2018.
Verbesserte Lesbarkeit – verbesserte Auffindbarkeit
Die verbesserte Funktionsweise der Plattform offenbart sich schnell durch einfache Suchanfragen. So werden in der Trefferliste neben Namen mit der exakten Wortentsprechung (z.B. Maier) auch gleichklingende Namen (z.B. Meyer oder Mair) sowie in Wortbestandteilen übereinstimmende Ergebnisse (z.B. Engelmaier oder Maierhofer) angezeigt. Zusätzlich ist es nun erstmals möglich, in der Kartei mit Volltextsuche zu recherchieren. Die integrierte Lesehilfe, die mit einem zuschaltbaren Abkürzungsverzeichnis versehen wurde, übersetzt die teilweise schwer lesbaren handschriftlichen Bemerkungen in leicht lesbare Maschinenschrift.
Ein Blick über den Tellerrand
Die in der Kartei angeführten Quellen verweisen nicht nur auf Bestände des Ferdinandeum, sondern auch auf weitere Archive im In- und Ausland. Diese Verweise wurden geprüft, wenn möglich aktualisiert und mit hilfreichen Online-Ressourcen verknüpft. Die früher notwendigen Recherchereisen nach Wien oder Südtirol, um an die Originalabbildung bzw. zu weiteren Informationen zu gelangen, sind daher oftmals nicht mehr zwingend notwendig.
Das eigene Wappen finden
„Die Kartei richtet sich zwar an Forschende zur Heraldik bzw. Genealogie der wappenführenden Familien im Alt-Tiroler Raum, es ist aber sicherlich für viele Tiroler interessant, den eigenen Familiennamen in der Kartei zu suchen“ zeigt sich Direktor Meighörner überzeugt.
Die Plattform beantwortet auf der Hilfe-Seite häufig gestellte Fragen zur Wappenkunde und erklärt Fachbegriffe und Abkürzungen. Im Sinne des Crowdsourcing soll die Veröffentlichung der Wappenkartei die Öffentlichkeit dazu animieren, mit ihrem Wissen zur Verbesserung der Datensätze beizutragen. Eine digitale Kopie einer Karteikarte kann außerdem mittels integrierter Bestellfunktion kostenpflichtig angefordert werden. Die in dieser Form aufgearbeitete Wappenkartei und die dadurch in der Bibliothek generierte Expertise bilden einen deutlichen Mehrwert für alle Interessierten und stehen somit exemplarisch für den zeitgemäßen Umgang der Tiroler Landesmuseen mit analogen Beständen.
Die Datenbank lässt sich unter der Adresse wappen.tiroler-landesmuseen.at abrufen.