Nachthimmel im Wandel

Funkelnde Karawane: Starlink-Satelliten leuchten über Bozen

Dienstag, 29. Oktober 2024 | 07:55 Uhr

Von: mk

Bozen – Jeder weiß, dass Satelliten um die Erde kreisen. Manchmal sind sie auch mit freiem Auge sichtbar. Was erst kürzlich wie eine Karawane funkelnder Sterne aussah, waren in Wirklichkeit die Starlink-Satelliten über Bozen. Auf einer interaktiven Online-Karte kann man außerdem tausende Flugkörper in Echtzeit verfolgen.

Viele Menschen wundern sich, wenn am Himmel plötzlich mehrere Lichter wie in einer Perlenkette entlangfliegen. Das hat jedoch nichts mit UFOs zu tun.

In Wahrheit handelt es sich um Starlink-Satelliten von Elon Musks Firma SpaceX. Erst kürzlich waren sie über Bozen zu sehen. Über 6.000 aktive Satelliten umkreisen die Erde. Doch nicht alle leuchten dabei wie die Lichterkette, die manche beobachten. Das sieht man auf der Echtzeit-Karte mit allen Satelliten von Starlink.

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Wer die Starlink-Karte aufruft, sieht den gesamten Globus. Jeder der weißen Punkte ist ein Starlink-Satellit auf einer eigenen Flugbahn. Zoomt man näher heran, dann sieht man auch die individuelle Flughöhe, die etwa zwischen 475 und 575 Kilometern über dem Meeresspiegel liegt.

Wenn man die durchnummerierten Satelliten klickt, werden weitere Details wie die Flugbahn, das Startdatum oder die genauen Koordinaten eingeblendet. Die roten Punkte auf der Karte sind Bodenstationen, von denen es einige in Europa, Australien und den USA gibt.

Unten links gibt es auch eine Statistik zu den aktuell aktiven Satelliten – symbolisiert durch ein grünes Häkchen. Die Flamme zeigt, wie viele der Starlink-Himmelskörper bereits zerstört wurden.

In den Einstellungen kann man unter “Home” den eigenen Standort eingeben und dann berechnen lassen, wann ein bestimmter Satellit das nächste Mal die Gegend überfliegt. Um die Satelliten beobachten zu können, sollte es natürlich bereits dunkel sein.

Eine gelb-rote, ovale Form auf der Weltkarte markiert hingegen die Absturzstelle eines Satelliten, der wieder in die Atmosphäre eingetreten und im Meer gelandet ist. Elon Musks Firma hat bereits Anträge für insgesamt 34.000 gestellt. Die Anzahl der Satelliten könnte sich also noch mehr als versiebenfachen. Mit dem weltweit umspannenden Satellitennetz will das Raumfahrtunternehmen SpaceX Internet in alle Winkel der Erde bringen.

Kritik aus der Forschung

Der Fortschritt ist zwar einerseits begrüßenswert, andererseits äußern Astronomen Bedenken: Bereits heute stören die Starlink-Satelliten astronomische Beobachtungen im optischen Bereich, also bei jenen Wellenlängen, die wir mit unseren Augen sehen.

Außerdem hat SpaceX Anfang des Jahres sechs Prototypen einer neuen Generation von Satelliten ins All geschossen. Mit den sogenannten DTC-Satelliten (Direct-To-Cell) bräuchten Kunden von Starlink keine speziellen Antennen mehr, um Internet zu nutzen, sondern sie könnten direkt mit Smartphones die Signale der Satelliten empfangen.

Messungen des „Zentrum für den Schutz des dunklen Himmels vor Störungen durch Satelliten-Konstellationen“ der Internationalen Astronomischen Union, die unter anderem mit dem Robot-Teleskop MMT9 an der russischen Selentschuk-Sternwarte im Kaukasus durchgeführt wurden, stellten fest, dass DTC-Satelliten bis zu 4,9-Mal heller als die bisherigen Starlink-Satelliten erstrahlen.

Nach erfolgreich verlaufenen Tests beantragte Musks Firma anschließend bei den zuständigen Aufsichtsbehörden in den USA eine Genehmigung für den Start von 7500 DTC-Satelliten, die in einer Höhe von rund 340 Kilometern ihre Bahn ziehen sollen.

In der Vergangenheit hat sich SpaceX gegenüber Wissenschaftlern kooperativ gezeigt: So verminderte man etwa durch weniger stark reflektierende Außenanstriche man die Helligkeit der Satelliten. “Sollten solche Maßnahmen bei den DTC-Satelliten vergleichbar erfolgreich sein, könnte sich im günstigsten Fall die Zunahme der Helligkeit um etwa die Hälfte auf das 2,6-fache reduzieren”, erklärte der Forscher Anthony Mallama.

Bezirk: Bozen