Von: bba
Bozen – Das Forum Prävention macht Primare und Primaria der Gynäkologie auf das Thema Bodyshaming in der Schwangerschaft aufmerksam: Damit sind Beleidigungen und verletzende Bemerkungen bezüglich des Aussehens einer Person gemeint. Frauen berichten von (ab)wertenden Kommentaren über ihren Körper während der Schwangerschaft seitens der Gynäkologen und Gynäkologinnen oder des Fachpersonals während der Vorsorge- beziehungsweise Kontrolluntersuchungen. Meistens geht es um verletzende Bemerkungen über ihre runden Formen oder über die Gewichtszunahme. Da soll sich noch eine Frau auf eine Schwangerschaft einlassen, die sicher Spuren am Körper hinterlässt… .
“Der sich verändernde Körper der Frau ist in der Schwangerschaft zahlreichen gesellschaftlichen Urteilen ausgesetzt, umso wichtiger ist daher, die emphatische und sachliche Beratung vonseiten des medizinischen Personals. Es ist von allen Seiten unangebracht, den Körper einer Frau in der Schwangerschaft – aber auch sonst -ohne medizinische Belege zu beurteilen, verurteilen oder zu vergleichen. Frauen werden gesellschaftlich ohnehin für ihr Körpergewicht unter Druck gesetzt. Dabei ist gerade in der Schwangerschaft ein sensibler Umgang mit dem Körper der Frau umso wichtiger. So berichten einige Frauen, ihnen sei seitens des Frauenarztes eine Gewichtszunahme von maximal einem Kilo pro Monat, also neun Kilogramm, empfohlen worden — und dies bei einem normalen Ausgangsgewicht (BMI 19-25)”, so das Forum Prävention.
“Sieht man sich die Empfehlungen der WHO an, so hängen diese unmittelbar mit dem Ausgangsgewicht der Frau zusammen und lassen Spielraum. Bei einem Normalgewicht (BMI 18,5-24,9) vor der Schwangerschaft empfiehlt die WHO eine Gewichtszunahme von 11,5 bis 16 Kilogramm” (vgl. WHO 2016: 15, zitiert nach Forum Prävention 2021).
“Die Frage die sich dabei stellt ist, woher die Idee von einer Gewichtszunahme von einem Kilogramm pro Monat stammt? In der Facebookgruppe Südtirols Sisters(SUSI) (2.558 Mitglieder), in der sich Südtiroler Frauen über verschiedene Themen austauschen, wurde das Thema neulich besprochen, nachdem eine im neunten Monat schwangere Frau eine unangenehme Erfahrung beim Gynäkologen gemacht hatte. In der Folge wurde das Thema auch in der vorwiegend italienischsprachigen Gruppe ‘Group of Sisters’ besprochen. Die Facebookbeiträge schlugen hohe Wellen, eine Vielzahl an Frauen berichtete von ihren bewegenden Erfahrungen”, so das Forum Prävention.
Hier der Bericht einer Frau, zitiert vom Forum Prävention:
„Anfang des neunten Monats meiner Schwangerschaft habe ich eine Grippe bekommen. Vor lauter Husten konnte ich nicht schlafen. Die Halsschmerzen verhinderten die Nahrungsaufnahme. Bei meiner Größe von 1,60 Metern und 50 Kilogramm Normalgewicht habe ich elf Kilogramm zugenommen. Die Aussage des diensthabenden Frauenarztes im KH werde ich nie vergessen: ‘Medikamente bekommen sie in ihrem Zustand keine. Und dass sie nicht essen können? Das ist bei ihrem momentanen Gewicht eh besser.`”
Das Forum Prävention bittet die Ärzteschaft und das Fachpersonal darum, “Frauen bei den Untersuchungen fachgerecht zu informieren und auf körperabwertende Aussagen zu verzichten. Mit einer wertschätzenden Herangehensweise würden werdende Mütter hinsichtlich eines positiven Selbst- und Körperbildes unterstützt, das Wohlbefinden gesteigert in der Phase der Schwangerschaft, aber auch danach”.