Seinen Namen kann man sich als Käfer nicht aussuchen

Brauner Käfer muss weiter “Hitler” heißen

Samstag, 18. Mai 2024 | 08:05 Uhr

Von: APA/dpa

Ein kleiner brauner, augenloser Käfer wird wohl auch weiterhin nach Adolf Hitler benannt bleiben. Bisher habe es keine Anträge gegeben, wissenschaftliche Namen von Tierarten aus ethischen Gründen zu ändern – auch bei Anophthalmus hitleri nicht, sagte der Taxonomist Daniel Whitmore, der Mitglied der internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur ist. Dieses Gremium gibt die Regeln zur Benennung neuer Tierarten heraus.

Einige vor Jahrzehnten vergebene Namen stehen heute in der Kritik, weil sie umstrittene Personen ehren, koloniale Ortsbezeichnungen verwenden oder aus Sicht mancher Wissenschafterinnen und Wissenschafter diskriminierend oder rassistisch sein können. Mehrere Hunderttausend wissenschaftliche Namen könnten nach Einschätzung der internationalen Kommission betroffen sein.

Diese lehnt eine Umbenennung aus ethischen Gründen jedoch ab. “Wir verstehen natürlich, dass manche Namen Unbehagen oder Anstoß erregen können, sagt Whitmore. Priorität habe aber eine universelle und stabile Nomenklatur, damit es keine Verwirrung gebe. “Es ist nicht unsere Aufgabe, darüber zu urteilen, ob Namen beleidigend oder ethisch nicht vertretbar sind, denn das ist eine sehr subjektive und persönliche Angelegenheit.”

Jedes Jahr werden weltweit tausende neue Tierarten beschrieben. Wie die Taxonominnen und Taxonomen dabei vorzugehen haben, ist in den internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur festgelegt. Inhaltliche Vorgaben mache die Nomenklatur dabei nicht, sagt der Zoologie-Professor Michael Ohl vom Museum für Naturkunde in Berlin. Die Forschenden können die Namen frei wählen, sofern diese technisch korrekt gebildet werden. “Diese gelten, sobald sie publiziert sind und können dann auch nicht mehr gestrichen werden.”

“In einem Fall wie bei dem Hitler Käfer würde eine Umbenennung gar nicht viel ändern”, meint Ohl. Denn der Name würde nicht komplett verschwinden. Oft haben Tiere mehrere wissenschaftliche Bezeichnungen, in einer Art Katalog werden diese deshalb alle unter dem aktuell gültigen Namen aufgelistet. Wer den Hitler-Käfer wegen des Namens sammeln wolle, werde dies auch weiter tun, meint Ohl.

Eine lange Tradition habe dabei, neu entdeckte Tierarten nach Personen zu benennen – um einem großzügigen Geldgeber zu schmeicheln, Familie oder Freunde zu ehren oder mithilfe prominenter Namensgeber Aufmerksamkeit zu erregen, wie Ohl in seinem Buch “Die Kunst der Benennung” schreibt. So trägt eine Tausendfüßler-Art den Namen von Popstar Taylor Swift, Käfer sind nach dem Schauspieler Leonardo DiCaprio und der Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg benannt, eine Mottenart erinnert an den früheren US-Präsidenten Donald Trump.

Kommentare

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9 Kommentare auf "Brauner Käfer muss weiter “Hitler” heißen"


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N. G.
N. G.
Kinig
1 Monat 17 Tage

Darf man dann Rechtsradikale auch mit Käfer beschimpfen?

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 17 Tage

…besser diesen Käfer auf Putin umtaufen und dann zerquetschen…

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 Monat 17 Tage

@Doolin
dann viel spaß mit den tierschützern. 😉

primetime
primetime
Kinig
1 Monat 17 Tage

@N.G. danke für den schmunzler

Faktenchecker
1 Monat 17 Tage

NG Schon wieder eine unqualifizierte Bemerkung von Dir!

Doolin
Doolin
Kinig
1 Monat 17 Tage

@fingerzeig
…ach, du meinst, Tierschützer sollen sich um Putin kümmern…

😅

user6
user6
Superredner
1 Monat 17 Tage

ist wohl keine ehre wenn ein käfer nach einem benannt wird. mit ausnahme von
marienkäfer natürlich. deshalb verstehe ich die aufregung nicht ganz

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
1 Monat 17 Tage

Man kann ihn ja “Schnittler”taufen, dann passt wieder😅

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
1 Monat 17 Tage

armer traumatisierter käfer

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