Ein Check der Fleischalternativen

Insekten und Laborfleisch: Die Zukunft des Fleischkonsums?

Donnerstag, 08. August 2024 | 07:06 Uhr

Von: Ivd

Paris – Nachhaltigkeit und ethisches Bewusstsein sind die Schlagworte unserer Zeit. Besonders die herkömmliche Fleischproduktion in Massentierhaltung gerät dabei unter Beschuss: Ganze 15 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen werden ihr laut Umweltbundesamt zugeschrieben. Dazu kommen laut WWF etwa vier Milliarden Hektar Weide- und Ackerland, die den Tieren als Nahrung dient. Das sind etwa 80 Prozent der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche.

Im DACH-Raum und darüber hinaus bahnt sich daher eine revolutionäre Veränderung an: Laborgezüchtetes Fleisch und Insekten als Alternative zum Fleisch vom Tier. Aber sind diese Alternativen wirklich die Lösung für all unsere ökologischen und ethischen Probleme? Wir bringen euch die beiden Konzepte ein bisschen näher

Gänsestopfleber ohne Tierleid

Das französische Start-up Gourmey aus Paris hat vor wenigen Tagen als erstes Unternehmen in der EU eine Vorabzulassung für im Labor gezüchtete Gänsestopfleber beantragt – sogenanntes In-vitro Fleisch. Bereits vor einigen Jahren berichteten erste Tester, dass sich kein geschmacklicher Unterschied zwischen dem gezüchteten und dem natürlich gewachsenen Produkt feststellen lässt.

X/FoodandNutriti9

CEO Nicolas Morin-Forest ist optimistisch: „Das Premium-Segment steht immer an der Spitze der Lebensmittelinnovationen.“ Gourmeys zellbasierte Entenprodukte werden aus Entenzellen in einer tierfreien Nährlösung hergestellt und sollen nicht nur ethisch vertretbar, sondern auch für Vegetarier und Veganer attraktiv sein. Zur Herstellung wird nämlich erstmals kein fetales Tierserum verwendet – ein Serum, das ungeborenen Tieren zur Zellkultivierung bislang entnommen wurde.

Insekten: Kleine Krabbler, große Zukunft?

Eine weitere erfolgversprechendes und umweltfreundliches Konzept sind Insekten. In weiten Teilen der Welt gehören Insekten längst zum Speiseplan. Auch in der EU sind seit 2021 Lebensmittel aus Insekten zugelassen. In Deutschland sind Mehlwürmer, Heuschrecken, Grillen und Büffelwürmer nun als Burger, Müsliriegel oder Nudeln erhältlich. „Insekten benötigen weniger Fläche, Energie und Wasser als traditionelle Fleischproduktion“, erklärt Prof. Dr. Guido Ritter von der Fachhochschule Münster.

X/Mirko_Kaminski

Die Vorteile liegen auf der Hand: Insekten sind proteinreich, enthalten wertvolle ungesättigte Fettsäuren und haben einen kleineren ökologischen Fußabdruck. Während Rinder etwa acht Kilogramm Futter benötigen, um ein Kilogramm Fleisch aufzubauen, schaffen Insekten dies mit nur zwei Kilogramm. Zudem stoßen sie keine Treibhausgase aus und leben auch in der Natur auf engem Raum zusammen, was sie unempfindlicher gegenüber Massentierhaltung macht. Außerdem benötigen sie nur einen Bruchteil der Fläche, die für eine Kuhherde nötig wäre.

Herausforderungen und gesellschaftliche Akzeptanz

Dennoch sind insektenbasierte Lebensmittel nicht unumstritten. Die Verbraucherzentrale bemängelt, dass viele Produkte lange Zutatenlisten und einen hohen Zucker- und Salzgehalt aufweisen. Auch der Preis ist ein Thema. „Insekten sollten nicht als billige Alternative zu tierischen Proteinen verstanden werden“, mahnt Ritter. Zudem sind die krabbelnden Proteinquellen zwar in weiten Teilen der Welt gängig, aber bislang wenig erforscht. Man weiß also noch nicht genau, welche Mengen von welchen Tieren sich empfehlen.

Trotz der vielversprechenden Vorteile von Laborfleisch gibt es auch dabei einige Bedenken und Nachteile. Einer der größten Kritikpunkte ist der hohe Produktionsaufwand, der teure und komplexe Technologien erfordert. Dabei entstehen hohen Kosten, die derzeit nicht mit herkömmlichem Fleisch konkurrieren können. Zudem sind die langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen von In-vitro Fleisch noch nicht ausreichend erforscht, was bei Verbrauchern zu Unsicherheit führen kann. Schließlich gibt es auch ökologische Fragen, da die Energieintensität der Produktion und die Nachhaltigkeit der verwendeten Ressourcen kritisch betrachtet werden müssen.

Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist in beiden Fällen noch ein Hürdenlauf. Zwar stehen jüngere Menschen, Insekten und Laborfleisch als Nahrungsmittel allgemein offener gegenüber, doch der „Ekelfaktor“ und die Abneigung gegen künstlich hergestellte Lebensmittel bleiben eine Herausforderung. Ritter betont: „Ernährung ist Gewohnheitssache.“ Ein geschickter Umgang mit Medienberichten und der Fokus auf den Geschmack könnten helfen, Vorurteile abzubauen. Ritter meint, dass man die Tiere einfach in Mehl einlegen und frittieren soll, dann schmecke schließlich alles. Der Geschmack von Insekten wird allgemein als nussig beschrieben.

Ausblick

Die Zukunft des Fleischkonsums könnte vielfältiger und nachhaltiger sein, als wir bis vor Kurzem noch geahnt hätten. In-vitro Fleisch hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und auch die Forschung nach gesundheitlichen Folgen gibt immer grüneres Licht. Insekten sind bereits in weiten Teilen der Welt ein wichtiger Bestandteil der Ernährung, rufen aber in westlichen Ländern häufig Ekel hervor. Am Ende können beide Konzepte dazu beitragen, ethische und ökologische Probleme zu lösen und gleichzeitig ausgewogen zu leben. Würdet ihr euch auf das Experiment einlassen und Insekten oder Laborfleisch probieren?

Kommentare

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9 Kommentare auf "Insekten und Laborfleisch: Die Zukunft des Fleischkonsums?"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
sophie
sophie
Kinig
2 h 21 Min

Ich vertraue beim Laborfleisch/Insekten noch niemand.
Werde auch keine natürlichen Insekten weder Künstliche jemals essen.
Langzeitfolgen gibt es erst in ein paar Jahren,
Und da muss man schauen ob sie auch der Wahrheit emtsprechen, oder nur der Herstellung als Werbung dienen.

laager
laager
Tratscher
56 Min 48 Sek

Ja gib mal Quellen zu deinen Behauptungen an. Mein Gott. Der Mensch ist darauf angepasst alles zu essen. Das hat ihn als Sieger der Evolution ausgezeichnet. Insekten waren schon immer auf unseren Speiseplänen und sind momentan, bei uns in Europa, etwas in den Hintergrund gerutscht. Glaubst du der Magen und restliche Verdauungstrakt unterscheidet zwischen aus Insekten stammenden Proteine und anderen tierischen? Nein da wird alles einfach heruntergebrochen auf die kleinsten Bausteinen, den Aminosäuren, um diese dann aufzunehmem und körpereigene Proteine zu benutzen oder die Aminosäuren metabolisch zu nutzen.

Neumi
Neumi
Kinig
2 h 10 Min

“Aber sind diese Alternativen wirklich die Lösung für all unsere ökologischen und ethischen Probleme”
Wie immer ein klares “Nein”. Würde eine einzige Maßnahme alle untere Probleme lösen, wär’s ja einfach. Aber trägt sie dazu bei? “Ja”

Laborfleisch gegenüber bin ich nicht abgeneigt, sobald die Technik mal ausgereift ist (aktuell noch viel zu aufwendig und es braucht noch Proteine von lebenden Tieren). Ebensowenig würd mich was mit gemahlenen Insekten stören, muss ja nicht gleich eine Riesenheuschrecke sein. Was in der Bratwurst so alles drin ist, fragen wir ja auch nicht.

Und frittiert schmeckt eh alles gleich.

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
1 h 58 Min

Wers gerne mag, kanns gerne essen… ich sicher nicht, auso i bin ban dohungon…

Sunflowers
Sunflowers
Grünschnabel
1 h 55 Min

Jo Mohlzeit noa, oh e mie, mir reicht schum des Video, on gor kan Gungo ma.🙈

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
1 h 58 Min

Ich bleibe dabei:
Mehlwürmer🐛kommen für mich,wo erlaubt☝🏻,nur zum angeln 🎣
in Frage.Wer sie essen mag,von mir aus gerne,ich jedenfalls nicht❗🤢🤮

rantanplan
rantanplan
Superredner
1 h 17 Min

ich würde die vielfliegerei als erstes verbieten…nur mal so zum thema nachhaltigkeit…aber damit niemand auf nichts verzichten muss wird die natürliche fleischproduktion schlecht geredet u heuschrecken werden schmackhaft gemacht….so werden trends gesetzt u die menschen springen grossteils auf weil das mit ‘offen für neues, umweltschutz(einfach gemacht)” verkauft wird…..i speib glei🤮

Rabe
Rabe
Superredner
1 h 19 Min

hon oamol a floige gessn !! obor net gewellt bon vespafohrn 🥴🥴🥴🥴

Astronaut
Astronaut
Grünschnabel
1 h 4 Min

Kakerlaken und das ganze ekelig Krabbelgeviech kommt mir nicht in den Magen. Aber die Ost Asiaten genießen diese Leckereien schon seit Ewigkeiten.

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