Von: luk
Bozen – Juni ist Mähzeit bei den Bauern und Setzzeit bei vielen Tieren, auch bei den Rehen. Doch leider werden die Bergwiesen jedes Jahr im Frühsommer zur tödlichen Falle für viele neugeborene Rehkitze, denn die Rehgeißen suchen gerne die Wiesen in Waldrandnähe als Kinderstube aus.
Die Geißen setzen die Kitze sehr oft im hohen Gras, weil der Nachwuchs dort vor natürlichen Feinden gut geschützt ist und suchen sie nur zum Säugen auf. Man sagt, die Kitze werden “abgelegt”. Die Kitze sind mit ihrem getüpfelten Haarkleid gut getarnt und drücken sich in den ersten Tagen, das heißt, sie bleiben auch bei Gefahr regungslos liegen und sind für den Landwirt nicht sichtbar. Dadurch kommt es oft zu Mähverlusten. Erst ab einem Alter von zwei bis vier Wochen flüchten die Kitze, wenn Gefahr droht.
Das Absuchen der Wiese unmittelbar vor der Mahd und das „Vorausgehen“ vor der Mähmaschine wird schon seit vielen Jahren von der Jägerschaft praktiziert, um zumindest einen Teil des Jungwildes vor den Messern der Mähmaschine zu retten. Auch akustische Warngeräte haben sich als einigermaßen erfolgreich erwiesen. In den letzten Jahren werden in einigen Revieren des Landes auch moderne Flugdrohnen mit Wärmebildkamera dazu eingesetzt, um die Kitze früh morgens vor der Mahd zu orten.
Jäger und Helfer bringen jedes gefundene Kitz an den sicheren Wiesenrand, wo eine Kiste Schutz vor Mähmaschine und Fuchs bietet. Nachdem die Wiese gemäht ist, kann das Junge wieder in Freiheit entlassen werden, wo es sogleich, wie die Beobachtungen gezeigt haben, von der Rehgeiß empfangen wird.
Einige hundert Kitze werden jedes Jahr auf diese Weise vor einem qualvollen Tod gerettet. Auch den Landwirten ist es ein großes Anliegen, die Mähverluste so gering wie möglich zu halten. Die Mitarbeiter des Jagdverbands führen gerade bei den Revieren eine Umfrage durch, um einen Überblick über die angewandten Methoden und den Erfolg der Bemühungen zu erhalten.