Süßwaren dominieren in Videos

Junge Influencer präsentieren überwiegend ungesunde Nahrung

Freitag, 06. Dezember 2024 | 10:15 Uhr

Von: apa

Influencer und Influencerinnen im Kinder- und Jugendalter präsentieren Kindern auf YouTube überwiegend ungesunde Lebensmittel. Ein Großteil der gezeigten Produkte enthält so viel Fett, Zucker und Salz, dass sie laut WHO-Richtlinien nicht an Kinder vermarktet werden sollten, stellte die MedUni Wien in einer wissenschaftlichen Analyse fest. Die Studie unterstreicht die Dringlichkeit, Maßnahmen zur Schaffung eines gesunden Ernährungsumfeldes für Kinder zu treffen, wurde betont.

Die Forschenden analysierten 162 Videos mit insgesamt 901 Darstellungen von Lebensmitteln von sieben deutschsprachigen Influencern im Kindes- und Jugendalter mit einer Gesamtdauer von 33,8 Stunden. Die Untersuchung ergab, dass exakt zwei Drittel (67 Prozent) der präsentierten Produkte zu viel Fett, Zucker und Salz enthalten und somit nicht den Nährwertprofilen der Weltgesundheitsorganisation WHO entsprechen, die als Grundlage für die Beurteilung der Vermarktung an Kinder dienen.

Süßwaren dominieren in Videos

Schokolade und andere Süßwaren dominieren in den Videos, aber auch andere als ungesund eingestufte Produkte werden deutlich häufiger kindgerecht dargestellt als gesunde Lebensmittel. Auch positive Bewertungen oder verbale Reaktionen wurden signifikant häufiger in Zusammenhang mit Lebensmitteln beobachtet, die nicht für die Vermarktung an Kinder zugelassen sind.

“Kinder- und Jugend-Influencerinnen und -Influencer genießen bei ihrem jungen Publikum großes Vertrauen und werden oft als Vorbilder gesehen, und gerade die kreative und kindgerechte Präsentation macht die gezeigten Produkte besonders überzeugend”, erläuterte Erstautorin Brigitte Naderer vom Zentrum für Public Health der MedUni. “Diese subtilen Produktdarstellungen beeinflussen maßgeblich ihre Essgewohnheiten und -vorlieben und erhöhen das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas und deren Folgeerkrankungen”, betonte Studienleiterin Eva Winzer, ebenfalls vom Zentrum für Public Health.

Monitoring gefordert

Obwohl bezahlte Werbung in kinderfreundlichen Inhalten auf YouTube offiziell verboten ist, zeigt die Studie, dass die Präsenz von Lebensmitteln mit zu hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt in Videos von Kinder- und Jugend-Influencern hoch ist. Sichtbare Markenlogos, häufig ohne Werbekennzeichnung, der Verzehr der Produkte in den Videos oder die Betonung von Geschmack und Genuss erhöhen die Attraktivität der ungesunden Lebensmittel.

Neben gesetzlichen Vorgaben brauche es auch mehr Forschung und ein unabhängiges Monitoring, um die Auswirkungen solcher Werbemaßnahmen langfristig zu evaluieren, hieß es in der MedUni-Aussendung. Ziel sollte es sein, ein digitales Umfeld zu schaffen, das gesunde Ernährung unterstützt, anstatt ungesunde Produkte zu bewerben. “Neben der Diskussion um die Regulierung von Kindermarketing sind auch Maßnahmen zur Förderung der Medienkompetenz unerlässlich. Gleichzeitig sollten auch die Influencer selbst und die Lebensmittelindustrie vermehrt in die Pflicht genommen werden, um eine nachhaltige Veränderung zu ermöglichen”, forderte das Forscher-Team.

( S E R V I C E – Studie im Fachjournal “BMC Public Health”: https://go.apa.at/D7lXyPdQ )

Kommentare

Aktuell sind 4 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen