Risikofaktor Hörverlust

Kann eine unbehandelte Schwerhörigkeit zu Demenz führen?

Mittwoch, 12. Februar 2025 | 16:10 Uhr

Von: red

„Hörverlust und Demenz haben oft überlappende Symptome“, erklärt Professor Dr. Jan Löhler, Präsident des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte, bei einem Seminar von DigiDem, dem digitalen Demenzregister Bayern. Diese Symptome sind unter anderem Niedergeschlagenheit, Ängstlichkeit und Kommunikationsprobleme. Allen voran steht jedoch der soziale Rückzug. Menschen, die nicht mehr gut hören, können oftmals Ironie, Sarkasmus und andere feine Nuancen im Sprechen nicht mehr wahrnehmen. So schätzen sie Gespräche falsch ein, und um das zu vermeiden, nehmen sie lieber gar nicht mehr an ihnen teil.

Risikofaktor für Demenz

Laut einem Bericht der Fachzeitschrift “The Lancet” könnten bis zu 45 Prozent der Demenzfälle durch die Vermeidung von 14 Risikofaktoren verhindert oder verzögert werden. Dazu gehört auch der unbehandelte Hörverlust. Auch eine dänische Studie aus dem Jahr 2024 kommt zu dem Schluss, dass Menschen mit diagnostiziertem Hörverlust häufiger an einer Demenz erkranken als Hörgesunde. Das Risiko sinke wieder, wenn Hörhilfen zum Einsatz kommen. Die Autoren und Autorinnen der Studie betonen jedoch, dass der Zusammenhang zwischen dem Hörverlust und dem gesteigerten Risiko an einer Demenz zu erkranken, weniger deutlich hervortrat als in früheren Studien. Sie fordern daher mehr qualitativ hochwertige Langzeitstudien. Und auch Löhler relativiert die Ergebnisse: „Das wird wissenschaftlich stark diskutiert.“

Unbehandelter Hörverlust

Auch wenn der genaue Zusammenhang zwischen Hörverlust und Demenz noch weiter erforscht werden muss, sollte eine beginnende Schwerhörigkeit behandelt werden. Ein Problem: Viele Betroffene bemerken ihre Schwerhörigkeit nicht oder unterschätzen sie. „Man ahnt, was gesagt werden soll“, beschreibt Löhler eine gängige Kompensationsstrategie. Manche Menschen vermeiden laute Umgebungen oder ziehen sich aus Gesprächen zurück, was soziale Isolation begünstigt. Und damit geht auch kognitive Einbuße einher. Auch Löhler ist sich sicher: „Grundsätzlich kann das Demenzrisiko durch Hörhilfen vermutlich positiv beeinflusst werden.“

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