Warum die gerichtete Blutspende gefährlich sein kann

Kann man nahen Verwandten Blut spenden?

Donnerstag, 24. Oktober 2024 | 15:31 Uhr

Von: red

Das erste Mal Blut gespendet hat Bianca mit 16 Jahren. Möglich war das nur, da es sich um eine sogenannte „gerichtete Spende“ gehandelt hat. Bei einer gerichteten Blutspende sind Spender und Empfänger von vornherein festgelegt und meist miteinander bekannt oder verwandt.

Welche Risiken gibt es bei Verwandtenspenden?

Für den Laien klingt es wie eine absolut naheliegende, offensichtliche und vielleicht sogar optimale Lösung. Jemand braucht dringend Blut, ein Blutsverwandter gibt dieses. Oftmals sind solche Verwandten allerdings keine Dauerspender, d.h. es ist nicht sichergestellt, dass ihr Blut wirklich geeignet und unbelastet ist. Dabei ist es aus medizinischer Sicht auch vollkommen egal, wer wessen Blut erhält, solange die Blutgruppen hinreichend übereinstimmen.

Die Deutsche Herzstiftung weist auf zudem auf das bei Verwandtenspenden stark erhöhte und meist tödliche Risiko einer Graft-versus-host-Reaktion hin. Hierbei greifen Abwehrzellen im Spenderblut den Empfänger an. Daher werden Blut- und auch Organspenden von direkten Verwandten als äußerst problematisch angesehen und nur in Ausnahmefällen durchgeführt.

Biancas Geschichte beginnt mit so einem Ausnahmefall. Sie erzählt uns, dass ihre Tante sich einer größeren Operation unterziehen musste. Nun war sowohl der Tante als auch ihrem Arzt seit Jahren bekannt, dass ihr Blut eine Gerinnungsstörung aufwies und sie für die OP große Mengen Blut und auch Plasma benötigen würde.

Da die OP vollständig geplant und terminiert war, konnte Biancas Tante im Vorfeld Eigenblut spenden. Allerdings nicht in ausreichender Menge. Um sicherzustellen, dass wirklich genügend geeignetes Blut und Plasma zur Verfügung steht, wurde die gesamte Familie typisiert. Es stellte sich heraus, dass Biancas Blut und das der Tante wirklich bis in die allerletzte Untergruppe übereinstimmten. Also ließ sie in der Zeit vor der OP etliche Liter Blut und noch mehr Plasma.

Dabei machten die Ärzte eine weitere ungewöhnliche Entdeckung. In Biancas Blut findet sich ein ganz bestimmter Herpes-Virus nicht. Dieser ist bei über 90 Prozent der Weltbevölkerung vorhanden, macht im Alltag meist keine Probleme, kann aber nach Transplantationen heftige Reaktionen verursachen, die schließlich zur Abstoßung des neuen Organs führen.

Und so stand eines Tages ein lächelndes Ärzteteam vor Bianca und fragte mit sanfter Stimme, ob sie – mit Einverständnis ihrer Mutter – bereit wäre auch weiterhin Plasma zu spenden. Das war sie. Warum? An dieser Stelle würde sie uns und euch gerne etwas von dem Drang, Menschenleben zu retten, erzählen, sagt sie lachend. Die Wahrheit sei jedoch eine andere. Sie habe damals von der Uniklinik ihrer Heimatstadt für jede Plasma- oder Thrombozytenspende einen recht ordentlichen Batzen Geld bekommen.

Geld bekomme sie schon lange keines mehr dafür. Blut und Plasma spende sie noch immer. Meist beim DRK. Aus Altruismus.

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