Von: red
Stellt euch vor, ihr seid durch euren Job und eure Verpflichtungen so gestresst, dass die einzige Lösung, nicht ein Urlaub oder eine kurze Auszeit zur Entspannung mit Freunden und Familie ist, sondern ein paar Tage Aufenthalt in einem Gefängnis, ohne jegliche Möglichkeit, mit der Außenwelt zu kommunizieren.
Genau das empfand vor einigen Jahren ein ehemaliger Staatsanwalt in Südkorea, und so entwickelte er ein seltsames Gegenmittel für diejenigen, die Einsamkeit suchen: Ein Gefängnis, das als Gelegenheit zur Entspannung angeboten wird.
„Das Gefängnis in mir“: Wie man im Gefängnis entspannt
Kwon Yong-suk beschrieb, wie er eine Phase durchlebte, in der er sechs Monate lang jede Woche fast 100 Stunden arbeitete. Da begann er sich zu fragen, ob Einzelhaft im Gefängnis nicht vielleicht eine bessere Alternative zu seiner Situation wäre.
Also machte sich Kwon 2002 daran, ein Gefängnis zu errichten, das ein Zufluchtsort sein sollte, indem Menschen wie er etwas Ruhe und Einsamkeit finden könnten. Einige Jahre später, im Jahr 2008, eröffnete Kwon „Prison Inside Me“ auf dem Land, 90 Kilometer außerhalb von Seoul. Ein Gefängnishotel, in dem Besucher 24 Stunden bis zu einer Woche bleiben können. Im Jahr 2018 lag die Zahl der Menschen, die sich für diesen freiwilligen Lockdown entschieden, um Frieden zu finden, bei über 2.000.
Das Gebäude besteht aus 3 Flügeln, die wirklich einem Gefängnis ähneln, und die 28 Zimmer oder Zellen sind 6 Quadratmeter groß. Alle Besucher tragen blaue Overalls mit einer eindeutigen ID-Nummer und müssen bei ihrer Ankunft Mobiltelefone, elektronische Geräte und Uhren abgeben. Dort bleiben sie jeweils 20 Stunden in ihren Zellen – ohne Telefon, ohne Zugang zum Internet oder den unzähligen Ablenkungen des modernen Lebens.
In ihrem Zimmer haben sie ein Tagebuch, eine Yogamatte, auf der sie schlafen, ein Teeservice und einen Panikknopf. Ein interessantes Detail ist, dass die Zimmer keinen Spiegel haben. Nachdem die „Insassen“ ihre Uniform und Ausrüstung erhalten, machen sie einen Spaziergang draußen in der Natur und nehmen als letzte Übung am Tag an einer Gruppenmeditation teil, bevor sie sich in ihrer Zelle zurückziehen. Während ihres Aufenthalts sind ihre Mahlzeiten bescheiden und müssen in ihren Zellen eingenommen werden.
Obwohl viele zunächst skeptisch und zögerlich gegenüber „Prison Inside Me“ waren, da sie gehört hatten, dass es sich im Wesentlichen um ein Gefängnis handele, sagten diejenigen, die sich letztendlich dafür entschieden es zu erleben, dass sie da das größte Glück und die größte Freiheit empfanden. Nach einigen Tagen Aufenthalt hatten sie das Gefühl, dass nicht die kleine Zelle das Gefängnis sei, sondern die Außenwelt.
Kwon selbst glaubt nicht, dass 24 oder 48 Stunden ausreichen, um das Leben eines Menschen zu verändern, aber er glaubt, dass es eine Chance ist, diese Veränderung einzuleiten. Der Wert und die Erfahrung, Zeit allein zu verbringen, beeinflussen das ganze spätere Leben. Manche bezeichneten es sogar als das größte Geschenk, das sie sich selbst je gemacht haben.
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