Von: luk
Das Land Tirol, die Österreichischen Bundesforste und der Naturpark Karwendel haben heute, Mittwoch, eine positive Bilanz der Moorrenaturierung im Karwendel präsentiert. In einem umfassenden Forschungsprogramm mit mehr als zehnjährigen Datenreihen konnte der Erfolg der Renaturierungsmaßnahmen dokumentiert werden. „Die umgesetzten Maßnahmen sind großteils erfolgreich, das Leben kehrt Schritt für Schritt in die Karwendelmoore zurück“, freut sich Naturschutzlandesrätin LHStvin Ingrid Felipeund bedankt sich bei allen beteiligten Projektpartnern und Weideberechtigten.
Moore weltweit bedrohte Lebensräume
Moore gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen weltweit. Entwässerung, Torfabbau und intensive Bewirtschaftung führten über Jahrzehnte zu einem schleichenden, aber stetigen Verlust. Auch in Österreich wurden vor allem in den 60-er und 70-er Jahren riesige Feuchtgebiete trockengelegt. Seit 2000 wurde auf Initiative „Aktiv für Moore“ der Österreichischen Bundesforste, der Universität Wien und des WWF Österreich ein nationales Programm zur Rettung und Wiederherstellung von Mooren gestartet. Die Maßnahmen im Naturpark Karwendel sind Teil dieses Programms
Konsequente Umsetzung vor Ort
Auch wenn man beim Karwendel zuallererst an schroffe Berge, Wälder und den Ahornboden denken mag, befinden sich dort auch wertvolle Moore, die einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität des Schutzgebiets leisten. Sie beherbergen spezialisierte Tier- und Pflanzenarten wie den Sonnentau, die Moorbeere oder die kleine Moosjungfer, eine Libellenart. Vor allem in den 70er Jahren wurden die Karwendelmoore durch Entwässerung trockengelegt, oftmals auch aufgeforstet oder beweidet, was zu einem Verlust dieser typischen Lebensräume führte. Seit 2005 sind von den Österreichischen Bundesforsten gemeinsam mit dem Naturpark Karwendel und in enger Abstimmung mit den Weideberechtigten aktive Maßnahmen zur Wiederherstellung umgesetzt worden. „Dabei konnten wir in fünf Mooren insgesamt 290 Lärchenholzdämme errichten, Entbuschungsmaßnahmen setzen und durch fachgerechte Zäunung von rund 3.000 Laufmetern über zehn Hektar an Weidefreistellung erreichen“, erklärt Egon Fritz vom Forstbetrieb Oberinntal der Österreichischen Bundesforste.
Beeindruckende Ergebnisse
„Den weniger beeinträchtigten Mooren steht nach vielen Jahrzehnten das Wasser erstmals wieder bis zum Hals – und das ist gut so!“, freut sich Hermann Sonntag, Geschäftsführer des Naturpark Karwendel, über die erfolgreichen Maßnahmen, die nicht ohne positiven Folgen für die Natur bleiben. „Wir können durch unser Monitoringprogramm genau feststellen, dass das Leben in den Mooren zurückkehrt“, erläutert Sonntag. In der Studie von Günter Haselwanter hat sich jedoch auch gezeigt, dass die Verbesserungen umso länger dauern, je zerstörter das Moor war. „Die stärker beeinträchtigen Moore weisen zwar auch eine positive Tendenz auf, allerdings wird es noch viele Jahre benötigen, bis sie sich stabilisiert haben. Die gewonnenen Erkenntnisse können bei zukünftigen Renaturierungen hochmontaner Moore von großer Bedeutung sein“, erläutert Otto Leiner von der Landesabteilung Umweltschutz.
Klimawandel als Risikofaktor
Besonders trockene Sommer wie in den Jahren 2013 und 2018 bilden sich sofort im hydrologischen Monitoring ab und bremsen die positive Entwicklung. Das bedeutet, dass der Wasserstand zulange unter dem Idealmaß von 15 Zentimetern unter Grund bleibt und damit in diesen Jahren kein oder nur ein geringeres Moorwachstum stattfinden kann. „Für das Klima sind Moore besonders wichtig, denn obwohl sie nur drei Prozent an Fläche weltweit einnehmen, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Umgekehrt bedeutet das, dass ein Moorverlust durch den Klimawandel lange im Moor gebundenen Kohlenstoff wieder freisetzt. Wir sollten daher auch weiterhin sehr sensibel mit diesem klimarelevanten Ökosystem umgehen und es schützen“, sagt LHStvin Felipe.
Engagement wird fortgesetzt
Die Projektpartner haben sich darauf verständigt, dass der Moorschutz auch zukünftig im Naturpark Karwendel eine wichtige Rolle spielen wird. Der Schwerpunkt liegt dabei beim Ergänzen einzelner Dämme und bei der Kontrolle der bisherigen Maßnahmen. Partiell wird eine Ausdehnung der Weidefreistellung angestrebt.