Von: luk
Niedervintl – Im Pustertal ist es Tradition beim Kirchtagsfest einen “Kirschtamichl” aufzustellen. Beim Kirchtagsmichl handelt es sich um einen langen Baum, der zur Kirchtagsfeier aufgestellt wird.
An der Spitze des Baumes wird eine Strohpuppe (Michl) befestigt, die mit einer Lederhose, einem weißen Hemd und einem Hut bekleidet ist.
Am Samstag, wo der “Bam” in die Höhe gezogen wird, muss bis zum Kirchleuten auf den “Krischtamichl” aufgepasst werden. Ansonsten kann es nämlich übel enden!
In Niedervintl wurde der “Michl” beim Kirchtagsfest vom „Kirschtatrupp Obervintl“ gestohlen.
Sie nahmen die Puppe mit und hängten ihn – ganz im Sinne des Brauchs – dann auf halber Höhe auf deren Baum auf, sofern er nicht ausgelöst wird.
Und das ist nun geschehen! Für das bestohlene Dorf ist das eine bittere Blamage. Doch der “Vorfall” ist halb so schlimm. Im Gegenteil: Die nun erfolgte Auslöse der Niedervintler wird als Spende für eine von einem Todesfall betroffene Familie verwendet.
Da auf die anfangs geforderte Auslöse vonseiten der Niedervintler keine Reaktion erfolgte, hing der Niedervintler Michl das ganze vergangene Wochenende über auf halber Höhe kopfüber am Michlbaum der Obervintler und wurde in der Nacht von 20 Obervintlern bewacht.
Nun haben die Niedervintler die geforderten 100 Euro Ablöse für ihren Michl bezahlt und die „Vintila Kirschta Prigilan“ haben zu diesem Betrag ihrerseits noch 300 Euro dazu gelegt und den Gesamtbetrag von 400 Euro für den guten Zweck zur Verfügung gestellt.
Am Kirchtagmontag wird der Michl in der Regel schließlich „beerdigt“.