Von: bba
Bahnt sich eine neue Beziehung an und hat man vielleicht schon einige gescheiterte Beziehungen hinter sich, möchte man alles tun, damit diesmal alles klappt. Es kommt dazu, dass Kompromisse geschlossen werden. Doch wo liegt die Grenze zwischen Kompromiss und Selbstaufgabe?
“Um meinem Freund zu gefallen und ihm alles recht zu machen, habe ich mich selbst total aufgegeben. Ich musste alle meine lieben Freunde aufgeben, weil Sven sie nicht leiden konnte. Wir verzogen uns komplett in unsere vier Wände und hatten plötzlich keine Freunde mehr und zu nichts mehr Lust”, erzählt die heute 40-jährige Ann in einem Familienportal.
Viele Paare haben bereits Ähnliches erlebt. Kompromisse gehören in jede Beziehung. Doch wo genau liegt die Grenze zwischen Kompromiss und Selbstaufgabe und wie kann man sie finden?
Kompromisse in der Partnerschaft haben größtenteils ein recht schlechtes Image. Woran liegt das? Das Wort “Kompromiss” hat oftmals deswegen einen schlechten Beigeschmack, weil es meistens mit “verlieren” auf eine Stufe gestellt wird. Bei einem Kompromiss – so denkt man – gibt es bloß einen Gewinner und einen Verlierer. Doch gilt das auch für eine Beziehung? Nicht unbedingt. Ob im Beruf oder in der Familie: Bei jedem einzelnen sozialen Kontakt ist von allen Beteiligten ein gewisses Maß an Anpassung oder Kompromissbereitschaft nötig, erst recht in einer Beziehung. Und somit beginnt unsere Reise ins Land der Kompromisse.
Eine Beziehung kann nur dann funktionieren, wenn sich beide Partner wohlfühlen und glücklich sind. Ist ein Paar über die Phase der Verliebtheit hinaus, kommt es wahrscheinlich häufiger zu Konflikten, als zu Beginn der Beziehung. Das liegt daran, dass jeder Partner seine eigenen Vorlieben und Bedürfnisse hat. Will man den Konflikt beilegen, sollte man einen Kompromiss schließen. Dabei verzichten beide Partner auf einen Teil ihrer Forderungen und kommen einander entgegen. Manche sind vielleicht versucht, den Wünschen und Vorstellungen des Partners nachzugeben und zu allem von Haus aus Ja und Amen zu sagen. Das würde automatisch Selbstaufgabe bedeuten. Sich selbst aufzugeben, macht auf Dauer unglücklich und krank. Dass es nicht immer leicht ist, Kompromisse einzugehen, liegt auf der Hand. Allerdings lebt eine Beziehung vom gegenseitigen Geben und Nehmen. Und außerdem lohnt es sich für eine Partnerschaft, die Wünsche des anderen zu akzeptieren und zu beherzigen, da es automatisch auch bedeutet, eigene Freiräume zu schaffen.
Sprecht mit eurem Partner offen über eure Gefühle und sagt es ihm direkt, wenn ihr euch als ständiger Verlierer bei den Konflikten seht. Sucht euch dazu einen passenden Zeitpunkt und ein angenehmes, ungestörtes Umfeld aus. Sprecht dabei das Problem direkt an, etwa wenn es um eure Freunde oder um eure Freizeit geht. Das Gespräch sollte dabei in der Ich-Form verlaufen, da es schließlich um eure Ansichten und Meinungen geht. Schafft euch euren eigenen Freiraum durch Distanz zu eurem Partner. Eine Beziehung gedeiht durch eine gesunde Abwechslung aus Nähe und Distanz. Sucht euch ein Hobby, das euch Spaß macht, oder geht mit Freunden aus. Ihr werdet euch danach eine Menge zu erzählen haben, was eine Beziehung ungemein bereichern kann. Merkt ihr jedoch, dass alles wichtiger ist als der Partner oder ihr selbst, dann zieht die Reißleine. Sind eure Vorstellungen vom gemeinsamen Leben auch zu different, dann ist ein Ende mit Schrecken doch besser als ein Schrecken ohne Ende. Über manche Dinge kann man einfach nicht verhandeln.