Von: Ivd
Bozen – Noch vor 50 Jahren litten weniger als fünf Prozent der Europäer an Allergien. Mittlerweile sind es 35 Prozent und bis Mitte des Jahrhunderts soll die Hälfte aller Menschen an Allergien erkrankt sein. Wenn sich die Beschwerden von Asthma und Allergien zeigen, ist es jedoch oft schon zu spät. Der wirksamste Schutz soll laut einiger Studien in den ersten Lebensjahren erlangt werden kann, indem Kinder frühzeitig einer Vielzahl von Mikroben ausgesetzt sind – der sogenannte „Bauernhof-Effekt“.
Was steckt hinter dem Bauernhof-Effekt?
Der Bauernhof-Effekt beschreibt ein Phänomen, bei dem der Kontakt mit Kühen und der Aufenthalt auf einem Bauernhof das Immunsystem stärkt und allergischen Erkrankungen und Asthma vorbeugt. Studien konnten nachweisen, dass Kinder, die auf einem Bauernhof aufgewachsen sind und dort mit Tieren in Kontakt kamen, deutlich seltener an Allergien oder Asthma erkranken als ihre Altersgenossen aus städtischen Gebieten. Hauptgrund dafür ist ein spezielles Protein, das in der Stallluft vorkommt und als Immunbooster wirkt: Beta-Lactoglobulin (BLG), ein Molke-Protein, das in Kuhmilch zu finden ist.
„Der Bauernhof-Effekt funktioniert wie eine Art Schutzschild, der das Immunsystem stärkt und es widerstandsfähiger gegen Allergene macht“, erklärt Prof. Dr. Erika Jensen-Jarolim, Fachärztin für Immunologie aus Wien. Das Protein BLG wird durch die Ausscheidungen der Kühe in die Umgebungsluft abgegeben und gelangt so in die Atemwege des Menschen. Auch frische, unbehandelte Kuhmilch trägt zur Aufnahme des Proteins bei.
Bauerhof-Effekt in der Stadt
Während die Forschung den Bauernhof-Effekt längst als wirksam anerkannt hat, leben nur die wenigsten Menschen in direkter Nähe zu einem traditionellen Bauernhof. Doch auch hier gibt es mittlerweile eine Lösung: Forscher haben es geschafft, das Immun-Protein BLG in eine Form zu bringen, die auch Städter für sich nutzen können. Lutschpastillen aus der Apotheke sollen dazu beitragen, auch in der Stadt vom Bauernhof-Effekt zu profitieren.
An apple a day
Ein Projekt des Krankenhauses Bozen, dem Versuchszentrum Laimburg und der Universitätsklinik Innsbruck zeigt, wie modernste Forschung auf natürliche Weise bei der Behandlung von Allergien helfen kann. Das Projekt „AppleCare“ befasst sich mit der Frage, wie der Genuss von Äpfeln allergische Reaktionen lindern kann. Forscher haben herausgefunden, dass der tägliche Genuss von Äpfeln bei Menschen mit Birkenpollenallergie die Symptome deutlich verbessert.
Der Bauernhof-Effekt könnte in Zukunft die Ausbreitung von Allergien und anderen Krankheiten verhindern, bevor sie überhaupt entstehen. Dabei müssen auch Stadtbewohner nicht mehr auf die Vorteile der Mikroben verzichten. Für wen es bereits zu spät ist, kann mit dem täglichen Konsum von Äpfeln für Linderung sorgen.
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