Von: mk
Unterinn – Ivan Vieider stellt bei einem Tag des Arabischen Pferdes am 6. April seinen erfolgreichen Traumhengst Feuerjade und sein Vollblutaraber-Gestüt Feuerstein in Unterinn am Ritten vor. Um 14.00 Uhr beginnt die Veranstaltung.
Die Geschichte des Gestütes Feuerstein hat etwas Märchenhaftes. Ivan kaufte sich sein erstes Pferd mit 15 Jahren bei einem Händler in Oberitalien – einen Creolo, der mit hunderten anderen per Schiff von Südamerika nach Italien geschippert worden war. Keiner in der Umgebung des jungen Steineggners glaubte, dass diese Leidenschaft lange halten würde. Da es in dem kleinen Dorf keinen Reitlehrer gab, schauten er und sein Bruder Hannes stundenlang alte Westernfilme in slowmotion, um den Cowboys abzuschauen, wie man sattelt, zäumt und so ein Tier einigermaßen unfallfrei bedient. Als Autodidakten waren die beiden Brüder so erfolgreich, dass sie schon wenige Jahre später die lokalen Freizeitreiterturniere bestritten.
Ivan hatte schon bald anspruchsvollere Träume. Er hatte sich verliebt, und zwar in arabische Pferde – in ihr feuriges Temperament, ihre schwarzen lebhaften Augen, ihre federleichten Bewegungen und ihre rassetypische Gelehrigkeit und Anhänglichkeit. “Ein Vollblutaraber kann in Hungerstreik treten, wenn sein Besitzer ihm fehlt.” Mit Bedacht wählte er bei einem kleinen Züchter in Deutschland eine Stute, verhandelte hartnäckig, bis sie ihm dann tatsächlich überlassen wurde – und als Neva Bint Volga 2007 endlich in Steinegg im Stall des väterlichen Hofes stand, glaubte wieder kaum jemand so richtig an die Zukunft dieser neuen Leidenschaft. Trotzdem: Der Grundstein für das Gestüt Feuerstein war gelegt.
Das erste Fohlen war schon recht hübsch, aber für den anspruchsvollen Jungzüchter nicht hübsch genug. Mit ebenso viel Bedacht wie bei der Stute, suchte Ivan jetzt nach einem passenden Hengst. Er entschied sich für den Ausnahmehengst Ajman Moniscione, einen der großen Vererber in der Europäischen Araberzucht. Zuchterfolg ist Wissen gepaart mit sehr viel Gespür, Glück und einem guten Auge für die Vorzüge eines Pferdes und seines möglichen Zuchtpartners. Entweder man hat das alles oder man hat es nicht. Besonders wer nur eine einzige Stute im Stall stehen hat – und nicht wie die großen Züchter Duzende oder hunderte – kann sich keine Irrtümer erlauben.
2010 kam die rehbraune Feuer Nejla zur Welt. Ivan und sein Bruder Hannes reisen mit dem feingliedrigen Quecksilber zu mehreren europäischen Schauen und innerhalb kurzer Zeit wird der kleinen Prinzessin aus den Südtiroler Bergen im englischen Melbourne der schönste Kopf der Schau attestiert. In Österreich wird sie Bronzechampionesse, also drittschönstes Pferd der internationalen A-Schau. In Deutschland wird sie einmal Goldchampionesse, einmal fünfte ihrer Klasse und bestes italienisches Pferd. In Verona gewinnt sie den italienischen Züchterpreis.
Diese Erfolge wiegen mindestens doppelt, wenn man bedenkt, dass die Siegerpferde auf den internationalen Schauen normalerweise von betuchten Unternehmern oder Scheichs aus dem Morgenland vorgestellt werden. Sie haben nicht selten die ganze Veranstaltung finanziert und nutzen sie für Treffen mit guten Geschäftsleuten. Letzteres und das mondäne Ambiente der Reichen und Schönen gibt ihren Pferden ein eigenes Gewicht. Ein Bauernsohn aus den Bergen, der statt mit dem Ferrari mit dem Lieferwagen vorfährt, in der Box neben seinem Pferd schläft und statt im Zweireiher mit Jeans und Pullover herumläuft, muss schon ein außerordentlich schönes Pferd mitbringen, um dort überhaupt beachtet zu werden oder gar zu siegen.
Feuer Nejla starb bei einem tragischen Unfall. Doch Neva Bint Volga brachte weitere Spitzenfohlen. Das Gestüt Feuerstein zog um nach Unterinn auf den Ritten. Gemeinsam mit seiner Frau Renate schuf Ivan jetzt ein würdiges Heim für seine edlen Pferde. Wie ein stolzer Adlerhorst hängt seine weiträumige Reithalle im Fels, verglast mit Blick übers Tal, den Schlern, den Rosengarten und den Latemar direkt gegenüber. Dazu gibt es etwa fünfzehn Boxen für eigene und Ausbildungspferde sowie Weiden mit Bilderbuchpanorama.
2012 kam das Hengstfohlen Feuerjade zur Welt. Eine männliche Kopie der kleinen Nejla – und ebenso erfolgreich. Gleich einmal Italienchampion, also schönstes italienisches Araberfohlen und zweimal Zweiter bei den Europameisterschaften, respektive zweitschönstes europäisches Araberfohlen. Dreimal wurde er Silberchampion im französischen Chantilly beim Breeders Cup für europäische Züchter, bei dem Pferde nur vorgestellt werden dürfen, wenn sie noch im Besitz ihres Züchters sind.
Feuerjades Halbschwester Feuer Nane Bint Neva war ein weiterer Volltreffer und wurde erfolgreich an einen Scheich nach Kuwait verkauft. Unter 100 Jährlingen wurde sie dort gleich zur Goldchampionesse gekürt und in einer internationalen Schau bei den zweijährigen Fohlen zur Klassensiegerin und viertschönstem Pferd der Schau.
Ivan und sein Bruder Hannes hegen neben der Zucht auch eine Liebe zur zirzensischen Showreiterei. Hin und wieder sind sie mit ihrem Show-Pferd Eastwind auf Pferdeevents vor allem in Österreich oder Deutschland unterwegs. “Von außen”, sagt Ivan, “sieht es oft so aus, als sei ein arabisches Pferd pures Dynamit, nicht zu bändigen. Aber eigentlich sind es einfache Pferde. Man muss sie nur viel feiner behandeln als andere Rassen, mehr reden mit ihnen. Wenn ich einem Menschen ein arabisches Pferd in die Hand gebe, kann ich am Pferd schon nach wenigen Tagen den Charakter des Menschen ablesen, ist er fein oder grob, gelassen oder nervös, sicher oder unsicher – das Pferd spiegelt jede seiner Eigenschaften.”
Vor wenigen Wochen hat Ivan Vieider seinen Märchenhengst Feuerjade aus dem Ausland heimgeholt. Nach vielen weiteren Erfolgen im Ausland soll er jetzt Zuhause in den Deckeinsatz kommen. Zwei Fohlen werden in den kommenden Wochen erwartet. Es sei an der Zeit, findet Ivan, das arabische Pferd in Südtirol wieder etwas bekannter zu machen. Ein Netzwerk von Araberfreunden und -züchtern möchte er knüpfen und denen, die es werden wollen, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Ein Beginn dazu soll der Tag des arabischen Pferdes am 6. April im Gestüt Feuerstein werden: Es werden der Hengst Feuerjade, die vier Zuchtstuten sowie ihre Nachzucht gezeigt. Es gibt Zucht-, Fütterungs- und Ausbildungstipps sowie Showeinlagen mit Eastwind.
Beginn ist um 14.00 Uhr am Gestüt Feuerstein am Lanzenasterhof in Unterinn am Ritten. Die Veranstaltung ist für alle offen.