Von: mk
Bozen – Nicht mehr lange dauert es und der Heilige Abend bricht herein – jene magische Nacht, der besonders Kindern voller Vorfreude entgegen fiebern. Doch was passiert, wenn die eigenen Sprösslinge ausgerechnet vor Weihnachten von rationalen Zweifeln befallen werden und die Frage aller Fragen stellen: Gibt es das Christkind oder den Weihnachtsmann wirklich? Doch keine Panik. Pädagoge Cosimo Di Bari beruhigt.
Geschenke sind gleich doppelt so schön, wenn sie das Christkind oder der Weihnachtsmann bringt. Doch sollte das eigene Kind plötzlich ganz unschuldig danach fragen, ob es sich dabei tatsächlich um reale Figuren handelt, gelte es, die Fassung zu wahren. „Studien belegen: Die Entdeckung, dass der Weihnachtsmann eine fiktive Figur ist, verursacht kein Trauma“, erklärt Professor Di Bari, der als Forscher für allgemeine Pädagogik und Sozialpädagogik an der Universität Florenz tätig ist.
Ausnahmen gebe es in ganz seltenen Fällen, wobei die Schuld meist die Erwachsenen trifft. So kann es auf Kinder verstörend wirken, wenn das Geheimnis ohne jegliches Feingefühl gelüftet wird.
Bereits mit fünf bis sechs Jahren registrieren Kinder die ersten Hinweise, dass an der Geschichte etwas nicht stimmen kann: Wie ist es zum Beispiel möglich, allen Kindern auf der Welt in derselben Nacht Geschenke zu bringen? Oder wie schafft es der Weihnachtsmann, trotz Papas neuer Alarmanlage in die Wohnung einzudringen?
Im Alter von etwa acht Jahren sind Kinder in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen und Hinweise aus der Umwelt logisch zu interpretieren. Diese Fähigkeit ist nötig, um zu unterscheiden, was Fiktion und was Realität ist.
Eine Beziehung zu etwas älteren Kindern, wie etwa zu älteren Geschwistern könne den Kleinen helfen, der Realität auf die Schliche zu kommen. Laut Di Bari ist das kein Problem und unter Umständen sogar positiv. Eltern sollten ihren Kindern auf einfühlsame Weise gut zuhören und sich darum bemühen, zu verstehen, ob die Fragen der Kinder auf einem tatsächlichen Hinweis beruhen, den diese für sich herausgefunden haben.
Ist es so weit, sollte man auf alle Fälle ehrlich bleiben und die Kinder nicht weiter an der Nase herumführen. Ein schlechtes Gewissen, dass man die eigenen Kinder belogen hat, ist aber nicht nötig. „Es handelt sich um eine narrative Fiktion. Das passiert bereits seit der Antike: Wenn Menschen etwas nicht verstehen, konstruieren sie eine Erzählung“, betont Di Bari.
Ist die Vermutung der Kinder hingegen weniger klar, kann man ruhig noch etwas abwarten. Der richtige Moment kommt bestimmt. Hat ein Spielkamerad dem Kind die Wahrheit verraten oder es ist selbst dahinter gekommen, sollten Eltern die Tatsachen allerdings offen aussprechen und sich dem Thema stellen.