Von: bba
Impfungen können zu Autismus führen, dieser Mythos hält sich hartnäckig. Und er hält Eltern davon ab, ihr Kind gegen Masern, Mumps und Röteln zu impfen. Eine neue Studie zeigt: Den Zusammenhang gibt es nicht.
Die Dreifach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) erhöht die Zahl von Autismus-Fällen nicht. Zu diesem Ergebnis sind dänische Forscher in einer Studie gekommen. Sie hatten dafür den gesundheitlichen Werdegang von mehr als 657.461 Kindern seit dem Jahr 1999 verfolgt – von der Geburt bis spätestens zu ihrem zwölften Lebensjahr.
In Dänemark werden Kinder kostenlos und freiwillig geimpft. Die MMR-Dreifachimpfung gehört zu den wichtigsten Impfungen. Allgemeinärzte werden für die Impfung bezahlt, wenn sie sie an das nationale Gesundheitsamt melden – und das füttert das nationale Gesundheitsregister mit den Informationen. So kommt über die Jahre eine große Menge an Daten zusammen, aus der Forscher für Studien schöpfen können.
Die Forscher um Anders Hviid vom Statens Serum Institut in Kopenhagen verglichen in ihrer Studie die Zahl der Autismus-Diagnosen bei Kindern, die die MMR-Impfung bekommen hatten, mit der von Gleichaltrigen, die nicht gegen MMR geimpft wurden. Während der Zeit der Studie wurde bei 6.517 Kindern Autismus diagnostiziert. Damit konnten die Forscher zusätzlich ein besonderes Augenmerk auf Untergruppen legen – zum Beispiel auf Kinder, deren Autismus-Risiko höher ist, weil ein Geschwisterkind schon die Diagnose erhalten hat. Denn genau das war an früheren Studien kritisiert worden: Darin war nicht untersucht worden, ob in diesen besonders gefährdeten Gruppen nach der Impfung mehr Autismus-Diagnosen gestellt wurden. In der aktuellen dänischen Studie, die im Fachblatt „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht wurde, fanden die Forscher nun in mehreren Untergruppen kein erhöhtes Risiko für Autismus – also auch nicht bei Kindern mit autistischen Geschwistern.
Ein Antrieb für die Forscher war eine 20 Jahre alte Studie: Der britische Arzt Andrew Wakefield hatte im Fachmagazin „Lancet“ damals von zwölf Kindern berichtet, deren Entwicklung nach der Impfung verzögert war. Bei acht davon wurde innerhalb eines Monats nach der MMR-Impfung eine Autismus-Form diagnostiziert. Die Studie wurde später zurückgezogen, doch in der Öffentlichkeit blieb der Eindruck, dass die Impfung nicht sicher genug ist. Die Impfraten gingen in Großbritannien zurück.
Haben wirklich so viele Kinder Autismus?
Spätere Studien, die keinen Zusammenhang zwischen Impfung und Autismus fanden, konnten das Misstrauen bei vielen Eltern nicht zerstreuen. Dazu gehörte eine der größten bislang durchgeführten Studien aus Dänemark. Darin war beobachtet worden, ob 537.303 Kinder, die zwischen 1991 und 1998 geboren wurden, eine Autismus-Diagnose bekamen. Auch damals kamen die Forscher zu dem Schluss, dass der MMR-Impfstoff nicht mit der Entwicklung von Autismus verbunden war: Die Zahl der Autismus-Diagnosen war in der Gruppe der geimpften Kinder nicht höher als bei den nicht geimpften Kindern. Und: Die Wissenschaftler fanden keinen Zusammenhang zwischen dem Alter des Kindes zum Zeitpunkt der Impfung oder der Zeit seit der Impfung und der Entwicklung von Autismus.
„Für gewöhnlich werden Studien gemacht, um wissenschaftliche Fragestellungen zu beantworten – und nicht als Reaktion auf Verschwörungstheorien“, schreiben Saad B. Omer und Inci Yildirim von der Emory University in Atlanta (USA) in einem begleitenden Editorial in den „Annals of Internal Medicine“ über die aktuelle dänische Studie. Hypothesen, die von Impf-Skeptikern propagiert werden, könnten das Vertrauen in Impfstoffe beeinträchtigen.
Nebenwirkungen der Impfung sind gering
„Deshalb untersuchen Forscher in einigen Fällen das Wissen um die Sicherheit, selbst wenn der Fall eigentlich längst klar ist“, so Omer und Yildirim. Das könne gerechtfertigt sein, wenn es nicht zu teuer ist. Die Analyse von ohnehin vorhandenen Daten erfordere wahrscheinlich wesentlich weniger Ressourcen als eine prospektive Studie, für die Daten erst erhoben werden müssen. „Weiterhin die MMR-Autismus-Hypothese zu untersuchen, geht jedoch auf Kosten anderer Forschungsansätze“, geben sie zu Bedenken.
Fazit: Die MMR-Impfung ist eine Investition in die Gesundheit der Kinder und der Gesellschaft als Ganzes.