Von: bba
Rund um das Thema Ernährung ranken sich viele Mythen. So fragt ihr euch, ob dunkles Brot gesünder ist als helles. Und darf man Spinat wirklich nicht aufwärmen? Bestimmte Ernährungsmythen halten sich über Generationen, unabhängig vom Wahrheitsgehalt. Welches Wissen ist längst überholt und welche Regeln gelten nach wie vor?
Abendessen macht dick, nur dunkles Brot ist gesund. Mythen rund ums Essen gibt es viele – ihren Wahrheitsgehalt überprüfen wir nun. „Grund für Ernährungsmythen sind oft Unsicherheiten, zum Beispiel bei der Frage, ob man Käserinde mitessen darf“, so Harald Seitz vom Bundeszentrum für Ernährung. Manches hat aber seinen wahren Kern.
Hier die häufigsten Fragen rund um die Ernährung:
Getreideprodukte: Welche sind gesund?
Bei Getreideprodukten ist die Vollkorn-Variante die beste Wahl für die Gesundheit, meint Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). „Lebensmittel aus Vollkorn sättigen länger und enthalten mehr Nährstoffe als Weißmehlprodukte.“ Doch Vorsicht: Nicht jedes dunkle oder körnige Brot ist auch ein Vollkornprodukt. „Brötchen kann man auch mit Malzextrakt dunkel und mit Sonnenblumenkernen körnig machen“, sagt Silke Restemeyer.
Darf man Spinat nochmal aufwärmen?
Früher hieß es, Spinat dürfe man nicht nochmal aufwärmen. Heute wissen wir: Das stimmt so nicht. Denn diese Ernährungsregel ist sehr alt. „Sie stammt noch aus Zeiten, in denen es keinen Kühlschrank gab“, sagt Monika Bischoff, Vorstandsmitglied im Berufsverband Oecotrophologie. Das Problem sei nicht das zweite Aufwärmen, sondern das langsame Abkühlen: Kühlt gekochter Spinat nur langsam ab, wandeln Bakterien im mittleren Temperaturbereich ungefährliches Nitrat in schädliches Nitrit um.
Ist der Tomatenstrunk giftig?
Die grünen Stellen an der Tomate enthalten Solanin. „Dieses Gift dient der Pflanze zur Abwehr von Schädlingen“, erklärt Seitz. Bei Menschen können Vergiftungserscheinungen wie Kopf- und Bauchschmerzen auftreten, wenn sie sehr viel Solanin aufnehmen. Dafür müsste ein Erwachsener aber eine sehr große Menge unreifer Tomaten oder Strünke essen. Daher: Alles nicht so dramatisch!
Entzieht Kaffee dem Körper Wasser?
„Es schadet zwar nicht, zu einer Tasse Kaffee auch ein Glas Wasser zu trinken, notwendig ist es aber nicht“, sagt Restemeyer. Denn Kaffee werde wie alle anderen Getränke in die Flüssigkeitsbilanz einbezogen. Insgesamt sollte ein körperlich wenig aktiver Erwachsener bei mitteleuropäischen Temperaturen pro Tag etwa 2,5 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Mit Kaffee sollte man es einfach nicht übertreiben.
Sind in der Schale von Obst und Gemüse die meisten Vitamine?
Ja. Die meisten Vitamine und sekundären Pflanzeninhaltsstoffe sitzen bei Obst und Gemüse direkt in oder unter der Schale, erklärt Restemeyer. „Deshalb ist es wichtig, Obst und Gemüse mit Schale zu genießen.“ Der Vorteil überwiege die gesundheitlichen Gefährdung durch mögliche Pestizide in der Schale.
Macht Superfood fit und beugt Krankheiten vor?
Dem kann man nur zum Teil zustimmen. „Sogenanntes Superfood sind Lebensmittel mit besonders vielen Nährstoffen“, erklärt Monika Bischoff. Eine offizielle Definition des Begriffs gebe es aber nicht. Ob ein Lebensmittel wirklich fit mache und Krankheiten vorbeugen könne, hänge vom jeweiligen Produkt ab. Heimisches Superfood wie zum Beispiel Kohl sei gesund und mache fit. Von exotischen Lebensmitteln wie Chiasamen oder Acaipulver rät Bischoff dagegen ab.
Verderben gefrorene Lebensmittel?
Irgendwann schon: „Einfrieren ist eine empfehlenswerte Methode, um Lebensmittel mittel- bis langfristig aufzubewahren“, sagt Silke Restemeyer. Durch das Lagern bei Temperaturen von minus 18 Grad blieben Nährstoffe, Geschmack und das Aussehen weitestgehend erhalten. Mit der Zeit fänden aber trotzdem Abbauprozesse statt. Sie sorgen dafür, dass die Lebensmittel irgendwann nicht mehr gut schmecken. Silke Restemeyer rät: „Wer die Verpackung direkt mit Einfrierdatum, Menge und Inhalt beschriftet, behält einen besseren Überblick über seinen Vorrat.“
Darf man die Käserinde mitessen?
Das kommt drauf an. Entscheidend ist, wie die Rinde entstanden ist. „Natürlich gereifte sowie unbehandelte Käserinden sind essbar und geben wie etwa bei Edelschimmelkäse ein besonderes Aroma“, so Seitz. Künstliche Käserinden aus Wachs oder Kunststoff seien dagegen nicht zum Verzehr geeignet. „In diesem Fall muss ein Hinweis auf der Verpackung stehen.“
Macht das Abendessen dick?
„Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt, nimmt zu. Wer zu wenig Kalorien zu sich nimmt, nimmt ab“, sagt Monika Bischoff. Für Gesunde in einer normalen Gewichtsgruppe sei es irrelevant, wann sie das Essen einnehmen. „Wer abnehmen möchte, kann aber trotzdem ausprobieren, abends auf das Essen zu verzichten“, sagt die Ökotrophologin. Vielen Menschen falle es leichter, am Abend auf eine Mahlzeit zu verzichten als zum Beispiel auf das Frühstück.
Hilft ein Schnaps nach dem Essen der Verdauung?
“Blödsinn”, sagt Restemeyer. Alkohol rege zwar die Magensäureproduktion an, könne möglicherweise ein Enzym zur Eiweißverdauung im Magen stimulieren und habe eine betäubende Wirkung auf die Magennerven. „Er hilft aber nicht bei der Fettverdauung.“ Vielmehr spalte der Verdauungstrakt vor dem Fett erst einmal den Alkohol auf, weil er auf diese Weise einfacher Energie gewinnt. Durchsetzt mit Schnaps werde fettreiche Kost also eher langsamer verdaut.
Welche Zweifel rund um die Ernährung habt ihr?