Es gibt viele Missverständnisse

Mythos oder Wahrheit: Leben in geschlossenen Psychiatrien

Donnerstag, 16. Januar 2025 | 14:28 Uhr

Von: red

Das Leben in einer geschlossenen Psychiatrie ist für viele ein mysteriöses und beängstigendes Thema. Viele Menschen haben Vorstellungen davon, wie es dort zugeht, aber nicht alles, was man hört, entspricht der Realität.

„In geschlossenen Psychiatrien wird man gegen seinen Willen festgehalten”

Dieser Mythos beruht auf alten Vorstellungen und ist heutzutage kaum noch zutreffend. In modernen Psychiatrien ist die Aufnahme meistens freiwillig. Patienten entscheiden in der Regel selbst über ihre Behandlung. Zwangseinweisungen sind nur in Ausnahmefällen notwendig, zum Beispiel bei akuter Gefahr für den Patienten oder andere. Damit eine Zwangseinweisung erfolgen kann, müssen strenge rechtliche und medizinische Kriterien erfüllt sein: Der Patient muss sich selbst oder Dritte gefährden und eine ärztliche Begutachtung sowie eine gerichtliche Entscheidung sind erforderlich.

„Die Patienten sind gefährlich“

Ein weit verbreiteter Mythos ist, dass alle Patienten in geschlossenen Psychiatrien gewalttätig oder gefährlich sind. Tatsächlich sind die meisten Patienten dort nicht aufgrund aggressiven Verhaltens, sondern aufgrund schwerer psychischer Krisen oder Erkrankungen wie akuten Psychosen oder Depressionen. In vielen Fällen geht es darum, Patienten vor sich selbst zu schützen. Zwar können Menschen mit bestimmten psychischen Erkrankungen in akuten Phasen impulsiv oder aggressiv reagieren, doch dies betrifft nur einen kleinen Teil der Patienten. Die Fachkräfte in geschlossenen Einrichtungen sind speziell geschult, um solche Situationen zu deeskalieren und eine sichere Umgebung zu gewährleisten.

„Man verliert die Kontrolle über sein Leben, wenn man in einer Psychiatrie ist”

Viele Menschen fürchten, ihre Selbstbestimmung zu verlieren, wenn sie in einer Psychiatrie sind. Doch das ist ein Missverständnis. In modernen Psychiatrien wird auf Zusammenarbeit gesetzt. Patienten sind aktiv in ihre Behandlung eingebunden, Entscheidungen werden gemeinsam mit den Therapeuten getroffen und es wird darauf hingewirkt, die Selbstständigkeit zu fördern.

„In einer Psychiatrie bleibt man Jahre oder für immer”

Ein weiterer Mythos ist die Vorstellung, dass Patienten in einer geschlossenen Psychiatrie für immer bleiben müssen. In der Realität dauert der Aufenthalt in der Regel nur so lange, wie es für die Stabilisierung des Patienten notwendig ist. Durchschnittlich bleibt jemand etwa 10 bis 30 Tage, je nach Schwere der Erkrankung und Fortschritt der Behandlung. Nach der stabilisierenden Akutbehandlung erfolgt in den meisten Fällen eine Entlassung oder eine Weiterbehandlung in weniger restriktiven Rahmen.

Die häufigsten Ängste rund um das Leben in einer geschlossenen Psychiatrie beruhen oft auf Missverständnissen. Patienten dort erhalten gezielte Unterstützung und Behandlung, um ihre psychische Gesundheit zu stabilisieren. Ein Aufenthalt ist keine Bestrafung, sondern eine wichtige Hilfe für Menschen in Not. Es gibt keinen Grund, sich vor einer solchen Behandlung zu fürchten.

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