Von: luk
Bozen – Marta Kofler liebt es, aktiv zu sein: Die pensionierte Englischlehrerin kann Stillstand nicht leiden – ob sportlich oder im Geiste. Nicht mal der gleichzeitige Austausch beider Kniegelenke bremste sie länger als notwendig ein.
Eine aktive Pensionistin
Wie alle Pensionisten hat auch Kofler wenig Zeit: Sie ist nicht nur als Prüferin in der Zweisprachigkeitsstelle zweimal wöchentlich tätig, sondern radelt auf ihrem E-Mountainbike so oft wie möglich durch die Welt: Ob mal kurz zum Schwimmen nach Montiggl oder bei einer Radtour durch Frankreich oder Apulien – ein aktives Freizeitprogramm ist Voraussetzung. Reisen und Bergwandern zählt ebenso zu ihren Leidenschaften, nur das Skifahren hat die Boznerin vor ein paar Jahren aufgegeben, „ich hatte mir sieben Rippen gebrochen, weil ich auf der Piste angefahren wurde, da dachte ich mir, das lass ich jetzt sein“, erklärt die 68-Jährige lapidar.
“Erst die Hüfte, dann die Knie”
Da traf es die passionierte Sportlerin herb, als sie vor einigen Jahren merkte, dass die Kniegelenke nicht mehr so wollten, wie sie es gerne gehabt hätte. Kofler merkte sich für eine orthopädische Erstvisite im Krankenhaus Innichen des Südtiroler Sanitätsbetriebes vor und Primar Stefano Basso der orthopädisch-traumatologischen Chirurgie eröffnete ihr, dass sie zuallererst ein neues Hüftgelenk benötigen würde – „erst die Hüfte, danach folgen die Knie!“, erklärte ihr der erfahrene Operateur. Kofler willigte ein und bekam 2021 im Krankenhaus Innichen ein neues Hüftgelenk eingesetzt, danach ging’s für einige Zeit auch besser mit den Kniegelenken. Bis 2023 die Schmerzen wieder häufiger wurden, das Abwärtsgehen belastender und die sportliche Patientin sich wieder eingebremst sah.
“Sehr menschliche Betreuung”
Es folgte erneut eine Visite im Krankenhaus Innichen – und die Botschaft, dass beide Kniegelenke in einer einzigen Operation ausgetauscht werden sollten. „Obwohl das erstmal angsteinflößend klingt, war ich darüber nicht so sehr erschrocken, weil ich mich sehr gut eingelesen hatte, ich habe auch viele Fachbeiträge konsultiert. Daraus hatte ich erfahren, dass ein einziger Eingriff von Vorteil wäre: Es handelt sich um eine Operation, man muss nur eine Anästhesie anwenden, die Reha muss ebenfalls nur einmal durchgezogen werden – ganz zu schweigen davon, dass die Fachleute mir erklärten, die Achsen würden einfacher zu korrigieren sein.“ Kofler willigte also ein, es folgten die stationäre Aufnahme im Krankenhaus Innichen, die Operation – und nach wenigen Tagen konnte sie das Krankenhaus wieder verlassen. „Es hat alles sehr gut geklappt, ich habe bereits nach kurzer Zeit auf starke Schmerzmittel verzichtet und als man mir ein Schlafmittel bringen wollte, lehnte ich ab, denn davon bekam ich nur Albträume.“ Die Anästhesistin sei sehr nett gewesen, ebenso das Pflegepersonal, sie habe insgesamt die Betreuung als sehr „menschlich“ empfunden. Kofler schmunzelt rückblickend über die Verwunderung der Pflegerin, als sie kurz nach dem Eingriff aufstand und sich allein wieder ins Bett stemmte. „Das konnte sie fast nicht glauben.“ Die familiäre Atmosphäre, die Zweibettzimmer und das Essen sind Kofler ebenfalls angenehm in Erinnerung geblieben.
Ohne Fleiß kein Preis
Nach der Entlassung ging es in die Bonvicini-Klinik zur Reha, dort blieb Kofler für zwei Wochen, „die dritte Woche wollte ich nach Hause, obwohl man mir diese noch wärmstens ans Herz legte.“ Es folgten ambulante Physiotherapie-Übungen, jedoch möchte Kofler eine Lanze für die Eigenverantwortung eines jeden Einzelnen brechen: „Natürlich hatte ich eine gute Muskulatur durch meine sportlichen Aktivitäten aufgebaut, das war sicher von Vorteil, wie mir alle versicherten. Aber ohne fleißiges Training erzielt man keine Fortschritte – man muss schon etwas tun für die Genesung, es braucht Motivation und Biss, um Fortschritte zu erzielen.“ Und Kofler war hart zu sich selbst, sie übte mit ihrem Physiotherapeuten, aber auch in jeder freien Minute zuhause. Für ihre Tätigkeit als Prüferin in der Zweisprachigkeitsstelle in Bozen wurde sie wenige Tage nach der Operation zu einer Wettbewerbsprüfung eingeladen – es ging alles gut, obwohl Kofler rückblickend sagt, sie sei nicht ganz „da“ gewesen, wohl aufgrund der eingenommenen Medikamente.
Aber Disziplin zahlt sich aus – und die Fortschritte ließen nicht auf sich warten: Im Jänner folgte ein Kurzurlaub in Abano, dort unternahm Kofler einen Spaziergang von sieben Kilometern – wohlgemerkt, wenige Monate nach dem Austausch beider Kniegelenke. Einzig langes Sitzen würde ihr noch ab und zu Probleme bereiten, aber sie trainiert fleißig weiter. Für sie ist klar: „Man muss positiv eingestellt sein, das ist wichtig.“ In wenigen Wochen steht der nächste Kontrolltermin im Südtiroler Sanitätsbetrieb an, dann wird überprüft, ob es mit der Kniebeugung so klappt, wie es sein sollte. Für die junggebliebene Boznerin kein Grund, sich Sorgen zu machen: „Ich wurde sehr gut versorgt, auch die OP-Wunden heilten gut und ich bin zuversichtlich, dass sich auch der Rest gibt und ich bald wieder meine Radtouren unternehmen kann. Bis dahin widme ich mich wieder vermehrt einem anderen Hobby, dem Akkordeonspielen.“