Von: mk
Innsbruck – „Dichrorampha velata“, zu Deutsch „Versteckter Alpenwickler“ tauften Peter Huemer, Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlung der Tiroler Landesmuseen, und der Schweizer Schmetterlingskundler Jürg Schmid ihren neu entdeckten Falter. Ende Juni präsentierte das österreichisch-schweizerische Team seinen Fund in der Fachzeitschrift „Alpine Entomology“. Dabei sorgt die Entdeckung einer bisher weltweit unbekannten und namenlosen Art nach 250 Jahren Forschungsgeschichte für eine kleine Sensation und löst noch dazu ein fast 180 Jahre altes Rätsel.
Erfolgreiche Teamarbeit
An die 5000 Schmetterlingsarten gibt es in den Alpen. Seit 250 Jahren werden die Insekten intensiv erforscht. Heute eine noch unbekannte und namenlose Art zu finden, wie es kürzlich dem österreichisch-schweizerischen Forschungsteam um Peter Huemer und Jürg Schmid gelang, grenzt daher an eine Sensation.
Die Entdeckungsgeschichte des „Versteckten Alpenwicklers“ geht bis in die 1990er-Jahre zurück. Damals entdeckten Peter Huemer, der Leiter der Naturwissenschaftlichen Sammlungen der Tiroler Landesmuseen, und Jürg Schmid, ein passionierter Schmetterlingskundler und hauptberuflicher Zahnarzt aus Illanz in der Schweiz, unabhängig voneinander einen Falter. Die Forscher hielten den Schmetterling für einen möglichen Doppelgänger einer seit 1843 bekannten Art aus der Familie der Wickler. Die Falter kamen zwar an denselben Orten vor, unterschieden sich aber deutlich in ihrer Gestalt, was dafür sprach, dass es sich um zwei verschiedene Arten handelt. Diese Vermutung wurde nun durch genetische Untersuchungen bestätigt.
Namensfindung
Mit der Entdeckung des neuen Schmetterlings begann für die Forscher ein herausfordernder Prozess, denn eine neue Organismenart darf nur dann auf einen Namen „getauft“ werden, wenn es nicht schon aus früheren Zeiten einen Namen dafür gibt. So wird verhindert, dass dieselbe Art zwei unterschiedliche Namen trägt. Für den neuen Falter waren sechs potentielle Namen vorhanden, die von den Wissenschaftlern geprüft werden mussten.
Nach aufwendigen Recherchen in den Naturmuseen in Frankfurt, Berlin, Paris und London stand jedoch fest, dass es sich tatsächlich um eine bisher noch unbekannte und unbenannte Art handelte. Ihre Entdecker tauften ihren Fund schließlich „Dichrorampha velata“. Auf Deutsch bedeutet der Name „Versteckter Alpenwickler“. Die Bezeichnung des Schmetterlings soll auf die verzwickte Geschichte der Namensbestimmung hinweisen.
Versteckter Alpenwickler
Der Versteckte Alpenwickler zeichnet sich äußerlich durch olivbraune Vorderflügel mit silbrigen Linien aus. Seine Flügelspannweite beträgt bis zu 16 Millimeter. Am häufigsten trifft man den tagaktiven Falter in bunten Bergblumenwiesen an. Die Forscher vermuten, dass die Art im mittleren Europa weit verbreitet ist. So reichen bisherige Funde von Tirol nach Salzburg, in die Südschweiz und den Jura bis in die französischen und italienischen Alpen sowie in Einzelfällen bis in den Schwarzwald. Die Biologie der neuen Art ist dagegen noch unerforscht. Huemer und Schmid vermuten, dass die Raupen des Versteckten Alpenwicklers, wie andere Arten der Gattung, an den Wurzeln von Scharfgarben oder Chrysanthemen leben könnten. Wie bei vielen anderen Alpenschmetterlingen bedarf es aber auch bei der neuen Art noch an Forschung.