Von: mk
Meran – In der Passer muss man zwar kein Loch ins Eis sägen, doch mit Temperaturen rund um vier Grad ist das Wasser dem Gefrierpunkt trotzdem recht nahe – genau richtig, um ein Eisbad zu unternehmen. Nicht nur im Norden Europas trotzen mutige Winterschwimmer der Kälte und wagen sich in die Fluten. Der Trend scheint auch in Meran Fuß zu fassen.
Wenn die Temperaturen sinken, ist in der Regel die Badesaison schon längst beendet. Für manche Menschen jedoch startet sie erst. Das Phänomen nennt sich Winter- oder Eisbaden, bei dem Hartgesottene ins eisige Wasser gehen und ihr Immunsystem stärken wollen. Gelegenheit gab es dazu am Samstag in Meran unter der Leitung des Experten Christian Zöschg im Rahmen des Projekts Merano Vitae. Wem die Erfahrung gefallen hat, kann sie am 18. Februar und am 11. März wiederholen.
Das Eisbad in der Passer auf der Höhe der Sommerpromenade hat nur wenige Minuten gedauert, trotzdem schwört Zöschg auf die Erfahrung. „Es ist ein wunderbares Gefühl, ich spüre das Blut in meinen Adern pulsieren, und wie es in meinem Körper kreist“, erklärt Zöschg laut einem Bericht der italienischen Tageszeitung Alto Adige.
Stärkung des Immunsystems
Dass Eisbaden gesund ist, dafür gibt es auch wissenschaftliche Hinweise – wobei jeder Körper natürlich anders reagiert. Weil sich die Gefäße in der Haut beim Eintauchen verengen, wird die Blutzirkulation angekurbelt. Mit diesem Prozess stellt der Organismus sicher, dass die Kerntemperatur bei 36 bis 37 Grad aufrecht bleibt. „Die verstärkte Durchblutung wirkt positiv auf das Herz-Kreislaufsystem“, erklärt Dr. Ursula Marschall, Leitende Medizinerin bei der deutschen Krankenkasse Barmer.
Auch auf die Regenerationsfähigkeit hat das Kältebad positive Auswirkungen. Deshalb wird es häufig auch im Leistungssport eingesetzt. So setzt das Baden Adrenalin, Endorphine und entzündungshemmendes körpereigenes Kortison frei. Damit kann sich der Körper nach Anstrengungen schneller wieder erholen und das Immunsystem wird auf Trab gebracht.
Wichtige Vorsichtsmaßnahmen
Gleichzeitig warnt die Forschung: Eisbaden sollte unbedingt trainiert werden. „Der Körper sollte sich Schritt für Schritt an die extreme Kälte gewöhnen können. Hierbei sind kalte oder wechselhafte Duschen am Morgen zum Einstieg zu empfehlen“, so Marschall.
Um die eigene Gesundheit nicht zu riskieren, sollte man sich nicht länger als wenige Sekunden oder Minuten im Wasser aufhalten. Vor und nach dem Bad im Eiswasser ist es ratsam, für ein gutes Aufwärmen zu sorgen – sei es durch etwas Bewegung oder dicke Kleidung. So reduziert man die Gefahr einer Unterkühlung auf ein Minimum.
Über den Kopf verliert unser Körper viel Wärme, daher der Tipp: Den Kopf beim Eisschwimmen nicht unter Wasser tauchen. Zusätzlich macht eine Mütze auf dem Kopf den Kälteschock beim Baden etwas erträglicher.
Grundsätzlich gilt: Menschen mit gesundheitlichen Beschwerden sollten kein Winterbaden praktizieren. Dies gilt insbesondere für Menschen mit Kreislaufproblemen. Im Zweifel ist ein Gespräch mit dem Arzt unerlässlich.
Wer zum ersten Mal bei eisigen Temperaturen ins kühle Nass steigt, sollte sich langsam an den Kälteschock herantasten. Zudem ist es ratsam Winterschwimmen nicht alleine durchzuführen, denn im Falle eines Falls können Begleitpersonen helfen.