Von: Ivd
Bozen – In einer Welt, in der gesunde Ernährung allgegenwärtig propagiert wird, kann der Drang nach “reinem” Essen zur krankhaften Obsession werden. Orthorexie – eine wenig bekannte, aber ernst zu nehmende Essstörung – betrifft auch in Südtirol etwa zwei Prozent der Bevölkerung. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff und welche Auswirkungen hat er auf die Betroffenen?
Während bei klassischen Essstörungen wie Magersucht oder Bulimie oft das Körpergewicht im Fokus steht, dreht sich bei Orthorexie alles um die Reinheit der Nahrung. Betroffene verbringen Stunden damit, Lebensmittel auf vermeintlich schädliche Inhaltsstoffe wie Zucker, Palmöl oder Pestizide zu überprüfen. Spontane Restaurantbesuche oder Einladungen zum Abendessen werden zur Herausforderung, da das Misstrauen gegenüber industriell verarbeiteten Produkten allgegenwärtig ist.
Lebensqualität leidet
Dieser ständige Kontrollzwang hat weitreichende Folgen. Spontanität, Genuss und soziale Interaktionen werden zunehmend zum Problem. Viele Betroffene meiden Familienfeste oder Treffen mit Freunden aus Angst, nicht die “richtigen” Lebensmittel zu finden. Die Konsequenzen sind nicht nur sozialer Isolation, sondern oft auch Mangelerscheinungen, da die Auswahl an “erlaubten” Lebensmitteln immer weiter schrumpft.
Gesunde Ernährung ist zweifellos essenziell für unser Wohlbefinden. Doch wenn der Wunsch nach einem gesunden Lebensstil in Kontrolle und Angst umschlägt, wird aus einer guten Absicht ein ernsthaftes Problem. Wer sich ständig mit der Zusammensetzung seiner Nahrung beschäftigt und Mahlzeiten nach strikten Regeln plant, sollte sich fragen: Kontrolliere ich mein Essen – oder kontrolliert mein Essen mich?
Aktuell sind 14 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen