Lärmbelästigung oder wichtige Tradtion

Schottischer Ort diskutiert Glockenschlag

Montag, 20. November 2023 | 07:45 Uhr

Von: APA/dpa

Was zählt mehr: die Tradition einer Gemeinde oder die Nachtruhe eines Einzelnen? Darüber debattieren derzeit die Einwohner des schottischen Orts Beith. 200 Jahre lang schlug dort eine Kirchenglocke jede Stunde die Zeit, auch nachts – bis eine Lärmbeschwerde einging. Doch ausgerechnet ein Mann, der seit 23 Jahren neben der Kirche lebt, hat nun einen Antrag gestellt, dass die Tradition wieder aufgenommen werden solle.

Dass die Glocke über Nacht pausiert, habe das Gemeinschaftsgefühl und die Identität des Ortes Beith mit knapp 6.000 Einwohnern beeinträchtigt, sagte Bryan McWilliams der BBC. “Die schlagende Uhr ist mehr als nur ein Zeitmesser. Sie dient als hörbare Verbindung zu unserer Geschichte und unserem Erbe und schlägt seit 200 Jahren.” Viele Bewohner hätten sich zeitlebens auf den Glockenschlag verlassen, sagte McWilliams.

Die Kirche in dem Ort südwestlich von Glasgow wurde 1810 gebaut. In den 1990ern hatte es schon einmal eine Debatte gegeben, ob die Glocke jede Stunde schlagen solle. Doch nichts änderte sich – bis ein Einwohner sich bei der Gemeinde beschwerte, der Lärm störe den Schlaf. Daraufhin stellte die Church of Scotland den Glockenschlag zwischen 23.00 und 7.00 Uhr ein. Die Kirche verwies zur Begründung auf den Bibelspruch “liebe deinen Nächsten wie dich selbst”.

Doch eine Petition von McWilliams, die Glocke auch nachts wieder bimmeln zu lassen, erhielt bereits 900 Unterschriften. Zwar sei das Wohlbefinden aller Einwohner wichtig, räumte der Kirchennachbar ein. “Wir glauben aber, dass das Unbehagen einer Person nicht schwerer wiegen sollte als eine Tradition, die von vielen geliebt wird und seit Generationen in unserer Gemeinschaft verankert ist.”