Wolfsjagd in Serbien als Vorbild für Südtirol? – VIDEO

Schwierige Jagd auf schlaue Raubtiere

Freitag, 16. Februar 2018 | 08:10 Uhr

Von: ka

Blace/Serbien – Die immer häufigeren Risse von Schafen und anderen Nutztieren war 2017 eines der beherrschenden Themen. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass es im Wahljahr 2018 kaum anders sein wird. Immer wieder fordern Vertreter der Bauern und Teile der Politik, den Abschuss von Wölfen zu erlauben, während Tierschützer gegen solche Ansinnen Sturm laufen. Bis dato wissen die Tierschützer das Recht auf ihrer Seite, stellt das italienische Gesetz ja Wölfe unter strengem Schutz.

YouTube/AFP news agency-Hunting wolves in Serbia’s southern forests

Ändere sich aber die rechtliche Lage, wie sähe dann in der Praxis die Jagd auf Wölfe aus? Werfen wir dazu einen Blick weit über die Landesgrenzen. Während in den meisten westeuropäischen Staaten die Jagd auf Wölfe verboten ist, ist sie unter Auflagen in Serbien zwischen Juli und April erlaubt. Im Jastrebac, einem Gebirgszug in Südserbien, haben Landwirte und Hirten mit ähnlichen Problemen, wie ihre Kollegen in Südtirol zu kämpfen. Immer wieder verlieren sie durch Wolfsrisse Schafe, was zu empfindlichen Einkommenseinbußen führt. Experten schätzen, dass die relativ arme, dünn besiedelte, hauptsächlich von der Viehzucht lebende Region auch von rund 800 Wölfen bevölkert wird. Gerade in den Wintermonaten setzen diese den Schafherden zu.

YouTube/AFP news agency-Hunting wolves in Serbia’s southern forests

Die Wolfsangriffe und die Verluste an Weidetieren werden genau gezählt. Lokale Jagdverbände hingegen überwachen, soweit möglich, die Wolfspopulation und legen für einzelne Gebiete Abschussquoten fest. Für diese Jagdsaison wurde beispielsweise für die Umgebung der Kleinstadt Blace eine „Entnahmequote“ von sechs Wölfen festgelegt.

Erst unlängst versammelten sich an einem kalten Wintertag in Blace 400 Jäger, um die sechs Raubtiere zur Strecke zu bringen. Nach einer „militärischen Lagebesprechung“ teilten sich die Jäger in zwei Gruppen, den hier Beobachter genannten „Schützen“ und den Fährtenlesern, auf. Während sich die Beobachter in einer langen Linie im Wald ausbreiten, nehmen die Fährtenleser mehrere Kilometer von den Beobachtern entfernt Stellung. Dann schwärmen auch die Fährtenleser in eine lange Linie aus und gehen langsam auf die Beobachter zu. So schließen sie die Lücke zu den Beobachtern und treiben die Wölfe im Idealfall geradezu in ihre Schussrichtung.

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Was aber auf den ersten Blick einfach klingt, ist in Wahrheit außerordentlich schwierig. Die Jäger berichten, dass Abschüsse sehr selten seien und in Blace ein Jäger sein ganzes Leben auf „seinen“ Wolf warte. Ein Jäger erzählt, dass er selbst in 24 Jahren Jagd noch keinen einzigen Wolf erlegt habe. Die serbischen Jäger haben große Ehrfurcht vor ihrem „Gegner“. Die Wölfe seien sehr schlau, scheu und würden über einen außerordentlich guten Geruchs- und Hörsinn verfügen. Zudem seien die Tiere sehr beweglich und könnten an einem Tag mit Leichtigkeit 50 bis 100 Kilometer zurücklegen, so die Jäger. Ein einzelner Jäger habe praktisch keine Chance, einen Wolf zu erwischen. Nur die organisierte Jagd eröffne den Jägern die Möglichkeit, ein paar der Wölfe zu erlegen.

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Ist die Jagd erfolgreich, wird in Blace groß gefeiert. Die getöteten Wölfe werden stolz den Bewohnern der Kleinstadt präsentiert. Wie es seit zwei Jahrzehnten Brauch ist, wird ein großes Fest veranstaltet, bei dem reichlich gegessen und getrunken wird. Das Fest dient auch dazu, die Gemeinschaft zwischen Jägern und der Bevölkerung zu stärken. Am glücklichsten von allen sind aber die zwei Schützen – insgesamt wurden bei dieser Jagd zwei Wölfe erlegt – die die beiden Raubtiere zur Strecke gebracht haben. Neben einem jungen Jäger, dem es nach nur sechs „Dienstjahren“ gelang, den ersten Wolf zu schießen, war ein alter Jäger ganz besonders glücklich. Nach fast vier Jahrzehnten Jagd wurde ihm die Gnade zuteil, einen großen, weiblichen Wolf zu erlegen.

Aber die Quote ist noch nicht erfüllt. In Blace sind noch vier Wölfe „ausständig“. Es gibt also noch die Gelegenheit für vier weitere Jäger, sich bei der Wolfsjagd auszuzeichnen.

Auf solches Jagdglück werden ihre Südtiroler Kollegen noch lange vergeblich warten. Wahljahr hin oder her stehen die Aussichten für eine Änderung der Schutzgesetze für die Wölfe schlecht. Eine Südtiroler Abschussquote für Wölfe liegt in weiter Ferne. Das heißt aber auch, dass die heimischen Jäger viel Zeit besitzen, die Jagd auf die großen und smarten Raubtiere zu lernen. Vielleicht werden sie ja von ihren serbischen Kollegen zu einer Wolfsjagd eingeladen.

Weil eins ist sicher. Die Wölfe zu jagen, ist fast ebenso schwierig, wie die Gesetze zu ändern.